Von: ka
Rovigo – In der Umgebung von Rovigo in Venetien treibt ein Unbekannter sein Unwesen, der es auf Geschwindigkeitsüberwachungsgeräte – in Italien Autovelox genannt – abgesehen hat.
Wie die Behörden feststellen mussten, wurden vom Unbekannten bisher bereits acht fixe Radargeräte zerstört. Seine Vorgangsweise ist immer dieselbe. Alle Masten der Geschwindigkeitsmessgeräte wurden kurz oberhalb des Fundaments mit einem Winkelschleifer abgesägt. Aber die Stunden des Unbekannten, der „Fleximan“ getauft wurde und in den lokalen sozialen Netzwerken als eine Art moderner Robin Hood fast Heldenstatus genießt, könnten nach seiner achten „Glanztat“ gezählt sein. Da er auf einem Video zu sehen sei, sollen ihm die Ordnungskräfte dicht auf den Fersen sein.
Die Stunden von „Fleximan“ könnten bald gezählt sein. Der unbekannte Täter, der am letzten Mittwochabend die Staatsstraße Romea in Rosolina heimsuchte und dort mit einem Winkelschleifer ein Geschwindigkeitsüberwachungsgerät – in Italien Autovelox genannt – umsägte, soll bei seiner letzten Tat von einer nahe gelegenen Überwachungskamera gefilmt worden sein.
Nach der Anzeige des Bürgermeisters von Rosolina, Michele Grossato, werden diese Aufnahmen nun von den Carabinieri geprüft. Michele Grossato ist außer sich. „Dieser Autovelox wurde nicht installiert, damit die Gemeinde Geld einnimmt, sondern um die Sicherheit der Bürger zu gewährleisten. Früher hatte es in diesem Streckenabschnitt viele Todesfälle gegeben“, erklärt Michele Grossato.
Die Ordnungskräfte sind seit Monaten auf der Jagd nach „Fleximan“. Da die Vorgangsweise des oder der Täter immer dieselbe ist – die Masten der Geschwindigkeitsmessgeräte wurden kurz oberhalb des Fundaments mit einem Winkelschleifer abgesägt – gehen die Carabinieri davon aus, dass es sich bei allen Straftaten um dieselbe Person oder Gruppe von Personen handelt. Die Serie von „Anschlägen“ begann im Mai mit der Zerstörung eines Geschwindigkeitsmessgeräts an der Staatsstraße von Rovigo nach Ferrara bei Bosaro. Dieselbe Anlage wurde nach seiner Wiedererrichtung im Juli erneut Opfer von „Fleximan“. Mehrere weitere Anschläge später zog der Unbekannte in Richtung des Podeltas, wo er zuletzt den Autovelox in Rosolina „köpfte“.
Michele Grossato kündigte an, dass er „seinen“ Autovelox nicht nur wiedererrichten, sondern auch alle Geschwindigkeitsüberwachungsgeräte mit stärkeren Masten und Sicherheitskameras besser gegen Attentäter wie „Fleximan“ absichern wird. „Diejenigen, die so etwas tun, sind sich nicht bewusst, dass sie der Allgemeinheit auch finanziell Schaden zufügen. Die Neuinstallation des Autovelox wird die Gemeinde etwa 15.000 Euro kosten“, so Michele Grossato.
Die „Allgemeinheit“, auf die sich der Bürgermeister von Rosolina beruft, steht allerdings weitgehend auf der Seite von „Fleximan“. Als eine Art moderner Robin Hood, der verhindert, dass „unachtsame Autofahrer“ hohe Geldbußen berappen müssen, genießt der Unbekannte in den lokalen sozialen Netzwerken fast so etwas wie einen Heldenstatus. Viele Nutzer feiern „Fleximan“ als modernen Helden, der sich von der „Obrigkeit“ nicht unterkriegen lässt. Einige, die nicht in der Umgebung von Rovigo wohnen, bitten „Fleximan“ sogar, doch auch bei ihnen vorbeizuschauen.
Aber es gibt auch kritische Stimmen. „Die gleichen, die hier „Fleximan“ als Helden feiern, sind dann die ersten, die weinen, wenn wieder Unfälle passieren und Todesopfer zu beklagen sind“, meint ein Nutzer. Auch der Bürgermeister von Rosolina betont, dass durch die Anschläge die Geschwindigkeitskontrollen nicht weniger werden. „Die Ortspolizei wird vermehrt auf mobile Geschwindkeitskontrollgeräte zurückgreifen. Es ist schade, dass er in den sozialen Medien als Held gefeiert wird. Man sollte eine solche Person nicht zum Heiligen hochstilisieren“, unterstreicht Michele Grossato.
Da er auf dem Video der Überwachungskamera zu sehen sei, sollen ihm die Ordnungskräfte nun dicht auf den Fersen sein. In jedem Fall sind Anschläge auf fix installierte Autovelox keine Kavaliersdelikte. Im Falle seiner Festnahme und einer Verurteilung könnte dem Täter nicht nur eine hohe Geldstrafe samt Schadenersatzforderungen, sondern auch eine Gefängnisstrafe von bis zu drei Jahren drohen.