Von: ka
Casal Palocco/Latium – Eine schier unglaubliche Geschichte erreicht die italienische Öffentlichkeit aus der Umgebung von Rom. Gegen einen Inhaber einer Tabaktrafik, der im Jahr 2015 von zwei Räubern verprügelt und beraubt worden war, wurden vonseiten der Justiz wegen mehrerer abgegebener Schüsse in die Luft und auf die Reifen des Fluchtautos der Täter Ermittlungen eingeleitet.
Die Leidensgeschichte von Maurizio Pontillo, Inhaber einer Tabaktrafik in Casal Palocco, einem Ort in der Nähe von Ostia bei Rom, begann am 16. März 2015. Gerade als Maurizio Pontillo mit seinem Fahrzeug das Wocheninkasso seiner Trafik – 30.000 Euro – zur Bank bringen wollte, wurde er an einer roten Ampel stehend mitten auf der Straße von zwei Räubern überfallen. Während ein Räuber mit einem großen Hammer das Seitenfenster von Pontillo’s Auto einschlug, öffnete sein Komplize die Beifahrertür und entwendete den Geldkoffer.
Da Maurizio Pontillo angegriffen wurde, nahm er seine Waffe – eine regulär gemeldete Smith & Wesson – in die Hand und stieg aus seinem Fahrzeug. In diesem Moment flüchteten die beiden Räuber zu ihrem Fiat Croma, wo ein dritter Komplize auf sie wartete. Als Warnung schoss Pontillo mit seiner Smith & Wesson zuerst einmal in die Luft und gab dann, um die Flucht der Räuber zu verhindern, mehrere Kugeln auf die Reifen des Fiat Croma ab. Obwohl Pontillo mit den Schüssen auf die Reifen nur die Flucht der Räuber verhindern wollte und keinesfalls auf die Täter gezielt hatte, wurde vonseiten der Justiz nun gegen ihn ein Verfahren wegen “gefährlichen Anzündens und Explosionen”(Artikel 703 “accensioni ed esplosioni pericolose” des Italienischen Strafgesetzbuchs, Anmerkung der Redaktion) eröffnet.
“Der Wahnsinn ist, dass nun gegen mich und dem Räuber, der mich verfolgt, geschlagen und ausgeraubt hat, ein Ermittlungsverfahren läuft. Mein Anwalt hat mir gesagt, dass er in 30 Arbeitsjahren so etwas noch nie gesehen hat”, so der trostlose Kommentar von Maurizio Pontillo.
Aber das war noch nicht alles. Bereits drei Wochen nach dem Raubüberfall erhielt Pontillo einen Brief des Anwalts des Spielgerätebetreibers Lottomatica, in dem der Trafikant angewiesen wurde, die von ihm angeblich “fälschlicherweise” zurückgehaltene Geldsumme zu überweisen.
“Beraubt, und wie ein Delinquent behandelt, sogar den Waffenschein haben sie mir genommen. Ich fühle mich erniedrigt und auf den Arm genommen”, so das aus seiner Sicht bittere Fazit des Trafikanten Maurizio Pontillo. Nun wartet er gleich wie der Räuber, der einzige der Täter, der auch erwischt werden konnte, auf den Prozess.