Droht das Ende der Lagunen-Schönheit?

Venedig und der Mythos der „Stadt auf Stelzen“

Donnerstag, 22. August 2024 | 08:04 Uhr

Von: Ivd

Venedig – Venedig, die „Stadt der Kanäle“ oder auch die „Schwimmende Stadt“, ist ein faszinierendes Meisterwerk der Baukunst und reicht mit seiner Geschichte bereits vor die Gründung im fünften Jahrhundert zurück. Gelegen auf über 100 kleinen Inseln in einer flachen Lagune, hat Venedig im Laufe der Jahrhunderte unzählige Generationen mit seiner einzigartigen Architektur und romantischen Atmosphäre verzaubert. Doch wie steht diese außergewöhnliche Stadt auf dem Wasser?

Ein populärer Mythos besagt, dass die ganze Stadt auf Stelzen steht. Der Maler Fabrizio Clerici trug mit seinem Ölgemälde „Venezia senz’acqua“ zu diesem Mythos bei. Aber kann eine Stadt wie Venedig mit ihren massiven Palästen, Villen und unzähligen Brücken wirklich nur von Holzstämmen getragen werden?

X/barbarameletto

Die Stadt auf dem Schlamm

Entgegen der weitverbreiteten Vorstellung, die Stadt stehe auf Stelzen, beruht die Stabilität der Stadt auf einer klugen Kombination aus natürlichen und menschengemachten Konstruktionen. Die Inseln, auf denen Venedig ruht, bestehen aus dichtem Schlick, der über Jahrhunderte von Flüssen wie der Brenta in die Lagune getragen wurde. Dieser Boden bildet das Fundament für die massiven Ziegelmauern, die die prächtigen Paläste und Gebäude der Stadt tragen.

Während die meisten venezianischen Bauten auf diesen Ziegelmauern ruhen, sind es die Fassaden der Gebäude, die direkt an den Kanälen liegen, die tatsächlich auf Holzpfählen errichtet wurden. Von außen sieht es also wirklich so aus, als wenn die Stadt auf einem Wald aus Stämmen ruht. Diese Pfähle sind tief in den Schlammboden gerammt und bestehen überwiegend aus Eichenholz, das in der feuchten Umgebung erstaunlich widerstandsfähig ist. Eine Schicht aus Lärchenbrettern bildet die Basis für die Mauern, die wiederum durch den besonders harten istrischen Kalkstein vor aufsteigendem Wasser geschützt werden. Diese Bauweise ermöglichte es den Venezianern, ihre Stadt über Jahrhunderte hinweg vor den Kräften der Natur zu schützen.

Die Herausforderungen der Gegenwart

Doch Venedig steht vor einer ungewissen Zukunft: Der steigende Meeresspiegel und die Wellen, die von den immer größer werdenden Kreuzfahrtschiffen verursacht werden, setzen den historischen Gebäuden stark zu. Die natürlichen Fundamente beginnen zu erodieren, während das Wasser tiefer in die alten Gemäuer eindringt. Der einst so effektive Schutz aus Kalkstein wird durch die immer höher steigenden Fluten untergraben, und viele der Erdgeschosse stehen heute dauerhaft unter Wasser.

Ein schwindendes Juwel

Venedig steht im Spannungsfeld zwischen seiner glanzvollen Vergangenheit und den Herausforderungen der Gegenwart. Die Stadt, die einst eine mächtige Handels- und Seemacht war, kämpft heute gegen den Verfall und den drohenden Untergang. Ob Venedig den Kampf gegen die Zeit gewinnen kann, bleibt ungewiss. Doch solange die Stadt auf ihrem fragilen Fundament ruht, wird sie weiterhin Menschen aus aller Welt mit ihrer Schönheit und ihrem unnachahmlichen Flair verzaubern.

Kommentare

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3 Kommentare auf "Venedig und der Mythos der „Stadt auf Stelzen“"


Sortiert nach:   neuste | älteste | Relevanz
N. G.
N. G.
Kinig
4 h 39 Min

Ohne den Artikel gelesen zu haben. Die Stadt geht definiv unter. So schade ist es gar nicht drum.

Sosonadann
Sosonadann
Universalgelehrter
3 h 33 Min

@N.G.
Musst du die kurze Zeit der Zigarettenpausen schon derart einteilen, dass nur noch das Kommentieren geht?
Im Zweifel wäre lesen wichtiger, als schreiben.

Goennenihrwichtigtuer
Goennenihrwichtigtuer
Universalgelehrter
2 h 26 Min

@Ssnd a richtigs Schmankerl dein Kommentar..😁🤣🤣👍

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