Von: ka
Piedimonte Etneo – Das Aufdecken des gewohnheitsmäßigen, unentschuldigten Fernbleibens vom Arbeitsplatz – in Italien „Assenteismo“, zu deutsch Absentismus genannt – von nicht weniger als 48 Gemeindebediensteten führte in der 4.000-Einwohner-Gemeinde Piedimonte Etneo bei Catania auf Sizilien zu einem Erdbeben.
Dank mehrerer versteckter Kameras und einigen Beschattungen gelang es den Carabinieri von Catania, allen Verdächtigen den Missbrauch ihrer Stempelkarten und unentschuldigte Abwesenheiten vom Arbeitsplatz verschiedentlicher Art nachzuweisen. In einigen Fällen wurden sogar die eigenen Kinder, die die Stempelkarte der Eltern durchziehen mussten, in den in Piedimonte Etneo weitverbreiteten Betrug hineingezogen. Gegen alle mutmaßlichen Täter wurde ein Verfahren wegen gemeinschaftlichen Betrugs in die Wege geleitet.
Su disposizione della Procura Distrettuale della Repubblica i Carabinieri della Stazione di Piedimonte Etneo hanno notificato nei giorni… pic.twitter.com/NPxTUcfv4H
— GiornaleLORA (@GiornaleLORA) October 17, 2019
Gegen nicht weniger als 48 Bediensteten der Gemeinde Piedimonte Etneo wurde vonseiten der Staatsanwaltschaft ein Verfahren wegen gemeinschaftlichen Betrugs eröffnet. Laut den Ermittlungen machten sich alle Verdächtigen zwischen Mai und Juli 2015 schuldig, ihre Stempelkarten missbraucht zu haben. Dank verschiedener Ermittlungsmethoden – unter anderem kamen versteckte Kameras und Beschattungen zum Einsatz – konnte den „Schlaumeiern“ nachgewiesen werden, dass sie überall, nur nicht am Arbeitsplatz, waren.
Nachdem sie die Stempelkarte durch das Lesegerät gezogen hatten – also eigentlich an ihrem Arbeitsplatz hätten sein sollen – gingen nicht wenige der 48 mutmaßlichen Betrüger einfach wieder nach Hause oder frönten ihren Hobbys. Andere wiederum fuhren zum Einkaufen in den Supermarkt oder zu ihrem Zweitwohnsitz aufs Land oder in die Berge.
Einige, die zudem mit ihrem Gehalt nicht zufrieden waren, nutzen „als Ausgleich“ Dienstfahrzeuge der Gemeinde zu Privatzwecken. Es kam oft vor, dass ein freundlicher Gemeindebediensteter als einziger zur Arbeit erschien und für mehrere seiner Kollegen die Stempelkarte durch das Lesegerät zog. Letztere kamen entweder später zu ihnen „bequemeren“ Uhrzeiten oder suchten erst gar nicht ihren Arbeitsplatz auf.
In einigen Fällen wurden sogar Kinder in den Missbrauch der Stempelkarten hineingezogen. Mittels versteckter Kameras konnten Buben und Mädchen dabei beobachtet werden, wie sie die Stempelkarten ihrer Eltern durch das Gerät zogen. In einem Fall schaute sogar eine Beamtin der Gemeindepolizei beim offensichtlichen Betrug untätig zu.
Der flächendeckende Missbrauch von Stempelkarten, der in diesem Ausmaß in einer dermaßen kleinen Gemeinde noch nie aufgedeckt wurde, wird dadurch „verständlicher“, dass viele der betrügerischen Gemeindebediensteten untereinander blutsverwandt oder verschwägert sind. Die Betrüger konnten trotz des offensichtlichen Missbrauchs immer auf das „Verständnis“ und das „Wegsehen“ der meist mit ihnen verwandten und nicht selten ebenso betrügerischen Kollegen zählen.
Der wiederholte Fall von ans Tageslicht gebrachten „Assenteisti“ brachte viele Italiener auf die Palme. Die meisten Leser und Kommentatoren forderten für die Betrüger hohe Strafen, die in jedem einzelnen Fall den Verlust des Arbeitsplatzes nach sich ziehen sollten. Die von diesen „Bediensteten“ gezeigte Arbeitsmoral spotte jedem, der in der Früh aufsteht und zur Arbeit geht. Daher sei keine Strafe hoch genug, diesem grassierenden Übel Einhalt zu gebieten, so diese Stimmen.