Von: ka
Palermo – Die Ermittlungen um eine korrupte Krankenpflegerin, die über Fake-Impfungen vermutlich eine ganze Reihe von Impfgegnern zum für die Arbeit notwendigen Grünen Pass verholfen hatte, ziehen immer weitere Kreise.
Die Krankenpflegerin, die zusammen mit zwei bekannten Impfgegnern in der Nacht auf Dienstag verhaftet wurde, hatte während des Impfvorgangs den Inhalt der Spritze anstatt in den Arm des zu Impfenden in eine Mullbinde injiziert. Ihre „Kunden“, bei denen es sich um überzeugte Impfgegner handelt, hatten für diesen „Service“ bis zu 450 Euro bezahlt. Neben den drei Verhafteten gerieten auch ein Polizist sowie eine Kollegin der korrupten Krankenpflegerin, die sich auf diese Weise ebenfalls einen Grünen Pass erschlichen hätten, in das Visier der Ermittler der Antiterror-Polizei Digos und der Staatsanwaltschaft von Palermo. Bisher sollen zehn Fälle bekannt sein, aber die Ermittler vermuten, dass die „Nutznießer“ dieses ungeheuerlichen Betrugs viel zahlreicher sind.
Die Ermittlungen kamen im September ins Rollen, nachdem ein bekannter Impfgegner, Filippo Accetta, der zusammen mit seiner Familie reiste, bei einer im Hafen von Palermo erfolgten Kontrolle gefälschte Grüne Pässe vorgelegt hatte. Die Pässe, die angeblich auf negative Abstriche beruhten, waren offensichtlich „abgeändert“ worden. Um festzustellen, wer für die Fälschungen verantwortlich war, leitete die Staatsanwaltschaft von Palermo Ermittlungen ein. Beamte der Digos zapften das Smartphone des radikalen Impfgegners an und begannen, ihn und seine Freunde rund um die Uhr zu beschatten.
Dies geschah auch an jenem Tag, als Filippo Accetta und sein Freund Giuseppe Tomasino, der ebenfalls dem radikalen Impfgegner-Milieu angehört, ihren „Impftermin“ wahrnahmen. Zur Überraschung der ermittelnden Beamten übersprangen sie das Anamnesegespräch mit dem Arzt und begaben sich schnurstracks zu einer Krankenpflegerin, Maria Lo Brano, die ihnen eine „Fake-Impfung“ verabreichte.
Was während der Impfsitzung passiert war, wurde später aus den abgehörten Telefongesprächen deutlich. Accetta und Tomasino sprachen vom Impfstoff, der „in den Müll geworfen worden war“, und bekräftigten während des Gesprächs ihren Willen, „für die zweite Dosis nicht noch einmal 400 Euro zahlen“ zu wollen. In Absprache mit der Leitung des Impfzentrums beschlossen die Polizeibeamten, am Arbeitsort der Krankenpflegerin versteckte Kameras zu installieren. Zudem wurde auch das Smartphone von Maria Lo Brano in den polizeilichen Lauschangriff mit einbezogen. Da das Telefon von Maria Lo Brano begann, im wahrsten Sinne des Wortes heiß zu laufen, wussten die Ermittler, dass sie genau richtig lagen.
400 EURO PER UNA SIRINGA VUOTA, UN'INFERMIERA E UN LEADER NO VAX FERMATI A PALERMO
400 EURO PER UNA SIRINGA VUOTA, UN'INFERMIERA E UN LEADER NO VAX FERMATI A PALERMOFino a 400 euro per simulare una vaccinazione e aprire la strada al rilascio del green pass rafforzato. A Palermo fermati un'infermiera che lavora all'Ospedale Civico e Filippo Accetta, leader locale del movimento no vax. La truffa è stata scoperta anche grazie a un video.Massimo Veneziani per il Tg3 delle 14:20 del 21 dicembre 2021
Posted by Tg3 on Tuesday, December 21, 2021
Die Aufnahmen der versteckten Kameras offenbarten das ganze Ausmaß des ungeheuerlichen Betrugs. Anstatt in den Arm der zu impfenden Person injizierte Maria Lo Brano den Impfstoff in eine Mullbinde, die sie einen Moment später in den Müll warf. Maria Lo Brano, die eigentlich im größten Krankenhaus von Palermo arbeitet, leistete im auf dem Messegelände von Palermo eingerichteten Impfzentrum einen Zusatzdienst als Impferin. Den Ermittlungen zufolge verdiente sich Maria Lo Brano durch die vorgetäuschten Impfungen ein einträgliches Zubrot. Nicht nur Filippo Accetta und sein Freund Giuseppe Tomasino, die gemeinsam mit Maria Lo Brano in der Nacht auf Dienstag verhaftet wurden, sondern auch ein Polizist und eine Kollegin der Krankenpflegerin hätten sich dank der Fake-Impfungen Grüne Pässe verschafft. Durch die Kameras sind bisher zehn bekannte Fälle einwandfrei dokumentiert, aber die Ermittler vermuten, dass die „Nutznießer“ dieses ungeheuerlichen Betrugs viel zahlreicher seien.
Der Regionalassessor für das sizilianische Gesundheitswesen, Ruggero Razza, kündigte die Entlassung der Krankenpflegerin an. Der Staatsanwalt von Palermo, Francesco Lo Voi, erklärte, dass die Ermittlungen „zum jetzigen Zeitpunkt eine Tatbeteiligung der Verantwortlichen des Impfzentrums und der im Impfzentrum tätigen Ärzte ausschließen können“. Der Kommissar für die Covid-19-Notlage von Palermo, Renato Costa, bekräftigte, dass er „den Ermittlern jede erdenkliche Unterstützung zukommen lässt“.
Filippo Accetta, Giuseppe Tomasino und Maria Lo Brano, denen im Falle einer Verurteilung mehrjährige Gefängnisstrafen winken, werden sich vor Gericht wegen Korruption und Falschbeurkundung verantworten müssen. Da sich die Krankenpflegerin Eigentum des Staates, die Impfstoffe, angeeignet habe, wird ihr auch Unterschlagung zur Last gelegt.
Trotz der drei Verhaftungen stehen die Ermittlungen aber erst am Anfang. Im Mittelpunkt steht Filippo Accetta. Der radikale Impfgegner, der als „Anführer“ der „No-Vax-Szene“ von Palermo gilt und als Kandidat der Lega für die kommenden Gemeinderatswahlen von Palermo gehandelt wurde, verfügt im radikalen Impfgegner-Milieu ganz Italiens über viele Kontakte. Von der Auswertung der in seiner Wohnung beschlagnahmten Smartphones und Computer erhoffen sich die Ermittler der Digos und der Staatsanwaltschaft von Palermo weitere Erkenntnisse. Auch die „Durchleuchtung“ aller Personen, die von Maria Lo Brano geimpft wurden, könnte zu weiteren Eintragungen ins Ermittlungsregister führen.
Der Impfbetrug von Palermo löste in der italienischen Öffentlichkeit Abscheu und Entsetzen aus. Viele Italiener fordern eine exemplarische Bestrafung aller Tatverantwortlichen und rufen die zuständige Justiz dazu auf, das höchstmögliche Strafmaß voll auszuschöpfen. Alle im Impfzentrum arbeitenden Menschen sind zutiefst schockiert. „Mit den heutigen Verhaftungen wird ein trauriges und zugleich beunruhigendes Kapitel abgeschlossen. Alle Beschäftigten des Impfzentrums fühlen sich verraten und verletzt“, so Renato Costa, der das Verhalten der Krankenpflegerin einen „dreifachen Verrat“ nannte.