Von: ka
Bacoli – Der Versuch eines tödlichen Bombenanschlags, der am 21. März dieses Jahres verübt worden war, scheint aufgeklärt. Mit der Beschuldigung, einen 50-jährigen Mann mit dem Mord ihres Ex-Mannes beauftragt zu haben, wurde eine 38-jährige Rechtsanwältin aus San Vito Chietino, Viviana Pagliarone, festgenommen und in den Hausarrest überstellt.
Der mutmaßliche Attentäter hingegen sitzt bereits seit Anfang Oktober wegen versuchten Mordes im Gefängnis. Das Opfer, der Offizier der italienischen Finanzwache Gabriele Agostini, hatte den Sprengstoffanschlag wie durch ein Wunder überlebt.
Am 21. März 2023 zerriss ein lauter Knall die Ruhe eines Wohnviertels von Bacoli bei Neapel. Wenige Momente nach der Explosion ging ein Lancia Delta in Flammen auf. Der Lenker des Fahrzeugs, der Offizier der italienischen Finanzwache Gabriele Agostini, der gerade in seine Hauseinfahrt einbiegen wollte, blieb wie durch ein Wunder fast unverletzt. Bevor die Flammen sein Auto verschlangen, gelang es ihm, sich durch das Seitenfenster ins Freie zu retten.
Das von einer nahen Überwachungskamera aufgezeichnete Video und die Ermittlungen ließen keine Zweifel aufkommen, dass es sich bei der Explosion um einen Bombenanschlag gehandelt hatte, dessen Ziel es gewesen war, Gabriele Agostini zu ermorden. Laut den von den Ermittlungsbehörden eingeschalteten Sprengstoffentschärfern hatte der Attentäter eine von Expertenhand angefertigte Bombe direkt neben dem Treibstofftank des Lancia Delta platziert und über eine Fernbedienung zur Explosion gebracht.
Intensive Ermittlungen brachten die Carabinieri bald auf die richtige Spur. Die Auswertung der Aufzeichnungen von vier Überwachungskameras ergaben, dass sich ein Mann, der 50-jährige Franco Pierno aus San Severo in Apulien, zum Zeitpunkt des Bombenanschlags in der Nähe des Tatorts befunden hatte. Zudem konnten die Carabineri nachweisen, dass Franco Pierno in einem nur 400 Meter vom Attentatsort entfernten Hotel die Nacht vom 20. auf den 21. März verbracht hatte. Die Carabinieri gelangten aufgrund weiterer Hinweise zum Schluss, dass Pierno die Fernbedienung betätigt hatte.
Franco Pierno führte die Ermittler auch zur mutmaßlichen Auftraggeberin des Mordes, der Ex-Frau des Opfers, Viviana Pagliarone. Kaum zwei Wochen nach der Tat, am 6. April, traf sich Pierno mit der 38-jährigen Rechtsanwältin aus San Vito Chietino in der Provinz Chieti in den Abruzzen. Das mehrere Stunden dauernde Treffen, an dem auch ihre Mutter und ihr Bruder teilnahmen, wurde von den Carabinieribeamten per Video dokumentiert. Von den Carabinieri verhört, sagten die Mutter und der Bruder der Tatverdächtigen aus, dass Franco Pierno ihnen unbekannt sei, was sich aber als blanke Lüge entpuppte. Wegen des Verdachts, am Mordkomplott beteiligt gewesen zu sein, wurde neben Viviana Pagliarone und Franco Pierno auch sein 31-jähriger Schwiegersohn Giovanni Di Stefano aus Lesina bei Foggia verhaftet und in den Hausarrest überstellt.
Wie der Voruntersuchungsrichter Nicola Morrone berichtet, sei das Motiv des Mordanschlags in der konfliktträchtigen Trennung zwischen der 38-Jährigen und dem Offizier der italienischen Finanzwache zu suchen. Viviana Pagliarone habe den Mord von Gabriele Agostini in Auftrag gegeben, um ihren Ex-Mann ein für alle Mal loszuwerden.
Die Umsetzung des Mordplans – immer, sofern dieser von den Verhafteten so geplant worden war – mündete jedoch in ein Desaster. Nicht nur, dass der Offizier der italienischen Finanzwache den Anschlag wie durch ein Wunder fast unbeschadet überlebte, sondern auch, dass es den Ermittlern gelang, alle Hintergründe aufzudecken und die mutmaßlichen Verantwortlichen hinter Schloss und Riegel zu bringen.