Verzweifelte Italiener unterstützen Corona-Maßnahmen

Umfragen: Große Mehrheit für Pflichtimpfung

Dienstag, 06. April 2021 | 08:00 Uhr

Von: ka

Rom – Zwei Umfragen, die von den Instituten „Demos“ und „Euromedia Research“ durchgeführt wurden, zeichnen ein interessantes Bild der Gemütslage der Einwohner des Stiefelstaates.

Die Italiener, die sich ein Jahr nach dem Beginn der Pandemie zumeist keine Illusionen darüber machen, dass sie mit dem Coronavirus auf diese oder jene Weise noch lange „zusammenleben“ werden, befürworten in ihrer übergroßen Mehrheit sowohl die Fortführung von sinnvollen Corona-Einschränkungen als auch die Ausweitung der Impfkampagne. Eine Mehrheit von 58 Prozent spricht sogar einer Impfpflicht das Wort. Auf der anderen Seite nimmt die Anzahl der desillusionierten und verzweifelten Italiener, die „nicht mehr können und nicht mehr weiterwissen“ zu.

ANSA/ RICCARDO ANTIMIANI

Den Umfragen zufolge ist die Angst der Italiener, sich mit dem Coronavirus anzustecken, so hoch wie seit dem März des Vorjahres nicht mehr. Neun von zehn Italienern sind wegen der Verbreitung des Virus sehr besorgt. Aus Sicht der Regierung dürfte erfreulich sein, dass der Umfrage von Demos zufolge die Impfkampagne in der Bevölkerung großen Rückhalt findet. 58 Prozent der Befragten befürworten sogar eine allgemeine Impfpflicht. 21 Prozent der Interviewten wollen die Pflicht zur Impfung immerhin noch auf alle Angestellten der Gesundheitsbetriebe und Altersheime ausdehnen. Den Demoskopen zufolge spricht sich nur ein Fünftel gegen eine Impfpflicht aus. Dazu passt auch, dass fast vier Fünftel der Befragten die Einführung eines Impfpasses befürworten.

ANSA / MOURAD BALTI TOUATI

Laut der von „La Repubblica“ in Auftrag gegebenen Umfrage von Demos glauben die Italiener ein Jahr nach dem Beginn der Pandemie nicht an ein baldiges Ende der Corona-Notlage. Etwas mehr als die Hälfte der Befragten – 56 Prozent – meint, dass die Notlage noch wenigstens ein weiteres Jahr fortdauern wird. Ein Viertel der Befragten glaubt sogar, dass der Kampf gegen das Virus sogar noch mehrere Jahre in Anspruch nehmen wird. Insgesamt zeichnet die Umfrage ein Stimmungsbild von Italienern, die mit einem noch langen „Zusammenleben“ mit dem Virus rechnen.

ANSA/MATTEO CORNER

Die Corona-Notlage belastet den Gemütszustand der Italiener schwer. Der für die Tageszeitung „La Stampa“ durchgeführten Umfrage von Euromedia Research zufolge nimmt der Anteil der Italiener, die „nicht mehr können und nicht mehr weiterwissen“ stetig zu. 30,6 Prozent der Interviewten erklären, dass sie verzweifelt seien und „nicht mehr weiterwissen“ würden. Besonders unter den Studenten, unter den Arbeitslosen und unter den Hausfrauen ist der Anteil dieser verzweifelten Personen sehr hoch. Laut der Umfrage scheinen hingegen besonders ältere Leute über eine höhere „Widerstandskraft“ zu verfügen.

ANSA/GIUSEPPE LAMI

Nichtsdestotrotz finden die Corona-Hygiene- und -Sicherheitsmaßnahmen in der Mehrheit der Bevölkerung große Unterstützung. Eine relative Mehrheit von 45 Prozent stimmt darin überein, dass Entscheidungen über Lockerungen und Schließungen auf der Grundlage des gegenwärtigen Infektionsgeschehens – insbesondere auf der Basis der Anzahl der Todesfälle und jener der Neuinfektionen – getroffen werden müssen. 40 Prozent der Interviewten sprechen sich dafür aus, auf der Grundlage des Fortgangs der Impfkampagne ein Öffnungsdatum festzulegen.

Auf der anderen Seite sind nur 26,8 Prozent der Befragten dafür, die derzeit geltenden Einschränkungen in den Mai hinein zu verlängern. Mit der Begründung, dass sie der Wirtschaft und dem Erhalt der Arbeitsplätze schaden würde, spricht sich eine Mehrheit von 64,3 Prozent gegen eine Verlängerung der relativ drastischen Corona-Einschränkungen aus.

ANSA/ANGELO CARCONI

Laut der Interpretation der Zahlen durch den Gründer von Demos, Ilvo Diamanti, bereiten sich acht von zehn Italienern auf ein langes Zusammenleben mit dem Virus vor. Seiner Auswertung der Zahlen nach ist die Bereitschaft der Italiener, alle Maßnahmen, die der Eindämmung der Verbreitung des Virus dienen, zu unterstützen, weiterhin sehr hoch.

Zusammengefasst ist eine Mehrheit der Bewohner des Stiefelstaats davon überzeugt, dass eine Kombination aus geeigneten und dem Infektionsgeschehen angemessenen Corona-Maßnahmen und einer erfolgreichen Impfkampagne Italien langsam aus der Corona-Notlage herausführen kann. Zugleich weisen die Umfragen in die Richtung, dass in der Bevölkerung die Verzweiflung immer stärker zunimmt.