Von: luk
Pisogne – Die norditalienische Lackfabrik Palinal, bekannt für ihre Speziallacke im Motorrad-, Automobil- und Yachtbau, denkt über den Aufbau eines Produktionsstandorts in den USA nach. Grund dafür ist die zunehmende Sorge über mögliche Handelszölle, die den Export aus Europa verteuern könnten.
„Die USA machen rund zehn Prozent unseres Exports aus. Vor allem im nautischen Bereich sind unsere Lacke dort sehr gefragt“, erklärt Piero Nichetti, Führungskraft des Traditionsunternehmens aus Pisogne am Iseosee gegenüber dem Blatt Corriere della Sera. Man stehe seit einigen Jahren in Partnerschaft mit einem US-Unternehmen, doch die aktuellen wirtschaftspolitischen Entwicklungen veranlassen Palinal nun zum Umdenken.
Geplant ist, künftig Produktionsanteile mit geringerem Wertschöpfungsanteil in die USA zu verlagern, während Forschung und Entwicklung – das Herzstück der Marke – in Italien verbleiben sollen. „Unser Know-how bleibt in Pisogne“, betont Nichetti.
Palinal blickt auf eine bewegte Unternehmensgeschichte zurück: Gegründet wurde es vor 80 Jahren, die Wurzeln reichen jedoch bis ins späte 19. Jahrhundert zurück. Damals stellte der Urgroßvater der Gründerfamilie noch möblierte Schulbänke im Montessori-Stil her. Seit 1945 produziert das Unternehmen Lacke – heute umfasst das Sortiment über 400.000 Farbtöne.
Mit 130 Mitarbeitenden und einem Jahresumsatz von 32 Millionen Euro ist Palinal heute führender Zulieferer für die Motorradbranche. Das Unternehmen beliefert unter anderem Piaggio, Ducati, Honda, Benelli sowie den italienischen Rüstungskonzern Leonardo (Hubschrauberproduktion).
Forschung statt Verlagerung nach China
Eine Expansion nach China habe man geprüft, aber bewusst abgelehnt, so Nichetti. Der chinesische Konzern Qianjiang Motor, Muttergesellschaft von Benelli, habe angeboten, gemeinsam ein Werk zu eröffnen – allerdings mit der Bedingung, dass nach fünf Jahren die volle Kontrolle an den chinesischen Partner übergehe. „Das kam für uns nicht in Frage“, so der Vertriebschef.
„Einen Farbton zu erzeugen, ist leicht – ihn zwei Mal identisch hinzubekommen, das ist die Kunst“, erklärt Nichetti. Trotz wachsender Konkurrenz – insbesondere aus China – sei man zuversichtlich: „Unsere einzigen echten Wettbewerber sitzen in Europa.“
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