Von: mk
Sover – Eigentlich sollte es ein leidenschaftliches Plädoyer für die Bedeutung der Gemeinden sein. Doch der Bürgermeister von Sover, einer kleinen Ortschaft im Trentino hat dabei deutlich über die Stränge geschlagen: In einem Leitartikel im Gemeindeblatt zitierte er Passagen aus Adolf Hitlers Buch „Mein Kampf“.
Im Prinzip kopierte Bürgermeister Carlo Battisti mehrere Sätze aus dem zweiten Teil des Werks und tauschte nur einige Wörter aus. Anstatt „Staat“ setzte er den Begriff „Gemeinde“ ein, für „Frau“ verwendete er das Wort „Familie“, um auf diese Weise das Gedankengut des Führers der Realität seiner Kommune anzupassen.
Auch auf der Homepage der Gemeinde wurde der Artikel veröffentlicht. Vermutlich weil der Text relativ kompliziert klingt, wurde jemand stutzig und machte sich die Mühe einer genaueren Recherche.
Der Bürgermeister, der Handwerker ist und sich als überzeugter Verfechter der Autonomie bezeichnet, zeigte sich nach der Enthüllung peinlich berührt. Gleichzeitig gibt er unumwunden zu, dass er lediglich die Pflichtschule besucht habe und das Schreiben nie seine Stärke gewesen sei. Deshalb habe er die Aufgabe des Leitartikels einem jungen „Ghostwriter“ anvertraut, der an seiner Stelle den Text fabrizieren sollte.
Um den Gedanken mehr Pathos zu verleihen, habe dieser offenbar Aussagen von Hitler verwendet, ohne dass er selbst davon gewusst habe, betonte Battisti. Gleichzeitig distanzierte sich der Bürgermeister in aller Deutlichkeit vom Gedankengut des Führers und bat die Journalisten, ihm nicht allzu sehr „wehzutun“.
Wer der junge Ghostwriter ist, wollte der Bürgermeister jedoch nicht verraten. Der Schreiber verdiene es nicht, dass sein Name veröffentlicht werde. Er übernehme für den Vorfall die Verantwortung, erklärte Battisti. Im Dorf wird gemunkelt, dass es sich um einen Uni-Abgänger mit einer Vorliebe für Geschichte und für die extreme Rechte handelt.
Battisti scheut sich allerdings auch nicht davor zurück, den Vorfall zu instrumentalisieren und dem politischen Gegner die Schuld dafür in die Schuhe zu schieben: „Ich bin seit 20 Jahren im Gemeinderat vertreten und in der zweiten Legislaturperiode Bürgermeister. Offensichtlich gefällt das nicht jedem.“ Zumindest vor seinen Bürgern wird sich der Bürgermeister aber trotzdem rechtfertigen müssen.