Von: ka
Santa Maria a Monte/Tavolaia – Nachdem bereits vor einer Woche eine Kiesgrube in der lombardischen Gemeinde Maleo bei Lodi Schauplatz einer wilden Raveparty mit Hunderten von Teilnehmern geworden war, stieg in der Nähe von Pisa erneut ein riesiges illegales Ravekonzert, zu dem eigens Tausende von „Coronarebellen“ aus halb Europa angereist waren.
Wie in der Lombardei sahen sich die Ordnungskräfte auch in der Toskana außerstande, das Konzert zu verhindern. Ihnen blieb nichts anderes übrig, als die Zufahrten zu blockieren und einzelne Konzertgäste aufzuhalten und erkennungsdienstlich zu erfassen. Angesichts der steigenden Anzahl von illegalen Konzerten fragen sich die Diskothekenbetreiber, die noch immer auf einen Öffnungstermin warten, warum ihnen noch immer die Nutzung ihrer Lokale verwehrt wird.
Ein großes Grundstück in Tavolaia, einer Fraktion der Gemeinde Santa Maria a Monte bei Pisa, war vom Freitag bis zum Montag Schauplatz eines riesigen Ravekonzerts. Nachdem auf einschlägigen Seiten in den sozialen Netzwerken ein illegales Konzert angekündigt worden war, fanden sich bereits am Freitagabend Hunderte von Fahrzeugen und Campern am vereinbarten Treffpunkt ein. Im Nu waren alle Zufahrtsstraßen zugeparkt. Die Kenntafeln ließen darauf schließen, dass neben einer großen Anzahl von Italienern auch Hunderte von Deutschen, Belgiern und Franzosen eigens zum Raveevent angereist waren.
Als bei den Carabinieri und der Polizei erste Beschwerden über laute Rave- und Techno-Musik eingingen, war es bereits zu spät. Den herbeigeeilten Ordnungskräften blieb nichts anderes mehr übrig, als das Gelände abzuriegeln, alle Zufahrten zu blockieren sowie einzelne Konzertgäste aufzuhalten und erkennungsdienstlich zu erfassen. Insgesamt wurden 200 Personen identifiziert. Sie riskieren eine Anzeige wegen illegalen Betretens eines Privatgrundstücks.
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Abgesehen davon, dass die Konzertgäste eine große Menge von Müll hinterlassen sowie Gärten und Parkanlagen als Toilette benutzt hatten, wurden keine besonderen Schäden verzeichnet. Beunruhigender ist hingegen die Tatsache, dass wie kaum anders zu erwarten von den Konzertbesuchern keinerlei Corona-Hygiene- und -Sicherheitsmaßnahmen eingehalten wurden. Deshalb herrscht seit dem Konzert mit Tausenden von Menschen aus halb Europa – Angaben der Quästur zufolge tanzten mehr als 5.000 „Coronarebellen“ zu Rave- und Technomusik – bei den Verantwortlichen des toskanischen Gesundheitswesens große Sorge über mögliche Corona-Ausbrüche.
Aber das ist noch nicht alles. Angesichts der steigenden Anzahl von illegalen Konzerten, die abgesehen von einigen Anzeigen weder für die Organisatoren noch für die Teilnehmer größere rechtliche Konsequenzen haben, fühlen sich die Diskothekenbetreiber, die noch immer auf einen Öffnungstermin warten, auf dem Arm genommen.
„Die Diskotheken, in den die Einhaltung der Corona-Hygiene- und -Sicherheitsmaßnahmen gewährleistet werden könnte, könnten schon heute im Dienste der Gemeinschaft stehen. Sie könnten die Antwort auf Zustände sein, die immer unkontrollierbarer werden. Wir könnten zugleich dazu beitragen, die Gefahr von Schlägereien, Übergriffen und Raubüberfällen, die es auf den Straßen gibt und denen die jungen Leute, die einfach nur zusammen sein wollen, ausgesetzt sind, zu vermeiden“, so der Sekretär der in der Vereinigung der Kaufleute und Lokalinhaber „Confcommercio“ organisierten italienischen Tanzlokale, Gianni Indino.
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Der Präsident der Region Ligurien, Giovanni Toti, bläst in dasselbe Horn. „Während in Europa getanzt wird, gibt es in Italien trotz des grünen Lichts des Technisch-Wissenschaftlichen Komitees noch immer keinen Termin für die Wiedereröffnung der Diskotheken. Der darniederliegende Wirtschaftssektor der Diskotheken und Tanzlokale verdient gleich wie alle anderen Sparten, die unter der Covid-19-Notlage gelitten haben, verlässliche Aussichten. Die Corona-Zahlen ließen einen sicheren Neustart mit dem „Grünen Pass“ längst zu. Das Zögern hingegen begünstigt das Auftreten illegaler Feste, Partys und Konzerte, die jeglicher Kontrolle entbehren. Worauf warten wir noch?“, so Giovanni Toti.
Auch wenn die Lokalinhaber natürlich Wasser auf ihre Mühlen leiten wollen und der Präsident der Region Ligurien vor allem die eigene Urlaubssaison im Auge hat, sind ihre Argumente nicht ganz von der Hand zu weisen. Angesichts der Unfähigkeit der Behörden, illegale Konzerte zu unterbinden, mehren sich in der italienischen Öffentlichkeit die Stimmen, die die Öffnung aller Tanzlokale fordern.