Was löste diese unfassbare Tragödie aus? – VIDEO

Unfassbar: 66-Jähriger ermordet Frau, Sohn und Schwiegermutter und richtet sich selbst

Mittwoch, 27. September 2023 | 22:58 Uhr
Update

Von: ka

Alessandria – Die Kleinstadt Alessandria in der norditalienischen Region Piemont wird von einer schrecklichen Familientragödie erschüttert.

Ein 66-jähriger Mann, Martino Benzi, tötete in seiner Wohnung zuerst seine Frau Monica Berta und den gemeinsamen Sohn Matteo. Anschließend suchte er das Altersheim auf, um die 78-jährige Schwiegermutter zu ermorden und sich kurz darauf selbst zu richten. Was diese unfassbare Tragödie auslöste, ist derzeit noch unklar.

Die Bluttat geschah am frühen Mittwochmorgen. Einer Rekonstruktion der Carabinieri zufolge nahm der 66-jährige Martino Benzi ein Küchenmesser in die Hand und erstach seine 55-jährige Frau Monica Berta. Kurz darauf ging er ins Zimmer des gemeinsamen Sohns Matteo und ermordete mit derselben Waffe den 17-jährigen Oberschüler. Anschließend zog er sich an und suchte das Altersheim „Divina Provvidenza Madre Teresa Michel“, wo seine Schwiegermutter, die 78-jährige Carla Schiffo, untergebracht war. Als er mit ihr im kleinen Park des Altersheims allein war, zog er das Messer und stach auf die 78-Jährige ein. Kurz darauf richtete er die Stichwaffe gegen sich selbst.

Facebook/Martino Benzi

Als das Personal des Altersheims im Park die beiden leblosen Körper entdeckten, schlugen sie Alarm. Bei Martino Benzi fanden die Carabinieri einen kleinen Notizzettel, auf dem eine erschütternde Nachricht stand. „Geht nach Hause und ihr werdet die Leiche meiner Frau und meines Sohnes finden“, stand auf dem kleinen handgeschriebenen Papierstück.

Als die Carabinieribeamten den Arbeitgeber von Monica Berta und die Oberschule, die der 17-jährige Matteo Benzi besuchte, kontaktierten, gaben beide an, dass die Frau und der Schüler nicht am Arbeitsplatz und zum Unterricht erschienen waren. Die Carabinieri fuhren sofort zur Wohnung der Familie in der Via Lombroso Nummer 6 von Alessandria und fanden nach Aufbrechen der Tür die beiden Leichen.

Nach dem Bekanntwerden der Tragödie herrscht weit über Alessandria hinaus Fassungslosigkeit. Martino Benzi war in seinem Privatstudio als selbstständiger Informatikingenieur tätig. Er entwarf für Unternehmen Webseiten und beriet diese, wie man sie im Netz am wirkungsvollsten präsentieren konnte. Monica Berta hingegen arbeitete seit Jahren für den bekannten Schmuckhersteller Damiani. Vor einigen Jahren war die 55-Jährige an Leukämie erkrankt, aber eine Knochenmarktransplantation hatte sie gerettet, wodurch sie ein fast normales Leben wiedererlangt hatte. Ihre Arbeitskollegen beschreiben sie als feinfühlige und zugleich starke Frau, die mitten im Leben stand.

Facebook/Benedetto Maria Ladisa, Monica Berta

Auch im Altersheim ist das Entsetzen groß. „Sie waren eine sehr harmonische Familie, die die Frau Carla oft besuchte. Die Eheleute kamen fast jeden Tag und ihr Sohn besuchte sie mindestens einmal in der Woche. Der Elektronikingenieur wirkte ruhig und seine Schwiegermutter empfing ihn herzlich“, so eine Nonne, die im Heim die älteren Menschen betreut. Zur Bluttat kam es kurz nach dem Beginn der Besuchszeit gegen 10.30 Uhr. „Sie waren beide im Garten, als eine Mitarbeiterin bemerkte, was geschehen war, und Alarm schlug. Es ist eine Tragödie, mit der niemand rechnen konnte“, fährt die Nonne fort.

Was der Auslöser dieser Familientragödie mit vier Toten war, ist noch unklar. Martino Benzi galt als liebevoller und stolzer Vater. In einem Blog beschrieb er sein Leben als Mann, der „erst im Alter von 50 Jahren Vater geworden war“. „Er zwingt mich, mich jung und fit zu halten“, so ein Eintrag in seinem Blog.

Die Carabinieri ermitteln in alle Richtungen. Geprüft wird, ob der 66-Jährige möglicherweise in finanzielle Schwierigkeiten geraten sein könnte und vielleicht aus Scham beschlossen haben könnte, nicht nur sich selbst zu töten, sondern auch seine ganze Familie auszulöschen. Auch wenn bisher nichts auf Spannungen und Streitigkeiten unter den Eheleuten hindeutet, so wird doch auch diese Möglichkeit abgeklärt.

 

Die bekannte und angesehene italienische Kriminologin und Psychologin Roberta Bruzzone äußert den Verdacht, dass viele Hinweise wie das Töten seiner ganzen Familie samt der Schwiegermutter, die im Heim untergebracht war, darauf hindeuten, dass es sich bei der unfassbaren Familientragödie von Alessandria um einen sogenannten Fall von „Delirium des Ruins“ handeln könnte. Der Täter – so Bruzzone – ist in diesen Fällen zumeist ein Narzisst, der große Angst davor hat, dass er seine Familie nicht mehr hinreichend versorgen und ihr nicht mehr den gewohnten Lebensstil bieten könne. Da der Täter sich dafür schäme, seinem sozialen Umfeld seine „persönliche Niederlage“ eingestehen zu müssen, ziehe er es vor, sich selbst und seiner Familie, die er als so etwas wie „sein Eigentum, als Erweiterung seines eigenen Ichs“ betrachtet, auszulöschen.

Laut der Kriminologin und Psychologin schaffen es solche narzisstischen Persönlichkeiten nicht, über diese Einschränkungen des wirtschaftlichen Lebensstils ihrer Familie, die sie aus ihrer Persönlichkeit heraus als ein für alle sichtbares persönliches Scheitern und als Machtverlust auch vor der eigenen Familie empfinden, hinwegzukommen, was dazu führt, dass sie sich und ihrer Familie ein schreckliches Ende bereiten.

Ihr „grandioses Ego“ lässt keine von außen sichtbare Niederlage zu, kleidet Bruzzone die Gedankenwelt von Narzissten in Worte.