Jihadisten und „vermögendere“ Flüchtlinge wählen direkte „Fähren“ – VIDEO

Tunesien-Sizilien: „Luxusmigration“ mit superschnellen Schlauchbooten

Freitag, 13. April 2018 | 09:32 Uhr

Von: ka

Marsala/Sizilien – Die europäische Öffentlichkeit stellt sich die illegale Einwanderung im Mittelmeer meist in Form von riesigen, überladenen Schlauchbooten oder alten Kähnen vor, von denen die Migranten dann noch auf hoher See gerettet werden. Aber es gibt auch die „Luxusvariante“ der illegalen Überfahrt nach Europa. Anstatt auf unsicheren Booten inmitten von Menschenmassen den riskanten Weg über das Wasser zu wagen, ziehen „vermögendere“ Flüchtlinge und – besonders gefährlich – Jihadisten es vor, mit schnellen Schlauchbooten von Tunesien direkt zu Siziliens Westküste zu fahren.

ANSA

Nach intensiven Ermittlungen gelang es der Finanzwache von Palermo eine kriminelle Organisation, die solche schnellen und direkten Überfahrten organisierte, zu zerschlagen. Im Rahmen einer Blitzaktion nahmen die Beamten der Finanzwache insgesamt 13 Personen fest. Bei den Verhafteten handelt es sich um tunesische und marokkanische Staatsbürger, welche in den Provinzen von Palermo und Trapani wohnhaft sind. Von einem der Verhafteten wird vermutet, dass er terroristischen Kreisen nahe steht. Die Beamten konnten eines seiner Gespräche abfangen, in dem es angeblich um eine Reise ohne Wiederkehr nach Frankreich ging. Im Laufe des Telefongesprächs fielen auch Sätze wie „Gott möge mir bei dem helfen, was ich vorhabe“ und „Lassen wir zu, dass Gott unser Schicksal wähle und uns helfe“.

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Gerade auch wegen der Gefährlichkeit der Organisation stellte die von Francesco Lo Voi geleitete Staatsanwaltschaft von Palermo dringende Haftbefehle aus. Unter den Verhafteten befindet sich auch eine Frau, die des Handels mit illegalen Zigaretten, welche ebenfalls auf den Booten „mitreisten“ beschuldigt wird.

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Um der kriminellen Organisation auf die Schliche zu kommen, wurden verschiedene Methoden angewandt. Einige der stark motorisierten Schlauchboote wurden von Schnellbooten der Finanzwache verfolgt. Andere Male wurde die ganze Überfahrt Schritt für Schritt von Luft- und Flotteneinheiten der Finanzpolizei überwacht. Dank der Überwachung der Schlauchboote und mitgehörter Telefongespräche konnte nach und nach die Arbeitsweise des „Reisebüros“ herausgefunden und alle Verantwortlichen dingfest gemacht werden. Aber die Ermittlungen sind noch nicht zu Ende. Einige der Kunden der Organisation könnten der Unterstützerszene des jihadistischen Terrors angehören.

Der Preis für die Überfahrt variierte zwischen 3.000 und 5.000 Euro. Bei jeder Überfahrt, die in der tunesischen Provinz Nabeul begann und mit einer Landung am Strand zwischen Marsala und Mazara del Vallo auf Sizilien endete, wurden 10 bis 15 Personen ins Boot aufgenommen. Um das Risiko einer Entdeckung weiter zu verringern, konnte vonseiten der „Kunden“ gegen einen Zuschlag auch ein Zwischenstopp mit Übernachtung auf der Insel Pantelleria gebucht werden. Aus Sicht der „vermögenden Migranten“ standen solche direkte und schnelle „Fähren“ besonders hoch im Kurs, weil sie nicht nur sicherer als der normale Weg übers Meer waren, sondern auf diese Weise auch Kontrollen mit Einweisung in Erstaufnahmelagern vermieden werden konnten. Letztere Charakteristik machte – so die Vermutung der Ermittler – diese „Luxusreisen“ für Jihadisten besonders interessant, weil sie es ihnen ermöglichte, Ordnungskräfte zu umgehen und nach der direkten Anlandung in Europa sofort unterzutauchen.

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Die Finanzwache erntete für ihren Ermittlungserfolg großes Lob. Es bleibt aber die Frage, ob auch Terroristen und ihren Unterstützern der Eintritt nach Europa ermöglicht wurde.

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