Von: mk
Trient – Alles hat damit angefangen, dass ein Rentner aus Trient Anzeige erstattet hat. Über seine Kreditkarte war der Betrag für die Aktivierung einer SIM-Karte für seinen Schwager abgebucht worden. Dieser war allerdings bereits verstorben. Die Trientner Finanzpolizei ist damit einem betrügerischen Netzwerk im Bereich des Smartphone-Handels auf die Schliche gekommen.
Ins Visier gerieten Inhaber und Angestellte einer Gesellschaft, die vier Filialen im Trentino hat. Zu den Straftaten soll es in den Jahren zwischen 2020 und 2022 gekommen sein. Aufgrund eines Vollstreckungsbefehls vom Untersuchungsrichter in Trient hat die Finanzpolizei Güter im Wert von 80.000 Euro beschlagnahmt. Konkret handelt es sich um Bankkonten und um eine Immobilie.
Ins Visier der Ordnungshüter gerieten vier Italiener und eine Person aus Uruguay. Ihnen wird unter anderem erschwerter Betrug, Identitätsdiebstahl sowie die Verletzung von Privacy-Vorschriften vorgeworfen.
Die Ermittlungen der Ordnungshüter erwiesen sich als umfangreich und komplex. Über Archive von Kundendaten, die ihnen zur Verfügung standen, aktivierten die mutmaßlichen Betrüger weitere SIM-Karten für Personen, die davon keinen blassen Schimmer hatten, und verkauften ihnen ohne deren Wissen Smartphones auf Raten. Dadurch sollte der Gewinn in die Höhe getrieben werden.
Wie die Finanzpolizei festgestellt hat, wurden auf diese Weise mindestens 57 Verbraucher betrogen und um ihr Geld gebracht. In der Regel handelte es sich um Senioren. Ihnen wurden 62 Smartphones ohne ihr Wissen „verkauft“ und 900 SIM-Karten wurden für sie aktiviert. Um den Verträgen den Anschein von Echtheit zu verleihen, fälschten die Übeltäter die Unterschrift der vermeintlichen Kunden.
SIM-Karten und Smartphones, die angeblich verkauft worden waren, sich aber noch im Geschäft befanden, wurden „schwarz“ an weitere Abnehmer verhökert.
In anderen Fällen sollen Kunden abgezockt worden sein, die sich wegen eines Defekts ihres Smartphones an eine Verkaufsfiliale gewandt hatten. In einen Moment der Unaufmerksamkeit aktivierten die Angestellten oder die Inhaber am Handy Zusatzdienste, die ihnen mehr Profit brachten, welche die Kunden aber gar nicht haben wollten. Weil der Betrag in vielen Fällen über die Kreditkarten oder mit der Ratenzahlung vom Konto abgebucht wurde, fiel den Betroffenen der Schwindel erst später auf.
Die Praktiken erlaubten es der Gesellschaft, dem Telefonanbieter vorzugaukeln, dass die Standards eingehalten und die unternehmerischen Ziele erreicht worden seien. Stattdessen ist dem Anbieter ein finanzieller Schaden entstanden, der seinerseits Prämien ausgezahlt und Vergünstigungen ausgezahlt hat.
Neben den strafrechtlichen Konsequenzen droht der Gesellschaft nun wegen der Verletzung der Privacy zusätzlich eine Verwaltungsstrafe in Höhe von 150.000 Euro. Die Staatsanwaltschaft hat den Abschluss der Ermittlungen mitgeteilt und will gegen die fünf Personen Anklage erheben.