Von: ka
Neapel/Samara – Ein Italiener, der 51-jährige Gianni Cenni, wurde von ukrainischen Soldaten eines Luftlanderegiments gefangengenommen. Wie ukrainische Militärquellen berichten, wurde Gianni Cenni in der Nacht vom 7. auf den 8. Januar während einer Aufklärungs- und Geheimdienstoperation jenseits der feindlichen Linien von Fallschirmjägern des 78. Luftlanderegiments in der Nähe der Stadt Kupjansk aufgegriffen.

Im Video, das vom 78. Luftlanderegiment der ukrainischen Streitkräfte veröffentlicht wurde, behauptet der gefangengenommene Gianni Cenni, dass er zum Kampf gegen die Ukraine gezwungen worden sei. „Mein Name ist Gianni Cenni. Ich wurde illegal in Russland eingezogen, um gegen die Ukraine zu kämpfen. Aber ich will nicht kämpfen, ich will zurück nach Italien“, beteuert der 51-jährige italienische Staatsbürger.
Die Tatsache, dass seine Gefangennahme während Kampfhandlungen erfolgte, und die russischen Ausweispapiere, die die ukrainischen Fallschirmjäger bei ihm fanden, lassen jedoch den Schluss zu, dass Gianni Cenni sich bei der russischen Armee als Freiwilliger gemeldet hatte. Laut den militärischen Ausweispapieren, die vom russischen Verteidigungsministerium ausgestellt worden waren, war der aus Kampanien stammende Süditaliener am 13. November 2024 zur Militäreinheit 58198, also zum 1. Panzerregiment, einberufen worden. Den Papieren zufolge hatte der 51-jährige Italiener seine russische Frau und seine zwei Kinder zurückgelassen, um für Putin gegen die Ukraine in den Krieg zu ziehen.

„Gianni Cenni hatte in einem Restaurant in der Stadt Samara in Russland gearbeitet, aber im November 2024 hat er entschieden, sich bei den Streitkräften der Russischen Föderation als Freiwilliger zu melden. Er ist 51 Jahre alt und hat seine Frau und seine zwei Kinder zu Hause gelassen. Offensichtlich ist er ein weiteres Opfer der russischen Propaganda geworden“, heißt es in der Mitteilung der Fallschirmjäger, die an seiner Gefangennahme beteiligt waren.
Dank offen zugänglicher Quellen im Netz konnte Cristiano Tinazzi, Journalist des Onlinemediums Today.it, bald herausfinden, dass Gianni Cenni in der Tat als Pizzaiolo im italienischen Restaurant „Anima“ in Samara an der Wolga gearbeitet hatte.

Der italienische Konsul in Samara, Gianguido Breddo, ein Unternehmer im Gastronomiebereich, bestätigte gegenüber today.it, dass Gianni Cenni in seinem Lokal tätig gewesen war. „Er war bis vor etwa einem Jahr mein Angestellter, dann hat er gekündigt. Ich weiß, dass er weggezogen ist, aber ich weiß nicht mehr genau, wohin. Er war ein eigenartiger Typ, Neapolitaner, mit einem überdrehten Charakter. Ich bin nicht überrascht, dass er in den Kampf gezogen ist“, erklärt Konsul Gianguido Breddo.
Im Netz tauchte auch ein Video auf, das Gianni Cenni bei seiner Arbeit als Pizzaiolo im „Anima“ zeigt.
In seinem alten LinkedIn-Profil hatte der 51-Jährige auch angegeben, dass er für die hoch angesehene neapolitanische Pizzeria „La Figlia del Presidente“ gearbeitet hatte. Die Inhaberin der bekannten Pizzeria, Maria Cacialli, bestritt jedoch kategorisch, dass Gianni Cenni in ihrem Lokal als Pizzaiolo angestellt gewesen sei. „Was alle schreiben, ist falsch. Er war nie in unserer Pizzeria und hat nie für uns gearbeitet. Wäre er nicht in der Lage, in der er sich befindet, würde ich ihn gerne anzeigen“, betont Maria Cacialli.
Gianni Cennis Schicksal liegt nun in den Händen der Ukraine. Möglich ist, dass er wie viele andere russische und ukrainische Kriegsgefangene im Rahmen eines Gefangenenaustauschs freikommen könnte. Wäre ich doch nicht Putin-Krieger geworden und bei meinen Pizzen geblieben, wird es sich jetzt wohl denken.