Von: Ivd
Mailand – Erneut haben heftige Regenfälle Norditalien in einen Ausnahmezustand versetzt, wobei besonders Mailand schwer getroffen wurde. Der Fluss Lambro trat über die Ufer. Neben Mailand waren auch die Provinzen Varese und Lodi in der Lombardei stark betroffen. Teile der Autobahn A1, der „Autostrada del Sole“, mussten wegen der Überflutungen gesperrt werden.
In Mailand waren zahlreiche Bewohner gezwungen, ihre Häuser zu verlassen. Straßen wurden unpassierbar, Keller und Garagen standen unter Wasser, und es kam zu Stromausfällen in einigen Außenbezirken.
Auch der regionale Bahnverkehr war betroffen, da umgestürzte Bäume die Schienen blockierten. Mehrere Bus- und Straßenbahnlinien mussten umgeleitet werden. Die Feuerwehr war im Dauereinsatz und rettete zahlreiche Menschen mittels Schlauchboote. Ein Bewohner am Lambro beklagte sich: „Es ist unzumutbar, dass Mailand immer wieder solche Situationen ertragen muss.“ Seit Donnerstag waren Feuerwehrleute im Einsatz, um Autofahrer aus überfluteten Unterführungen zu befreien.
Diese erneuten Unwetter verstärken die Diskussionen über die Notwendigkeit großer Wassersammelbecken zur Hochwasserprävention. Der Mailänder Bürgermeister Giuseppe Sala kündigte an, dass bis Jahresende ein Becken nahe Lentate am Fluss Seveso fertiggestellt werden soll, zwei weitere sind in Planung. „Mailand muss geschützt werden, aber es gibt Probleme mit den Gemeinden, wo diese Becken gebaut werden sollen“, erklärte Sala.
Auch die Region Emilia Romagna, die bereits im Mai 2023 von schweren Unwettern betroffen war, kämpft erneut gegen starke Regenfälle. In der Provinz Modena stürzten Bäume aufgrund heftiger Gewitter um, und Autofahrer mussten in Sicherheit gebracht werden. Garagen und Keller wurden überschwemmt.
Experten machen die zunehmende Bodenversiegelung für die häufigen Überschwemmungen verantwortlich. In den letzten 50 Jahren ist in Italien eine landwirtschaftliche Fläche so groß wie Österreich verloren gegangen. Der Anteil der landwirtschaftlichen Nutzfläche ist von 83 Prozent im Jahr 1970 auf 55 Prozent gesunken. Schätzungen zufolge liegen neun von zehn Gemeinden in Italien in Gebieten mit erhöhtem Erdrutsch- und Überschwemmungsrisiko. Der Klimawandel verschärft diese Problematik zusätzlich.
Die wiederkehrenden Überschwemmungen in Norditalien verdeutlichen die Dringlichkeit effektiver Maßnahmen zur Hochwasserprävention und Anpassung der Infrastruktur, um zukünftige Katastrophen zu verhindern. Es bleibt zu hoffen, dass diese vor der nächsten Regenperiode fertiggestellt werden.