Pfarrer, Ordensbrüder und Kriminelle festgenommen – VIDEO

Verstörend: „Pater ordnen Raubüberfall an, um sexuelle Gewalt zu decken“

Montag, 27. Januar 2025 | 08:17 Uhr

Von: ka

Afragola – Während in der Diözese Bozen-Brixen eine unabhängige Untersuchung in die Wege geleitet wurde, um Fälle sexuellen Missbrauchs aufzudecken, schreckten in Afragola nördlich von Neapel ein Pfarrer und ein Pater nicht einmal vor der Organisation eines Raubüberfalls zurück, um ihre sexuellen Gewalttaten zu decken.

Abusi sessuali e ricatti, due frati arrestati ad AfragolaDue frati sono stati arrestati ad Afragola, in provincia di Napoli, per abusi sessuali e ricatti. Uno dei due avrebbe anche commissionato una rapina per far sparire le prove.Valeria Papitto per il Tg3 delle 14:20 del primo agosto 2024

Posted by Tg3 on Thursday, August 1, 2024

Mit dem Ziel, in den Besitz der Smartphones ihrer Opfer zu gelangen, auf denen Chats und Videos sexuellen Inhalts gespeichert waren, sollen laut den Ermittlungsergebnissen der Carabinieri der Pfarrer von Afragola und ein Ordensbruder bei Kriminellen einen Raubüberfall „bestellt“ haben. Dabei soll der Ordensmann ein Mitglied der Camorra um Hilfe gebeten haben. Nachdem im Zusammenhang mit dem Raubüberfall bereits im Sommer des letzten Jahres sechs Personen verhaftet worden waren, wurden gegen den Pfarrer von Afragola, Pater Domenico Silvestro, und den Ordensbruder Nicola Gildi vor wenigen Tagen Ermittlungsverfahren eingeleitet.

ANSA/CESARE ABBATE

Die hässliche und verstörende Geschichte, die von sexueller Gewalt und einem damit zusammenhängenden Raubüberfall handelt, begann mit den sexuellen Übergriffen einiger Ordensbrüder, die aus ärmlichen Verhältnissen stammende Personen im Austausch für Bekleidung, Lebensmittel und Medikamente zu sexuellen Handlungen genötigt haben. Wie die Carabinieri später feststellen sollten, wurden einige Sexorgien, die zwischen Ordensbrüdern und deren Opfern stattfanden, mit den Smartphones der Opfer gefilmt. Auf den Smartphones waren auch Chatnachrichten eindeutigen Inhalts gespeichert.

Um eine Anzeige und einen Skandal zu vermeiden, waren der Pfarrer von Afragola, Pater Domenico Silvestro, und der Pater Nicola Gildi, der im Kloster Santa Maria Occorrevole in Piedimonte Matese in der Provinz Caserta Dienst tat, offenbar zu allem bereit. Um ihr Ziel zu erreichen, mussten sie die auf den Handys der Opfer gespeicherten Bilder, Videos und Chats wieder in ihre Hände bekommen.

Zu diesem Zweck sollen sie nicht einmal davor zurückgeschreckt haben, die Hilfe des Organisierten Verbrechens in Anspruch zu nehmen. Um alle Beweise zu vernichten, seien laut den Ermittlungen der Carabinieri von den beiden Patres mehrere Kriminelle, von denen zumindest einer mit dem Camorra-Clan der Capasso in Verbindung stehen soll, zu einem Raubüberfall auf zwei ihrer Opfer angestiftet worden.

Die Ermittlungen kamen im April des letzten Jahres ins Rollen, nachdem zwei in Afragola lebende Männer, die Opfer eines Raubüberfalls geworden waren, bei den Carabinieri Anzeige erstattet hatten. Die zwei Männer, bei denen es sich auffälligerweise um ehemalige Angestellte von Gotteshäusern in der Gegend handelte, gaben an, dass zwei mit Knüppeln und einem Messer bewaffnete maskierte Männer in ihr Haus eingedrungen seien und als Beute „einzig“ ein Smartphone geraubt hätten. Sie hatten angeblich versucht, auch ein zweites Handy zu stehlen, waren aber zur Flucht gezwungen worden.

Dank der Angaben der Opfer konnten die Täter von den Ermittlern schnell ausfindig gemacht werden. Bei der Gegenüberstellung identifizierten die beiden Männer die Verhafteten eindeutig als jene beiden maskierten Täter, die das Smartphone geraubt hatten. Die Carabinieri wurden hellhörig, als die beiden Opfer auf die Gewalttaten und den sexuellen Missbrauch zu sprechen kamen, die sie nach ihren Angaben durch mehrere Mönche in einigen Klöstern der Provinz Caserta erlitten hatten. Die beiden Männer waren sich sicher, dass der Raub des Smartphones mit diesen Fällen erlittener sexueller Gewalt in Verbindung stand.

Die folgenden Ermittlungen brachten bald eine Fülle von belastendem Material ans Tageslicht. Nach der Auswertung der abgehörten Telefongespräche kamen die Ermittler zum Schluss, dass die eigentlichen Vollstrecker des Raubüberfalls auf Betreiben der beiden Patres angeheuert worden waren und der Raub allein dem Zweck gedient hatte, die inzwischen sichergestellten Beweise für die sexuellen Gewalttaten der Mönche zu vernichten. Nicht zuletzt dank der im Gefängnis abgehörten Gespräche der Räuber mit ihren Familienangehörigen konnten die Ermittler alle Hintergründe des Raubüberfalls rekonstruieren.

Darüber hinaus stellten die Carabinieri einen Brief der Anwälte der Überfallopfer an die älteren Brüder sicher. Im Schreiben wurde um die Bezahlung für bisher noch nicht entgoltene Dienste in den Klöstern gebeten, wobei von den Opfern auf die im Gegenzug für Hilfeleistungen wie Bekleidung, Lebensmittel, Arzneien und eine Arbeitsvermittlung erlittene sexuelle Gewalt verwiesen wurde.

Ein Ordensbruder, der über die Gewalttaten und das Motiv für den Raubüberfall Bescheid wusste, bestätigte die Darstellung der Opfer. Getrieben von der Angst, sich den Folgen einer Klage stellen zu müssen, die auf das auf den Smartphones gespeicherte belastende Material gestützt war, habe Pater Domenico Silvestro sich zusammen mit dem Ordensbruder an Kriminelle gewandt, um durch den Raub der Smartphones und die folgende Vernichtung aller Beweise einen Skandal abzuwenden.

facebook/Francesco Papa

Der von Erzbischof Domenico Battaglia inzwischen suspendierte Pater Domenico Silvestro wird sich zusammen mit allen anderen Inhaftierten jedoch nun einem Prozess stellen müssen.

Wie mit Fällen sexueller Gewalt richtig umgegangen werden sollte, veranschaulicht die unabhängige Untersuchung zu sexuellem Missbrauch, die von der Diözese Bozen-Brixen in die Wege geleitet wurde.

 

Kommentare

Aktuell sind 26 Kommentare vorhanden

Kommentare anzeigen