Von: APA/Reuters
Die italienische Großbank UniCredit kann ihren Einstieg bei der deutschen Commerzbank weiter vorantreiben. Das deutsche Bundeskartellamt gab die Übernahme eines Minderheitsanteils des Geldhauses durch die Bank-Austria-Mutter ohne Auflagen frei. “Schon durch den angemeldeten Minderheitserwerb kommt es zu einer Stärkung der Marktposition der UniCredit im Privat- und Firmenkundengeschäft in Deutschland”, teilte Kartellamtschef Andreas Mundt am Montag mit.
Doch gebe es in allen Bereichen, in denen die beiden Institute tätig seien, “weitere bedeutende Wettbewerber”. Deshalb sei die Transaktion von der deutschen Behörde freigegeben worden. Die UniCredit hatte die Übernahme eines Anteils von bis zu 29,99 Prozent an der Commerzbank bei den Wettbewerbshütern im Februar zur Prüfung angemeldet.
Commerzbank: Beschluss ändert nichts an grundsätzlicher Situation
Die Commerzbank reagierte gelassen auf die Entscheidung: Das Geldhaus nehme den Beschluss zur Kenntnis, der nichts an der grundsätzlichen Situation ändere, teilte die Bank mit. Die Commerzbank hatte der UniCredit nach dem Einstieg der Italiener im vergangenen Jahr die kalte Schulter gezeigt und besteht auf ihrer Unabhängigkeit. Das Vorgehen des italienischen Instituts sieht sie gar als feindlich an.
Die deutsche Regierung hält ebenfalls an ihrer ablehnenden Haltung fest. “Die Bundesregierung unterstützt die auf Eigenständigkeit ausgerichtete Strategie der Commerzbank und die im Februar bekannt gegebenen ambitionierten finanziellen Ziele”, sagte ein Sprecher des Finanzministeriums in Berlin. “Die Bundesregierung hat wiederholt deutlich gemacht, dass sie ein unabgestimmtes und unfreundliches Vorgehen ablehnt und feindliche Übernahmen im Bankensektor nicht angemessen sind, insbesondere wenn es um systemrelevante Veränderungen geht.”
UniCredit erklärte, die Bank bleibe bei ihrer Strategie. “Die Commerzbank bleibt ein Investment, dessen wirtschaftliche Risiken abgesichert sind”, hieß es weiter. Für das weitere Vorgehen gebe es etwa eigene strenge finanzielle Vorgaben.
UniCredit ist derzeit zweitgrößter Aktionär
UniCredit ist mit bisher 9,5 Prozent zweitgrößter Aktionär der Commerzbank nach dem deutschen Bund, der 12 Prozent hält. Die Italiener haben sich aber über Optionen und andere Derivate nach eigenen Angaben Zugriff auf weitere 18,5 Prozent an dem DAX-Unternehmen gesichert. Ein Tausch in Aktien wäre aber erst nach Erhalt aller dazu nötigen Genehmigungen möglich.
Die Europäische Zentralbank (EZB) als Aufseherin für die Großbanken hatte eine Aufstockung der direkten Commerzbank-Beteiligung auf bis zu 29,9 Prozent genehmigt. Die österreichische Kartellbehörde hatte den Einstieg bereits im März freigegeben.
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