Von: ka
Terzigno/Canicattini Bagni – Die Serie brutaler Frauenmorde reißt in Italien nicht ab. Nachdem am Samstag auf Sizilien eine junge Frau und Mutter von ihrem Freund erstochen und in einen Brunnen geworfen worden war, wurde am Montag eine 31-jährige Frau am Eingang der Volksschule von Terzigno bei Neapel von ihrem Mann erschossen.
Es war mitten in der Nacht vom Sonntag auf Montag, als Paolo Cugno nach einem mehrstündigen Verhör den Mord an seiner Freundin Laura Petrolito gestand. Er zeigte den Carabinieri, die ihn bereits nach dem Auffinden der sterblichen Überreste seiner Freundin als Haupttatverdächtigen festgenommen hatten, auch jenen Ort, wo er die Tatwaffe, ein Messer, weggeworfen hatte.
Die 20-jährige Laura Petrolito hatte kein einfaches Leben. Nachdem sie im Alter von nur drei Jahren von ihrer leiblichen Mutter verlassen worden war, wurde sie praktisch von ganz Canicattini Bagni, einem Bergdorf im Hinterland von Syrakus auf Sizilien, „adoptiert“. Die 20-Jährige, die außerdem noch Mutter eines vierjährigen Buben aus einem vergangenen Verhältnis war, hatte zusammen mit ihrem Freund und späteren Mörder Paolo Cugno einen 18-monatigen Buben. Zeugen berichteten, dass sich das Paar Laura Petrolito und Paolo Cugno zuletzt immer öfter gestritten habe. Dabei sei häufig die Eifersucht des Mannes der Grund gewesen.
Dieses Motiv nannte auch der Mörder. Paolo Cugno gab den Carabinieri an, dass er am Samstagabend gegen 22.00 Uhr während eines Eifersuchtsanfalls mehrmals mit einem Messer auf die 20-Jährige in die Brust- und Halsgegend eingestochen habe. Daraufhin hat er versucht, die Leiche von Laura Petrolito in einem Brunnen verschwinden zu lassen. In Canicattini Bagni sind die Menschen entsetzt. Für den Mörder haben die Dorfbewohner nur Verachtung übrig. Alle kannten „Lauretta“, wie die junge Frau genannt wurde, als junge, starke Frau und liebevolle Mutter, die trotz ihrer schwierigen Kindheit ihr Leben zu meistern versuchte und trotz ihrer Probleme immer ein Lächeln auf den Lippen hatte.
In Terzigno, einer Kleinstadt in der Nähe von Neapel, war es ein ganz normaler Montagmorgen, als eine Mutter, die 31-jährige Immacolata Villani, ihre achtjährige Tochter zur örtlichen Volksschule brachte. Laut ersten Erkenntnissen wollte sie am Schulausgang wieder in ihr Auto steigen, als ein Mann auf einen Scooter neben ihr anhielt. Der Mann, bei dem es sich mit höchster Wahrscheinlichkeit um ihren Ehemann Pasquale Vitiello handelte, verlangte von Immacolata Villani ein Gespräch. Andere Eltern, die sich ebenfalls noch in der Nähe der Volksschule aufhielten, hörten kurze Zeit später einen Schuss. Während der Mann mit dem Scooter schnell das Weite suchte, brach die 31-Jährige leblos auf dem Gehsteig zusammen. Die Volksschule wurde evakuiert. Um ihnen den Anblick des blutüberströmt am Boden liegenden Leichnams zu ersparen, wurden die Kinder aus einem Seitenausgang ins Freie geleitet.
Wie im Laufe des Montags bekannt wurde, befanden sich Immacolata Villani und ihr Mann mitten in der Trennungsphase. Die 31-Jährige hatte zusammen mit ihrer Tochter die eheliche Wohnung verlassen und war zu ihrem Vater gezogen. Erst wenige Tage vor dem Mord hatte Frau Villani gegen ihren Mann und ihre Schwiegermutter wegen eines Streits und häuslicher Gewalt Anzeige erstattet.
Ihr Ehemann soll in seiner Wohnung auch einen Brief hinterlassen haben, in dem er das Ansinnen ankündigte, „Selbstjustiz zu üben“. Seit dem Mord suchen die Ordnungskräfte fieberhaft nach dem Ehemann. Mithilfe der Auswertung der Aufnahmen der Videoüberwachungskameras der Umgebung hofften Polizei und Carabinieri, dem Mörder der 31-Jährigen bald habhaft zu werden. Medienberichten zufolge hat sich der Mann mit derselben Pistole das Leben genommen, mit der er seine Frau erschossen hatte. Der Leichnam des Mannes ist am Dienstag in der Früh entdeckt worden.
In Terzigno ist die Bestürzung groß. Der Bürgermeister sprach von einer seit jeher in der Kleinstadt lebenden Familie. Die Gedanken aller liegen nun bei der achtjährigen Tochter.
Italiens Öffentlichkeit hingegen ist erschüttert und fragt sich schon lange, warum ausgerechnet Italien den traurigen Rekord begangener Femizide hält. „Warum töten in Italien so viele Männer ihre Frauen?“, fragen sich viele Italienerinnen und Italiener.