Alles begann im Sommer 2017

Tod durch Käse: Familie von Mattia [7] erlangt Sieg vor Gericht

Donnerstag, 25. Juli 2024 | 08:23 Uhr

Von: Ivd

Trient – In einem schmerzhaften und langwierigen Gerichtsprozess hat eine Familie aus dem Trentino endlich Gerechtigkeit erfahren: Vor sieben Jahren hat ihr Sohn Mattia (7) einen kontaminierten Käse zu sich genommen, ist in ein Wachkoma gefallen und schließlich gestorben. Nun wurde den Eltern in einem „historischen Urteil“ die Summe von einer Million Euro Entschädigung zugesprochen.

Der Fall begann am 5. Juni 2017, als der kleine Mattia ins Krankenhaus eingeliefert wurde und bei ihm das hämolytisch-urämische Syndrom (HUS) diagnostiziert wurde. Sein Zustand verschlechterte sich rasch, bis er schließlich in ein unheilbares Wachkoma fiel, aus dem er nie wieder erwachte. HUS tritt hauptsächlich bei Kindern auf und führt zur Bildung kleiner Blutgerinnsel im gesamten Körper. Diese können dann die Blutversorgung lebenswichtiger Organe wie Herz, Gehirn und Nieren blockieren.

Bakterien im Käse festgestellt

Die Ursache für seinen schnellen Tod wurde erst Monate später aufgedeckt: Escherichia Coli – ein Bakterium, das HUS hervorrufen kann. Eine Kontrolle in einer Molkerei, von dessen Käse Mattia zuvor gegessen hatte, führte zur Beschlagnahmung mehrerer Käseprodukte, die mit dem Bakterium kontaminiert waren. Die Verbindung zu Mattias Erkrankung wurde schnell deutlich, und ein Ermittlungsverfahren wegen Lebensmittelbetrugs gegen die Molkerei wurde eingeleitet.

Ein Lebensmittelbetrug liegt in der Regel dann vor, wenn ein Unternehmen mit Gewinnerzielungsabsicht vorsätzlich gegen EU-Lebensmittelrichtlinien verstößt und somit Konsumenten täuscht. “Nachdem wir festgestellt hatten, dass es sich bei dem betroffenen Kind um Mattia handelte, erfuhren wir auch, dass gegen die betreffende Molkerei bereits ein Ermittlungsverfahren wegen Lebensmittelbetrugs lief,” erklärte Anwalt Paolo Chiariello gegenüber Il Dolomiti.

Prozess fordert Eltern alles ab

Der Kampf um Gerechtigkeit war jedoch lang und schwer. Erst nach sieben Jahren und umfangreichen medizinischen Untersuchungen gelang es den Anwälten der Familie, alle möglichen Ursachen auszuschließen und den Zusammenhang zwischen Mattias Krankheit und dem kontaminierten Käse zu beweisen.

Im Jahr 2023 wurden schließlich der ehemalige Präsident der Molkerei und der Käsehersteller wegen schwerer Körperverletzung verurteilt. Beide legten Berufung ein, doch die Forderung nach Schadensersatz wurde letztlich bestätigt: 600.000 Euro für Mattia und 400.000 Euro seine Eltern. Chiariello bezeichnete das Urteil als “historisch”. Mattias Vater äußerte sich hoffnungsvoll: “Ich hoffe, dass dieses Urteil dazu beitragen kann, dass anderen Kindern so etwas nie wieder passiert.”

Der Kampf gegen Lebensmittelfälscher

Der Fall wirft ein Schlaglicht auf die Bedeutung von Lebensmittelsicherheit und die Verantwortung der Hersteller, die Verbraucher vor möglichen Gefahren zu schützen. Erst vor wenigen Wochen konfiszierte die Polizei in Apulien 42 Tonnen gefälschtes Olivenöl. Die Konzerne umgehen mit der unkontrollierten Herstellung der Produkte die Standards bestimmter Lebensmittelrichtlinien. Dabei können Verunreinigungen wie in Mattias Fall in die Speisen gelangen.

Aus diesem Grund werden Behörden immer erfinderischer und nutzen beispielsweise KI, um den Lebensmittelfälschern auf die Schliche zu kommen. Außerdem regen sich immer wieder Proteste gegen die Fake-Lebensmittel, wie zuletzt die Bewegung „Fake-Italy“ im April.