Von: ka
Rom – Covid-19 macht den italienischen Weinbauern einen gehörigen Strich durch die Rechnung. Aufgrund der in diesen Ländern massiv ansteigenden Neuinfektionen sah sich das italienische Gesundheitsministerium gezwungen, für rumänische und bulgarische Erntehelfer eine zweiwöchige Quarantäne zu verhängen.
Die Weinbauern fürchten, dass die Maßnahme viele Rumänen und Bulgaren, die für die Traubenlese eigens nach Italien reisen, abschreckt. Da in Italiens Weinbergen in normalen Jahren bis zu 110.000 Erntehelfer Arbeit finden, ist im Covid-19-Weinjahr die Traubenlese in Gefahr.
Während die italienische Landwirtevereinigung Coldiretti die Regierung dazu auffordert, für Studenten und Pensionisten, die einen Nebenverdienst suchen, finanzielle Anreize zu schaffen, verfolgt die Region Lombardei das Ziel, mit einem eigenen Covid-19-Protokoll für Erntehelfer, das einen kostenlosen Abstrich und tägliche Messungen der Körpertemperatur vorsieht, arbeitswillige Hände in die Region zu locken. Ob Rom da mitspielen wird?
Der größte Weinproduzent der Welt – Italien – lockt in den Wochen der Traubenlese unzählige Erntehelfer ins Land. Inzwischen ist ohne die rund 110.000 Wimmer, die in ihrer übergroßen Mehrheit aus Rumänien und Bulgarien anreisen, an einen geregelten Ablauf der Lese nicht mehr zu denken. Die stark ansteigenden SARS-CoV-2-Neuinfektionen in diesen Ländern machen den italienischen Weinbauern heuer aber einen gehörigen Strich durch die Rechnung. Aufgrund der besorgniserregenden Zahlen sah sich das italienische Gesundheitsministerium gezwungen, für rumänische und bulgarische Erntehelfer eine zweiwöchige Quarantäne zu verhängen. Nur wenn die Wimmer einen PCR-Test vorweisen können, der nicht älter als drei Tage ist, kann auf die Quarantäne verzichtet werden.
Aus medizinischer und epidemiologischer Sicht ist diese Maßnahme durchaus sinnvoll. Andererseits bereitet sie den italienischen Weinbauern schlaflose Nächte. Die Bauern, die aufgrund der covid-19-bedingten Schließung der Lokale und der Krise im Tourismusgewerbe in den vergangenen Monaten großteils auf ihren Wein sitzen geblieben sind, wodurch sie massive Einkommenseinbußen verzeichnet haben, fürchten nun um ihre Weinlese. Um die Prosecco-Ernte einfahren zu können, werden allein in Venetien Tausende von Wimmern gebraucht.
Da – so die Furcht der Weinbauern – heuer coronabedingt vermutlich viele Erntehelfer zu Hause bleiben werden, fordert die italienische Landwirtevereinigung Coldiretti die Regierung dazu auf, für Studenten und Pensionisten, die einem Nebenverdienst nicht abgeneigt sind, finanzielle Anreize zu schaffen. In diesem Sinne soll der Zugang zum sogenannten „bäuerlichen Voucher“ bürokratisch radikal vereinfacht und neben Studenten und Pensionisten auch Beziehern des Bürgergelds oder in den Lohnausgleich gestellten Arbeitern ermöglicht werden.
Diese Forderungen seien gut und recht – so viele Bauern – aber selbst Optimisten unter den Weinbauern sind der Meinung, dass Studenten, Pensionisten und Arbeitslose niemals die 110.000 Wimmer aus Rumänien und Bulgarien ersetzen können. Ganz nebenbei sind trotz der Krise viele Italiener nicht gewillt, „in die Felder zurückzukehren“ – zumindest nicht zu der heute gebotenen Entlohnung. Zudem sind viele dieser ausländischen Helfer bereits seit Jahren in der Weinlese beschäftigt und besitzen Fachwissen, das Studenten, Pensionisten und Arbeitslosen erst mühsam angelernt werden muss.
Daher wird fieberhaft nach anderen Lösungen gesucht. Die Region Lombardei verfolgt das Ziel, mit einem eigenen Covid-19-Protokoll für Erntehelfer, das einen kostenlosen Abstrich und tägliche Messungen der Körpertemperatur vorsieht, helfende Hände in die Region zu locken. Übersteigt die Körpertemperatur 37,5 Grad Celsius, wird der betreffende Erntehelfer erneut getestet und in Quarantäne gestellt. Die Verantwortlichen der Region wollen ihre Maßnahmen mit jenen des Gesundheitsministeriums in Einklang bringen. Allerdings bleibt dabei die Frage, ob Rom gewillt ist, auf die bei der Einreise für Rumänen und Bulgaren verpflichtende Quarantäne zu verzichten.
Da europaweit die Anzahl der Neuansteckungen mit dem Coronavirus eher im Steigen begriffen ist, ist aus heutiger Sicht unklar, wer heuer die Trauben von den Reben holen wird.