Vergrämungsversuche zeigten bei „Sonny“ keine Wirkung – VIDEO

Trotz Funkhalsband: Jagd auf Bär M90 kein Kinderspiel

Donnerstag, 08. Februar 2024 | 08:04 Uhr

Von: ka

Trient – Obwohl der Bär M90, der von Tierliebhabern „Sonny“ getauft worden war, ein Funkhalsband trug, war die Jagd auf ihn kein Kinderspiel.

Wie der Corriere del Trentino berichtet, handelte es sich bei M90 um ein „junges Männchen“. Von männlichen Jungbären ist bekannt, dass sie ausgedehnte Wanderungen unternehmen. Zudem ging M90 nicht in Winterruhe, sondern blieb auch im Winter aktiv. Da – Winterruhe hin oder her – in der kalten Jahreszeit alle Bären dazu tendieren, ihren Energiebedarf zu zügeln, brauchen sie weniger Nahrung als in den wärmeren Monaten. Das führte dazu, dass die Trentiner Förster, die „Sonny“ erlegen mussten, weder auf Köder noch auf Fallen zurückgreifen konnten und ein potenziell großes Gebiet unter ihrer Kontrolle halten mussten.

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Die Tatsache, dass M90 mit einem Funkhalsband ausgestattet war, war hingegen eine große Hilfe. Das Antwortsignal des Funkhalsbands zeigte alle sechzig Minuten seine Position an, was es den Förstern ermöglichte, ihn schnell zu orten und nur acht Stunden nach der Unterzeichnung der Verordnung des Landeshauptmanns zu entnehmen.

Der Bär M90 wurde anhand aller Kriterien des Interregionalen Managementplans zur Erhaltung des Braunbären in den Zentral- und Ostalpen – Pacobace – als „zutrauliches und gefährliches“ Exemplar eingestuft. M90 hatte sich zwar bereits vorher mehrmals bewohntem Gebiet genähert, aber ein Vorfall, der sich am Sonntag, dem 28. Januar, ereignete, gab wohl endgültig den Ausschlag zu schnellem Handeln. An diesem Tag wurde im Wald oberhalb des Dorfes Ortisè in der Gemeinde Mezzana im Val di Sole ein 30-jähriges Ehepaar über fast 800 Meter hinweg von M90 verfolgt. Dabei handelte es sich um ein typisches Verhalten von Bären, die an den Kontakt mit dem Menschen gewöhnt sind. Dieses Verhalten kann nur schwer wieder rückgängig gemacht werden.

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Vor der vom Trentiner Landeshauptmann unterzeichneten Abschussverfügung waren etwa 20 erfolglose Versuche unternommen worden, M90 zu vergrämen. „Wie es in allen Ländern der Welt in solchen Fällen geschieht, hätte dieser Bär zweifellos schon längst getötet werden müssen“, betont der ehemalige Veterinär der Provinz Trient, Alessandro De Guelmi. „Es muss alles getan werden, um zu verhindern, dass diese Tiere zutraulich werden. Dazu gehören Informationskampagnen, Vorbeugung und natürlich auch ein lückenloser Abfallkreislauf. Stattdessen wurde zu wenig getan und zu spät gehandelt“, betont Alessandro De Guelmi.

Das Team, von dem der Bär aufgespürt und erschossen wurde, bestand aus zwei Männern, die nach demselben Muster vorgingen, das seit jeher von militärischen Scharfschützenteams angewandt wird. Während einer das Gewehr hält, zielt und schießt, fungiert der andere als Beobachter, der nach einem Fehlschlagen des ersten Schusses notfalls den zweiten abgibt. Ziel dieser Vorgangsweise ist es, in jedem Fall die Flucht des Tiers zu verhindern, denn ein verängstigter oder gar verwundeter Bär wäre sehr aggressiv und damit eine Gefahr für die Bevölkerung.

APA/APA (Symbolbild/VIER PFOTEN)

Aus demselben Grund zielen die Förster auch auf das Herz des Bären, wobei sie sogenannte Expansionsgeschosse des Kalibers 300 verwenden. Diese Munition, die von amerikanischen Jägern seit jeher für die Jagd auf große Beutetiere verwendet wird, „explodiert“ im Inneren des getroffenen Körpers. Weil sie die Tötung des Wildtiers garantieren, werden diese Kugeln bei der Jagd bevorzugt.

Die Förster waren angewiesen, bei der Entnahme des Bären die maximale Nutzdistanz – etwa 300 Meter – einzuhalten. Die Entfernung und die Notwendigkeit einer völlig ungehinderten Flugbahn schränkten die Handlungsmöglichkeiten der Jäger ein, was sie aber nicht daran hinderte, ihren Auftrag zu erfüllen. Da M90 auch im Winter sehr aktiv war, seine Wanderungen schwer vorhersehbar waren und er auf ausgelegte Köder kaum ansprach, hätte das Aufstellen von Röhrenfallen wenig Erfolg versprochen, was letztendlich bedeutete, dass der Abschuss als einzige Möglichkeit übrig blieb.

Reuters

Andererseits hätte die eventuelle Gefangennahme des jungen Bären die gleichen bürokratischen Hindernisse aufgeworfen, die auch JJ4 – die Bärin, die Andrea Papi letztes Jahr getötet hatte – betrafen. Da ein Bär, der in Gefangenschaft gehalten wird, keine „unmittelbare Gefahr“ mehr darstellt, wäre seine Tötung nicht mehr unmittelbar zu rechtfertigen. Aus mehreren Gründen war es daher notwendig, M90 zu entnehmen.

Facebook/LAV

In jedem Fall erwartet das Trentino nun ein heißer Tanz. Mehrere Tierschutzorganisationen, die sich um die Chance gebracht fühlen, gegen die Entnahme rechtzeitig Rekurs einzureichen, kündigten für das Wochenende eine Protestkundgebung an. „Am Samstag werden wir nach Trient kommen“, so die Tierschützer. Auch Maurizio Fugattis Plan, jährlich acht Bären zu entnehmen, wollen die Tierschutzorganisationen gerichtlich vereiteln. Das Kräftemessen steht erst am Anfang.