Überlebender der Lawine erzählt

Unglück in den Dolomiten: “Habe mit bloßen Händen gegraben”

Dienstag, 18. März 2025 | 12:10 Uhr

Von: luk

San Vito di Cadore – Ein Lawinenunglück in den Dolomiten hat – wie berichtet – zwei Skibergsteiger das Leben gekostet. Die 40-jährige Elisa De Nardi aus Conegliano und der 38-jährige Abel Ayala Anchundia, gebürtig aus Ecuador und wohnhaft in Vittorio Veneto, wurden am Sonntagabend unter meterhohen Schneemassen verschüttet und konnten nicht mehr gerettet werden.

Der Unfall ereignete sich bekanntlich am Sonntag auf etwa 2.300 Metern Höhe am Westhang der Forcella Giau bei Cortina d’Ampezzo. Eine Gruppe von sechs erfahrenen Skibergsteigern befand sich auf dem Abstieg, als sich die Lawine löste. Zwei von ihnen blieben unverletzt, während ein dritter, Andrea De Nardi, mit Verletzungen und Unterkühlung ins Krankenhaus von Pieve di Cadore eingeliefert wurde. Er schwebt nicht in Lebensgefahr.

Verzweifelte Rettungsversuche

Besonders dramatisch war das Schicksal von Marco Dalla Longa, einem der Gruppenmitglieder, der die Lawine nur knapp überlebte. „Ich bin durch ein Wunder am Leben“, berichtete er. Er wurde von einem Teil der Schneemassen erfasst und etwa 20 Meter mitgerissen, konnte sich aber befreien und begann sofort, mit bloßen Händen nach seinen verschütteten Freunden zu graben.

„Ich fand Abel unter zwei Metern Schnee. Er atmete nicht mehr, sein Herz schlug nicht“, schilderte Dalla Longa. Er versuchte, ihn zu reanimieren, doch die Hilfe kam zu spät. Auch Elisa wurde nach zwei Stunden unter vier Metern Schnee gefunden – beide waren in kritischem Zustand und wurden in die Krankenhäuser von Treviso und Mestre gebracht. Dort setzten die Ärzte eine extrakorporale Zirkulation ein, um ihre Körper wiederzubeleben. Doch die schweren Unterkühlungen ließen den Ärzten keine Chance: Noch am Abend wurde der Tod der beiden Bergsteiger bekannt gegeben.

Warnungen und Wetterbedingungen

Die Behörden hatten bereits vor dem Wochenende vor einer hohen Lawinengefahr gewarnt. Der Lawinenlagebericht der “ARPAV” stufte das Risiko mit Stufe drei bis vier auf einer Fünferskala als erheblich ein. Dennoch hatte sich die Gruppe für die Tour entschieden – sie waren sich der Gefahr bewusst und hatten entsprechende Vorsichtsmaßnahmen getroffen. Doch die Natur zeigte sich unbarmherzig.

Bereits vor zwei Wochen hatte es am Passo Cibiana einen ähnlichen Vorfall gegeben, bei dem Skibergsteiger nur durch das schnelle Eingreifen ihrer Begleiter gerettet werden konnten. Dieses Mal endete das Unglück tragisch. Schlechte Wetterbedingungen behinderten den Einsatz der Rettungshubschrauber, nasser Schnee und starker Wind erschwerten die Bergung zusätzlich. Am Ende zählte jede Minute – und für Abel und Elisa reichte die Zeit nicht mehr.

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