Von: ka
Barletta/Tirana – Seine Entscheidung, sich in Albanien die Zähne behandeln zu lassen, dürfte ein junger Mann aus Barletta in Apulien, der 37-jährige Simone Del Vecchio, bitter bereut haben.
Nachdem er während der Behandlung hintereinander vier Herzstillstände erlitten hatte, musste er ins Krankenhaus von Tirana eingeliefert und einer dringenden Herzoperation unterzogen werden. Nach seiner Rückkehr nach Apulien, die im Rettungsflugzeug stattfand, wurde der 37-Jährige auf die Intensivstation des Poliklinikums von Bari gebracht. Die einsetzende, leichte Besserung wurde von einer bakteriellen Infektion zunichtegemacht.
Acht Monate nach seiner „Zahnreise“ nach Albanien befindet sich Simone Del Vecchio, der noch immer bettlägerig ist und künstlich ernährt werden muss, in einem Pflegeheim. Ihm bleibt nur die Hoffnung, dass der nächste Eingriff eine Besserung bringt. „Er war ein lebensfroher junger Mann mit vielen Freunden, der gerne ausging und das Leben genoss. Aber diese Tragödie zerstörte alle unsere Träume und die Unbeschwertheit meiner Familie“, so sein Zwillingsbruder. Die italienischen Zahnärzte warnen davor, sich leichtfertig im Ausland die Zähne behandeln zu lassen.
Alles begann am 13. März dieses Jahres, als Simone Del Vecchio, ein 37-jähriger Webdesigner aus Barletta, beschloss, sich in Albanien einige fehlende Zähne ersetzen zu lassen. Nicht zuletzt die gute Erfahrung seiner Mutter, der in einer Zahnklinik in Tirana zwei Jahre zuvor zwei Prothesen eingesetzt worden waren, wobei sie gegenüber Angeboten in Italien mehr als die Hälfte der Kosten eingespart hatte, bewogen den jungen Mann trotz einiger Zweifel, eine „Zahnreise“ nach Albanien anzutreten.
Begleitet von seiner Mutter traf der 37-Jährige in Tirana ein. In der Zahnklinik wurden ihm während einer Sitzung zehn Zähne gezogen und am selben Tag in beiden Zahnbögen Implantate eingesetzt. „Ohne irgendwelche Vorsorgeuntersuchungen durchzuführen, verabreichten sie ihm vier Zahnfleischbetäubungen und eine leichte Vollnarkose. Sie verzichteten jedoch auf die Gabe von Antibiotika, Entzündungshemmern und Schmerzmitteln. Meine Mutter konnte ihn vom Wartezimmer aus schreien hören. Simone war bei Bewusstsein und hatte höllische Schmerzen“, berichtet sein Zwillingsbruder Marco Del Vecchio.
Als er nach der vierstündigen Zahnoperation versuchte, einen Schluck Wasser zu trinken, wurde ihm übel. Simone Del Vecchio erlitt kurz darauf einen Herzstillstand, dem drei weitere folgen sollten. Simones schwerwiegende gesundheitliche Lage erzwang eine Einlieferung in das Krankenhaus „Mutter Teresa“ in Tirana.
„Da bei den Untersuchungen ein angeborener Herzfehler, nämlich eine Koronarstenose, festgestellt worden war, wurde mein Bruder einer Herzoperation unterzogen, bei der ein Koronarstent eingesetzt wurde. Er blieb acht Tage lang auf der Intensivstation. Am 21. März wurde er mit einem Rettungsflugzeug nach Apulien zurückgebracht und direkt auf die Intensivstation des Allgemeinen Krankenhauses von Bari verlegt“, fährt Marco Del Vecchio fort.
Einen Monat lang lag Simone Del Vecchio im pharmakologischen Koma. Die langsame Erholung, die während dieser Zeit einsetzte, wurde im Juni von einer bakteriellen Infektion zunichtegemacht, was Simones Überstellung auf die Infektionsabteilung unumgänglich machte. „Dort blieb er bis zum 27. September. An jenem Tag entschieden ich und meine Eltern, ihn nach San Giovanni Rotondo in ein Pflegeheim zu bringen“, so der Zwillingsbruder des Opfers gegenüber dem Corriere del Mezzogiorno.
„Er ist bettlägerig und leidet an Durchfall, ist jedoch bei Bewusstsein. Aufgrund der Luftröhrenverengung, die es ihm nicht erlaubt, zu trinken, zu essen und normal zu atmen, besteht jedoch die Gefahr, dass er erstickt. Aus diesen Gründen ist eine erneute Operation erforderlich. Um sich um ihn kümmern zu können, sind meine Eltern nach San Giovanni Rotondo gezogen“, erzählt Simone Del Vecchios Zwillingsbruder Marco.
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Mit der Unterstützung eines Anwalts geht die Familie des 37-Jährigen rechtlich gegen die albanische Zahnklinik vor. Da es sich bei Albanien um ein Land handelt, das nicht zur Europäischen Union gehört, stoßen Simone Del Vecchios Familienangehörige mit ihrer Klage jedoch auf viele unerwartete Schwierigkeiten. Unter anderem soll es schwierig sein, über die an dem jungen Mann vorgenommene Operation medizinische Unterlagen zu finden. Hinzu kommen sprachliche Hindernisse. „Die Ärzte der Klinik in Albanien haben sich seitdem nicht mehr gemeldet“, seufzt Marco Del Vecchio.
Ob Simone Del Vecchio jemals wieder vollständig genesen wird, ist aus heutiger medizinischer Sicht ungewiss. „Er war ein lebensfroher junger Mann mit vielen Freunden, der gerne ausging und das Leben genoss. Aber diese Tragödie zerstörte alle unsere Träume und die Unbeschwertheit meiner Familie“, so sein Zwillingsbruder.
Die italienischen Zahnärzte warnen davor, sich leichtfertig im Ausland die Zähne behandeln zu lassen. „Bei einer Zahnbehandlung in staatlich zugelassenen Kliniken und Ambulatorien in Italien sind die Bürger auch im Falle von medizinischen Fehlern rechtlich geschützt“, mahnen die italienischen Zahnärzte zur Vorsicht.
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