Von: ka
Grosseto – Wenn in Südtirol veganes Essen in Kindergärten und Schulen „nur“ für heiße Diskussionen und rauchende Köpfe sorgt – SüdtirolNews berichtete: https://www.suedtirolnews.it/chronik/kein-veganes-essen-im-kindergarten-gemeinde-meran-verurteilt – dann geht es zwischen den Eltern weiter im Süden schon handfester zur Sache.
Die vegan lebende Mutter eines sich vegetarisch ernährenden Schulkindes berichtete der Lokalzeitung von Grosseto, einer Kleinstadt in der südlichen Toskana, dass sie von mehreren Müttern der anderen Kinder regelrecht angegriffen worden sei, und kündigte an, dass sie Anzeige erstatten werde.
Der Streit mit den anderen Eltern begann vor mehreren Monaten, im Mai vergangenen Jahres, als die Eltern einer Grundschulklasse einen Grillabend organisieren wollten. Die vegane Mutter schlug damals vor, dass sie alle Kinder der Klasse bei sich Zuhause einladen und für sie ein für die Kinder geeignetes Menü kochen würde. Die anderen Eltern aber erwiderten, dass sie auf ein Schnitzel nicht verzichten würden und sie nicht „anderen ihre Essgewohnheiten aufdrängen solle“.
In der Mensa der Grundschule des Dorfes in der Provinz Grosseto, wies das vegetarisch lebende Mädchen ihre gleichaltrigen Schulkollegen immer wieder darauf hin, dass sie eigentlich „tote Tiere“ essen würden.
„Weist Du, dass das, was Du gerade isst, vorher ein Schweinchen war, was nun tot ist? Weist Du, dass das ein Fischlein war, das früher im Meer schwamm?“, redete das siebenjährige Mädchen immer wieder auf ihre gleichaltrigen Mitschüler ein. Diese Sätze teilten die anderen Kinder auch ihren Eltern mit und manch Mitschüler der Siebenjährigen begann auch bei sich Zuhause, Fleischkost zu meiden und abzulehnen. Darüber waren die anderen Eltern sehr verärgert und begannen gegen die vegane Mutter der kleinen Vegetarierin einen regelrechten „Kleinkrieg“ zu führen. Sie wurde wegen alles, was sie tat von den anderen Eltern angegriffen, ausgegrenzt, beschimpft und bedroht.
Am 22. März sei der Streit – wie die Frau der Lokalzeitung „Il Tirreno“ berichtet – endgültig eskaliert:
„Als ich gegen 16.00 Uhr bei der Schule eingetroffen bin, um meine Tochter abzuholen, bin ich von vier Müttern angegriffen worden. Als ich meinen Wagen geparkt hatte, bin ich von den Müttern, eine vor mir und vier hinter mir, am Weitergehen gehindert worden. „Du musst um Erlaubnis fragen“, haben sie mir gesagt. Zuerst haben sie mich beschimpft. Eine der Mütter hat dann mit ihrem Schlüssel meinen Pkw zerkratzt. Sie haben mich auch geschubst und an der Kleidung und an den Haaren gezogen. Erst als ich ihnen gedroht habe, sie anzuzeigen, haben sie von mir abgelassen“, so die Veganerin.
Diesem Vorfall gehen nun die Carabinieri nach, welche der Grundschule sofort einen Besuch abgestattet haben. In der Ermittlungsakte befinden sich auch ein ärztlicher Attest sowie ein Kostenvoranschlag von 845 Euro des Fahrzeugspenglers, um den Kratzer im Lack zu reparieren.
„Aber das ist nicht das Schlimmste. Wir sind nun gezwungen, die Schule zu wechseln. Das ist der größte Schaden, weil unsere Tochter ihre Lehrerinnen liebt und wir wahrscheinlich nicht bis zum Ende des Schuljahres warten können“, so die Mutter des vegetarischen Mädchens weiter.
„Meine Tochter weiß, dass es Diskussionen gegeben hatte, aber nicht mehr. Sie soll wie immer ihren Alltag in Ruhe weiter leben, auch weil die anderen Kinder keine Schuld trifft. Meiner Tochter ist vollkommen bewusst, was sie isst, und sie hat auch die Freiheit ihr Essen auszuwählen. Sie liebt frisches, ungekochtes Gemüse und ist ein gesundes Kind, welches nie krank wird. In der Schule hat sie sehr gute Noten“, so abschließend die Mutter.
Ob ein Schulwechsel wirklich eine gute Idee ist und ob sich das Verhältnis zu den anderen Eltern wieder bessert, steht in den Sternen. Bleibt die Frage, wie sich das Verhältnis zwischen den zwei „Nahrungsweltanschauungen“ weiterentwickelt.