"Kabel und Geräte niemals in der Nähe von Wasser verwenden" – VIDEO

Tod durch Stromschlag: Fünf Personen angezeigt

Sonntag, 17. September 2023 | 08:22 Uhr

Von: ka

Montefalcione/Avellino – Nach der Tragödie um eine 16-jährige Jugendliche, Mariantonietta Cutillo, die am vergangenen 2. Mai 2023 in der Badewanne durch einen Stromschlag ums Leben gekommen war, gelangten die Ermittler zur Ansicht, dass der Tod der 16-Jährigen durch das Ladegerät eines Mobiltelefons, das nicht europäischen Normen entsprach, verursacht worden war.

Auf Antrag der Staatsanwaltschaft wurden fünf Personen ins Ermittlungsregister eingetragen. Da aber theoretisch jedes Gerät Herstellungsfehler aufweisen könnte, warnen Experten davor, Smartphones und Tablets im Bad zu benutzen. „Kabel und Geräte sollten niemals in der Nähe des Wassers verwendet werden“, warnen Experten.

Facebook/Mariantonietta Cutillo

Die Tragödie um die 16-jährige Mariantonietta Cutillo erschütterte Anfang Mai ganz Italien. Mariantonietta Cutillo führte mit ihrem Smartphone, das über das Ladegerät am Stecker neben der Badewanne hing, ein Videotelefonat mit einer Freundin, als das Gerät plötzlich ins Wasser fiel. Die Freundin, die noch die letzten Schreie der 16-Jährigen hören konnte, alarmierte die Rettungskräfte. Noch vor ihnen rannten die Eltern ins Badezimmer. Für Mariantonietta Cutillo kam aber jede Hilfe zu spät. Ersten Erkenntnissen zufolge war die 16-Jährige, deren Hand schwarz war, Opfer eines Stromschlags geworden.

Facebook/Mariantonietta Cutillo

Folgende Ermittlungen der Staatsanwaltschaft von Avellino ergaben, dass das Ladegerät, das die Jugendliche zum Laden ihres Smartphones benutzt hatte, nicht der Norm entsprach. Nach Angaben der Ermittler wies der Keramikscheibenkondensator des Ladegeräts Mängel auf. Diese ließen sich auf die schlechte technische Qualität des Materials zurückführen, aus dem es hergestellt worden war.

Wäre das Ladegerät aus CE-gekennzeichneten elektrischen Bauteilen hergestellt worden, wäre es nicht zu der folgenschweren Entladung gekommen. Nach der Rekonstruktion durch die Ermittler war die elektrische Entladung vom freien Ende des USB-Kabels ausgegangen, mit dem Mariantonietta Cutillo ihr Smartphone aufgeladen hatte. Die Experten kamen zum Schluss, dass wenn die Komponenten des Ladegeräts europäischen Standards entsprochen hätten, die 16-Jährige nicht gestorben wäre.

Facebook/Mariantonietta Cutillo

Nach umfangreichen Untersuchungen, bei der in ganz Italien das Vertriebsnetz von Ladegeräten und anderen elektronischen Geräten näher in Augenschein genommen wurde, wurden fünf Personen – vier Chinesen und ein Italiener – ins Ermittlungsregister eingetragen.

Den fünf Personen, bei denen es sich um Importeure und Vertreiber von Ladegeräten handelt, werden sich wegen Totschlags vor Gericht verantworten müssen. Zugleich wurden von den Carabinieri in ganz Italien 500 in China hergestellte Batterieladegeräte beschlagnahmt. Die beschlagnahmten Geräte verfügten weder über Bedienungsanleitungen noch über Warnhinweise sowie über die vorgeschriebenen Kennzeichnungen und Konformitätsblätter, die allesamt für in der Europäischen Union vertriebene Elektroprodukte verpflichtend sind.

APA/APA/dpa/Monika Skolimowska

Allerdings warnen Experten davor, sich auf die Sicherheit der Ladegeräte zu verlassen. Der Direktor des Instituts für Elektronik und Technik des Nationalen Forschungsrats CNR, Paolo Ravazzani, weist darauf hin, dass elektrische und elektronische Geräte niemals in der Nähe von Wasser benutzt werden sollten.

„Jegliche Berührung mit Wasser, auch wenn es sich nur um ein Niederspannungskabel handelt, sollte vermieden werden. Wir können nie sicher sein, ob das Kabel nicht mit der Hochspannung der Steckdose in Berührung kommt. Eine Fehlfunktion könnte einen tragischen Unfall verursachen“, erklärt Paolo Ravazzani. Der anerkannte Experte unterstreicht, dass diese Vorsichtsmaßnahme auch für Markengeräte gelte. „Jedes Gerät kann einen Herstellungsfehler aufweisen“, so Paolo Ravazzani.

Facebook/Mariantonietta Cutillo

Das Tragische am Tod von Mariantonietta Cutillo ist, dass diese Tragödie leicht hätte vermieden können. Dass ihre Freundin während des Videotelefonats praktisch live den Tod der 16-Jährigen miterleben musste, ist für sie eine schwere Belastung. Mit ihr und den Eltern von Mariantonietta Cutillo trauert ganz Montefalcione, wo die Jugendliche wohnte und sehr beliebt war, um das junge Leben, das so plötzlich und tragisch enden musste.