Fünfjähriges Mädchen schwerverletzt - 29-Jähriger angezeigt – VIDEO

Verstörend: Während Facebook-Live-Wahnsinnsfahrt verheerenden Unfall verursacht

Dienstag, 12. September 2023 | 07:07 Uhr

Von: ka

Alatri – Eine Landesstraße bei Alatri in der mittelitalienischen Region Latium war am Sonntagnachmittag Schauplatz eines verheerenden Unfalls, der an jene Tragödie in Rom erinnert, bei der nach dem Zusammenprall mit einem von einem YouTuber gesteuerten Lamborghini Urus der fünfjährige Manuel sein Leben verloren hatte.

Während einer Facebook-Live-Wahnsinnsfahrt verlor ein 29-Jähriger die Herrschaft über seinen Audi und prallte frontal mit einem entgegenkommen Nissan zusammen, in dem eine Mutter mit ihren beiden Kindern saß. Dass der Frontalzusammenstoß nicht wie in Rom in eine Tragödie mündete, war nur der hohen Sicherheit des SUVs zu verdanken, der von der Mutter gelenkt wurde. Der 29-jährige Unfallverursacher versuchte zunächst zu verheimlichen, dass er während der Fahrt live auf Facebook war, aber die Carabinieri, die den Unfallhergang auswerteten, kamen ihm schnell auf die Schliche.

Als die Rettungskräfte am Unfallort, eine Landesstraße in der ländlichen Umgebung von Alatri, eintrafen, bot sich ihnen ein Bild der Zerstörung. Während sich der Lenker des Audi – der 29-jährige, ursprünglich aus Marokko stammende H. A. E. I. – nur leichte Verletzungen zugezogen hatte, musste ein fünfjähriges Mädchen, das zusammen mit ihrem siebenjährigen Brüderchen und der 44-jährigen Mutter der beiden im Nissan Qashqai gesessen hatte, von den Feuerwehrleuten mit schwerem Gerät aus dem Wrack befreit werden. Nach einer Erstversorgung durch den Notarzt und seinem medizinischen Team wurde das schwerverletzte Mädchen in das Krankenhaus Bambino Gesù von Rom geflogen. Am Sonntagabend konnten die Ärzte erste Entwarnung geben und mitteilen, dass das Mädchen nicht mehr in Lebensgefahr schwebe. Die Mutter und der siebenjährige Bub kamen zum Glück mit leichten Verletzungen davon.

ANSA/FACEBOOK

Die Carabinieri hingegen nahmen umgehend Ermittlungen zum Unfallhergang auf. Offensichtlich hatte der Audi seine Fahrspur verlassen und war in einer Rechtskurve frontal gegen den entgegenkommenden Nissan der Mutter geprallt. Zum Unfallhergang befragt, verschwieg H. A. E. I. den Carabinieri, dass er während der Fahrt live auf Facebook gewesen war. Er hoffte, dass es niemandem auffallen würde, aber er rechnete nicht damit, dass ein Carabinieribeamter der Station von Alatri auch für die Überwachung der Websites zuständig ist.

Dem Computer- und Internetexperten der Carabinieri genügten wenige Klicks, um zu entdecken, dass der junge Mann am Steuer des Audi A4 auf der Landstraße mit überhöhter Geschwindigkeit unterwegs gewesen war und im Rhythmus von Rap-Musik seine ganze Fahrt für eine Facebook-Live-Übertragung gefilmt hatte. Dem Experten gelang es, das ganze Video herunterzuladen.

Im Video ist zunächst zu sehen, wie der Audi die Landesstraße entlangrast und mit hoher Geschwindigkeit zuerst einen blauen Lieferwagen und dann einen blauen Ford überholt. Währenddessen ist im Hintergrund der Rap-Rhythmus von Chamillionare zu hören, der seine Version von Ridin’ des amerikanischen Rappers Krayzie Bone spielt. Die Tatsache, dass die Häuser und die Landschaft immer schneller am A4 vorbeigleiten, ist ein Zeichen dafür, dass der Lenker sehr schnell fährt und sogar weiter beschleunigt. Plötzlich erscheint eine Rechtskurve. Da der Audi zu schnell ist, kommt er von seiner Fahrbahn ab, bis er sich auf der Gegenfahrbahn befindet, wo ihm der Nissan Qashqai entgegenkommt.

Eine Sekunde später wird der Bildschirm von explodierenden Airbags verdeckt und die Musik von den Schreien der Frau und dem Weinen eines Kindes im Nissan übertönt. „Chiama papà! Chiama papà!“ und „Amore, amore come stai?“ – „Ruf’ den Vater an“ und „Liebes, wie geht es dir?“ – sind im Hintergrund des verzweifelten Weinens des Mädchens zu hören.

Das kleine Mädchen, das kurz darauf sein Bewusstsein verloren hatte, wurde von der Feuerwehr aus dem Wrack befreit und dem Notarzt und seinem Team übergeben. Nach einer Erstversorgung wurde das schwerverletzte Mädchen in das Krankenhaus Bambino Gesù von Rom geflogen. Am Sonntagabend konnten die Ärzte Entwarnung geben und mitteilen, dass das Mädchen nicht mehr in Lebensgefahr schwebe. Am Montag wurde das Kind am Arm operiert. Die 44-jährige Mutter und der siebenjährige Bub hingegen kamen zum Glück mit leichten Verletzungen davon. Sie wurden in das Krankenhaus von Alatri gebracht.

H. A. E. I., der im Gebiet von Alatri arbeitet und eine gültige Aufenthaltsgenehmigung besitzt, wurde zur Behandlung seiner leichten Verletzungen ebenfalls ins Krankenhaus transportiert. Ihm droht eine Anklage wegen gefährlicher Körperverletzung im Straßenverkehr. Am Montag wurde bekannt, dass er zum Zeitpunkt des Unfalls unter Alkoholeinfluss gestanden hatte. Das Ergebnis der von der Staatsanwaltschaft von Frosinone angeordneten Drogentests steht noch aus. Zudem wurde festgestellt, dass der Audi nicht ihm gehört. Die Herkunft des Audi A4 und die Frage, ob sich der 29-jährige Unfallverursacher bereits andere Male während der Fahrt gefilmt hatte, ist noch Gegenstand von Ermittlungen. H. A. E. I. könnte unter Umständen zu einer Gefängnisstrafe verurteilt werden.

Wenn auch erleichtert, dass diesmal zum Glück kein Todesopfer zu beklagen ist, ist die italienische Öffentlichkeit doch entsetzt und empört darüber, dass gleich wie im Fall der YouTuber von The Borderline erneut soziale Netzwerke dazu missbraucht wurden, sich in Szene zu setzen und dabei das Leben anderer zu gefährden.