Von: ka
Rom/Mailand – Bis vor Kurzem drohte für Italiens Touristiker die heurige Sommersaison zu der schwärzesten der letzten Jahrzehnte zu werden. Leere Geldbörsen, geschlossene Grenzen und die Angst, sich im Urlaub mit dem Coronavirus anzustecken, standen der Urlaubslust im Wege.
Riprendono le prenotazioni in Italia. E Airbnb cambia strategia: turismo di prossimità https://t.co/niyVTQteAP
— Repubblica (@repubblica) June 11, 2020
Seit der Freigabe des Reiseverkehrs zwischen den Regionen und in Hinblick auf die kurz bevorstehende Öffnung der Staatsgrenzen meinen aber die Statistiker, am dunklen Tourismushorizont einen Lichtblick zu erkennen. Der bekannte Community-Marktplatz für Buchung und Vermietung von Unterkünften „Airbnb“ meldet in der ersten Juniwoche für Italien sogar 20 Prozent mehr Buchungen als im Vorjahr.
Angesichts der Unsicherheit, die in der Coronapandemie Fernreisen in sich bergen, sind heuer wenig überraschend nahe Reiseziele voll im Trend. Mit einem eigenen Projekt, das „Go Near“ getauft wurde, will Airbnb von diesem Trend mitprofitieren und Reiseziele im jeweils eigenen Land bewerben. Zu diesem Zweck schloss das Unternehmen für Buchung und Vermietung von Unterkünften auf der ganzen Welt mit verschiedenen lokalen Tourismusorganisationen, Lokalbehörden und gemeinnützigen Organisationen eigene Verträge ab.
'Airbnb has launched an initiative called Go Near to boost economic growth through local travel … with a recent Airbnb survey showing that almost half of U.S. respondents want to stay within a day’s drive for their first trip as lockdowns ease.' https://t.co/MJfsDMQJaK
— Zencudo (@ZencudoSaaS) June 11, 2020
Die Bemühungen von Airbnb scheinen erste Erfolge zu zeitigen. „In den letzten drei Wochen, vom 17. Mai bis zum 6. Juni, haben wir mehr Buchungen gesammelt, als in gleichen Zeitraum des Vorjahrs. Ob es sich dabei um einen stabilen Aufschwung oder nur um ein Strohfeuer handelt, wissen wir nicht. Aber niemand hätte in diesen schwierigen Zeiten mit solchen Zahlen gerechnet. Unabhängig von den Begebenheiten wollen die Leute wieder verreisen, aber sie wollen das in einem sicheren Umfeld und in der Nähe ihres Wohnorts tun“, so der Vorstandsvorsitzende von Airbnb, Brian Chesky, in einem Interview für den US-Fernsehsender ABC, in dem er besonders auf die Lage in den USA einging.
Auf #Airbnb ist in Deutschland die Zahl der gebuchten Nächte im Inland in der vergangenen Woche (31. Mai – 6. Juni) um fast 60 % im Vergleich zum Vorjahreszeitraum gestiegen. Weitere Infos & Trends in unserer heutigen Ankündigung:#COVID19 #recovery https://t.co/KUzNaO64W4
— Tobias Heyer (@tobiasheyer) June 11, 2020
Italien macht da keine Ausnahme. Verschiedene Einschränkungen werden heuer dafür sorgen, dass nur sehr wenige Touristen aus fernen Ländern – vor allem Chinesen und US-Amerikaner – ihren Weg nach Italien finden werden. Trotz der kurz bevorstehenden Öffnung fast aller Grenzen und des Endes der deutschen Reisewarnung wird im Stiefelstaat heuer auch mit weniger Urlaubern aus dem europäischen Ausland gerechnet. Dies liegt nicht nur an der Angst vor einer Ansteckung oder an der schwierigen Wirtschaftslage, sondern auch am international verspürbaren Trend, in der Urlaubssaison 2020 nicht ins Ausland zu reisen. Im Gegenzug werden rund neun von zehn verreisenden Italienern heuer ihren Urlaub im eigenen Land verbringen.
Aber wie auch immer ist eine große Reiselust zu verspüren. Airbnb meldet in der ersten Juniwoche für Italien sogar 20 Prozent mehr Buchungen als im Vorjahr. Betrachtet man die Reiseziele dieser italienischen Buchungen genauer, erkennt man, dass auch Südtirol zu den kleinen Gewinnern dieses Trends gehören könnte. Den Zahlen des bekannten Community-Marktplatzes für Buchung und Vermietung von Unterkünften zufolge stehen der Comer See, die lombardischen Alpen, die Toskana, das Aostatal und die Region Trentino-Südtirol dieses Jahr bei den Urlaubern hoch im Kurs.
Wie groß für das Tourismusgewerbe der von der Coronapandemie und den damit einhergehenden Einschränkungen der Bewegungsfreiheit verursachte Schaden sein wird und ob Südtirol mit einem blauen Auge davonkommen wird, steht in den Sternen, aber immerhin dürften nach diesen Zahlen auch die einheimischen Touristiker wieder etwas zuversichtlicher in die Zukunft blicken.