Von: ka
San Donato Valcomino – Ein Wanderer, Antonio Rabbia, schildert, dass er im Nationalpark „Parco Nazionale d’Abruzzo, Lazio e Molise“ von einem Bären angegriffen worden sei und dass ihm nur das Eingreifen seines Hundes das Leben gerettet habe.
Der 33-jährige Ingenieur, der in Ausonia bei Frosinone im Latium lebt, soll von dieser „Begegnung“ eine Bauchwunde, zwei gebrochene Rippen und einen verstauchten Knöchel davongetragen haben, die eine Behandlung im Krankenhaus von Cassino notwendig machten. Weil es im betreffenden Gebiet weder Schilder noch Verbote gibt, die den Zugang zu den Wanderwegen verhindern, verlangt Antonio Rabbia nun von der Parkverwaltung Schadenersatz. Die Parkverwaltung hingegen, die auf mehrere Ungereimtheiten hinweist, hegt an der Darstellung des Mannes starke Zweifel.
„Der Angriff geschah am 21. Dezember kurz nach 13.00 Uhr, als ich in San Donato Valcomino ankam. Irgendwann sah ich, wie der Hund seinen Kopf hob. Als ich mich umdrehte, erblickte ich neben einem Steinhaufen zwei kleine Bären. Einen kurzen Moment später entdeckte ich einen riesigen Bären mit einem weit aufgerissenen Maul, der einen schrecklichen Schrei von sich gab. Er war etwa 50 Meter von mir entfernt, rannte aber innerhalb von wenigen Sekunden auf mich zu“, erzählt Antonio Rabbia.
Der Auslöser für seine Wut war wahrscheinlich der Wunsch, seine Jungen zu schützen. Der Schilderung des 33-Jährigen zufolge soll das Raubtier nach dem linken Bein des fliehenden Mannes gegriffen und ihn in den Unterleib gebissen haben. „Ich und der Bär rollten rund 20 Meter den Hang hinunter. Während ich von einem Baum aufgehalten wurde, an dem ich mich festklammern konnte, fiel der Bär weiter hinunter. In diesem Moment griff mein Hund ein. Er ging auf den Bären zu und schaffte es, ihn durch Knurren und Bellen zum Rückzug zu bewegen“, schildert Antonio Rabbia die dramatische Bewegung. Anschließend soll es dem Mann gelungen sein, sein Auto zu erreichen und sich in Sicherheit zu bringen.
Der Hund, den er während des Angriffs verloren haben soll, wurde zwei Tage später von einem Freiwilligen gefunden und nach Hause gebracht. Noch während die Suche nach seinem Hund im Gange war, begab sich Antonio Rabbia ins Krankenhaus von Cassino, um seine Verletzungen behandeln zu lassen. Weil es im betreffenden Gebiet weder Schilder noch Verbote gibt, die den Zugang zu den Wanderwegen verhindern, verlangt Antonio Rabbia nun von der Parkverwaltung Schadenersatz.
Die Verwaltung des Nationalparks hegt an dieser Darstellung aber erhebliche Zweifel. Die erste Nachricht über den Angriff, erklärt die Behörde in ihrer Aussendung, habe den Park erst am Morgen des 22. Dezember erreicht, als der Mann den Überwachungsdienst anrief, um das Verschwinden seines Hundes zu melden. „Da der Hund angeblich eine Leine getragen habe, hätte der Hund den Angaben zufolge selbst Opfer eines Angriffs durch ein weibliches Exemplar sein können. Auf der Flucht könnte der Hund im Dickicht des Waldes mit der Leine hängengeblieben und dadurch Opfer anderer Raubtiere geworden sein. Der Hund, der am 23. Dezember gefunden wurde, war aber wohlauf und trug keine Spur einer Leine“, unterstreicht die Parkverwaltung. Sie fügt hinzu, dass in der Umgebung des angeblichen Tatorts mehrmals eine Bärin mit zwei diesjährigen Jungen gesichtet worden seien, die aber niemals für Probleme gesorgt hätten.
Es ist aber insbesondere die Schilderung des Angriffs, die die Parkverwaltung stutzig macht. „Der Bär greift an und beißt ihn in den Bauch. Anschließend stürzen der junge Mann und der Bär gemeinsam den Hang hinunter, aber es gelingt ihm, sich an einem Baum festzuhalten und so den Sturz aufzuhalten. Der Hund, der angeblich angeleint ist, aber zwei Tage später offensichtlich ohne Leine aufgefunden wird, weicht hingegen dem Bären zunächst aus. Dies alles geschieht auf einem schmalen Wanderweg“, weist die Parkverwaltung auf gleich mehrere Ungereimtheiten hin.
„Wir sind uns sicher, dass es in den Apenninen noch nie einen Bärenangriff auf einen Menschen gab. Dies wäre der allererste Fall, aber gerade wegen der Gesamtumstände, des angeblichen Ablaufs des Angriffs und der vielen unklaren Begebenheiten, die die Erzählung des jungen Mannes enthält, ist es angebracht, nur von einer Möglichkeit zu sprechen“, so die Behörde, die starke Zweifel an der Version von Antonio Rabbia hegt.
Antonio Rabbia beharrt aber auf seiner Darstellung. „Wir werden die Parkverwaltung auf Schadensersatz verklagen, weil es in dem Gebiet weder Schilder noch Verbote gibt, die den Zugang zu den Wanderwegen verhindern. Jetzt wollen wir wissen, ob die 60 Bären im Park, bei denen es sich allesamt um geschützte Tiere handelt, mit einem Mikrochip versehen sind oder nicht“, erklärt der Rechtsanwalt Giuseppe Spaziani, an den sich der 33-Jährige wandte.
Beobachter glauben, dass der Fall als Schadenersatzklage vor Gericht landen wird. Ob es sich wirklich um einen von einem Bären erlittenen Angriff handelte oder nicht, ist dann eine Frage, über die Sachverständige befinden werden.