Bauunternehmer hat genug von vorurteilsbehafteten Wohnungsvermietern

„Wenn niemand meinen ausländischen Arbeitern Wohnungen vermietet, baue ich sie“

Montag, 16. Dezember 2024 | 08:00 Uhr

Von: ka

Villanova di Mondovì – Paolo Giuggia, der Chef des Bauunternehmens Giuggia Costruzioni mit Sitz in Villanova di Mondovì bei Cuneo, gehört zu den erfolgreichsten Bauunternehmern des Piemonts. Das bedeutet jedoch nicht, dass sein Leben sorgenfrei ist. Giuggia Costruzioni besitzt zwar volle Auftragsbücher, aber seine Bauarbeiter mit Migrationshintergrund, die rund die Hälfte der 250 Beschäftigten von Giuggia Costruzioni darstellen, tun sich im Gegensatz zu den Einheimischen sehr schwer, Mietwohnungen zu finden.

Aufgrund der Vorurteile der Vermieter, die nicht dazu bereit sind, ihre Wohnungen an Ausländer zu vermieten, erweist sich für sie die Wohnungssuche oft als vergebliches Unterfangen. Paolo Giuggia versuchte diesem Missstand entgegenwirken, aber als er erkannte, dass seine bisherigen Bemühungen keine Früchte zeigten, fasste er einen radikalen Entschluss. „Wenn niemand meinen ausländischen Arbeitern Wohnungen vermietet, baue ich sie“, so Paolo Giuggia.

Facebook/Giuggia Costruzioni

Da Giuggia Costruzioni, einem im fernen Jahr 1881 gegründeten Familienunternehmen mit einem Jahresgewinn von 70 Millionen Euro, floriert, hätte sich Paolo Giuggia eigentlich ruhig zurücklehnen und sich nur um seine unternehmerische Tätigkeit kümmern können, aber die Tatsache, dass seine Bauarbeiter mit Migrationshintergrund, die rund die Hälfte der rund 250 Beschäftigten von Giuggia Costruzioni ausmachen, sich im Gegensatz zu den Einheimischen sehr schwertun, Mietwohnungen zu finden, ließ ihm keine Ruhe. Es bestand die Gefahr, dass er Arbeiter, die keine geeignete Unterkunft finden, verlieren könnte, was wiederum seinem Unternehmen schaden würde.

Facebook/Giuggia Costruzioni

Paolo Giuggia, der es sich wie viele andere Unternehmer kaum leisten kann, durch Arbeitskräftemangel Aufträge zu verlieren, begann nach Lösungen zu suchen. Die erste war, dass er den Wohnungsvermietern anbot, dass sein Bauunternehmen für die Mietverträge seiner Arbeiter bürgen würde. „Ihr könnt den Mietvertrag auf mein Unternehmen ausstellen. Giuggia Costruzioni bürgt für die Mietverträge seiner Bauarbeiter“, sagte er zu seinen Arbeitern und trug ihnen auf, dies auch den Wohnungsvermietern mitzuteilen.

Wie er der Turiner Ausgabe des Corriere della Sera erklärt, zeigte dieses großzügige Angebot bei den Vermietern jedoch nicht die erhoffte Wirkung. „Bei uns werden kaum Wohnungen an Arbeiter mit Migrationshintergrund vermietet. Vor allem, wenn es sich um alleinstehende Männer und nur um kurze Zeiträume handelt, sind sie kaum gewillt, ihre Wohnungen an Ausländer zu vermieten. Außerdem haben die Vermieter Angst, dass sie die Möbel beschädigen“, so Paolo Giuggia.

Facebook/Giuggia Costruzioni

Da das Unternehmen während der vergangenen Monate viele Baustellen unterhielt, die weit weg von Cuneo lagen, stellte sich eine Zeit lang das Problem nicht. Um dem ständigen Mangel an Unterkünften zu begegnen, mietete Paolo Giuggia als Übergangslösung für seine Arbeiter über Wochen und Monate hinweg ganze Hotels an, aber die Hoffnung, dass die Bauarbeiter in der Zwischenzeit eine feste Bleibe finden würden, zerschlug sich. Kaum jemand von den über 100 Arbeitern erhielt einen Mietvertrag. Zudem konnten die Hotels nicht nur keine Familienwohnungen ersetzen, sondern wurden auch für das Unternehmen zu einer immer größeren Belastung. „Es war mit irrsinnigen Kosten verbunden, die unser Budget zu sprengen drohten“, so Giuggia.

Der Chef von Giuggia Costruzioni war mit seinem Latein am Ende. Aufgrund der Vorurteile der Vermieter, die nicht dazu bereit sind, ihre Wohnungen an Ausländer zu vermieten, konnten seine Arbeiter kaum eine Unterkunft finden. Als er erkannte, dass seine bisherigen Bemühungen keine Früchte zeigten, fasste er einen radikalen Entschluss. „Wenn niemand meinen ausländischen Arbeitern Wohnungen vermietet, baue ich sie“, so Paolo Giuggia.

„Ich habe ein ganzes Gebäude gekauft, es renoviert und darin 15 Wohnungen eingerichtet. Sie dienen jetzt den Bauarbeitern meines Unternehmens als Unterkunft“, berichtet Paolo Giuggia seinen Unternehmerkollegen anlässlich der Unterzeichnung einer Vereinbarung zwischen dem Unternehmerverband und der Präfektur von Cuneo.

Facebook/Giuggia Costruzioni

Ziel des Vertrages ist es, rund 1.400 potenzielle Arbeitskräfte, die derzeit in den verschiedenen Aufnahmezentren für Migranten der Provinz Cuneo untergebracht sind, für eine Arbeit in den Unternehmen der Region zu gewinnen. Mit ihnen ist die Hoffnung verbunden, dass sie den zunehmenden Arbeitskräftemangel – mit 3,7 Prozent besitzt die piemontesische Provinz Cuneo eine der niedrigsten Arbeitslosenquoten Italiens – zu lindern vermögen.

„Das Land braucht diese Arbeitskräfte, die Willkommenskultur muss sich ändern. Wenn die Familien der Arbeiter nachkommen, zerstreuen sich die Befürchtungen vieler Vermieter. Das kann jedoch erst geschehen, wenn die Arbeiter eine feste Anstellung haben, sie eine Aufenthaltsgenehmigung besitzen und ihre Dokumente in Ordnung sind. Nach ihrer Einreise müssen diese Menschen begleitet werden. Wenn der Staat das nicht leistet, müssen wir Unternehmer es tun. Ich bin nicht der Einzige, der sich des Wohnungsproblems seiner Arbeiter annimmt und für sie ein Gebäude erwirbt“, betont Paolo Giuggia.

Facebook/Giuggia Costruzioni

Könnte Paolo Giuggias Antwort auf das Unterkunftsproblem seiner Arbeiter auch für Südtiroler Unternehmer eine Lösung darstellen?

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