Bar in Ligurien mit kundenfreundlichem Kaffeepreis – VIDEO

„Wer die Tasse mitbringt, zahlt den Espresso nur 70 Cent“

Montag, 14. August 2023 | 08:57 Uhr

Von: ka

Millesimo/Savona – Nachdem überteuerte Preise und die Unsitte gewisser italienischer Gastronomen, für kleine Services zusätzlich ein, zwei oder drei Euro zusätzlich zu verlangen, in Italien großen Unmut ausgelöst hat, sorgt nun eine Bar in Millesimo in der Valbormida in Ligurien, die „Bottega del caffè“, mit einer ungewöhnlichen und originellen Idee italienweit für Aufsehen. Wer die Tasse, den Teelöffel und den Zucker von zu Hause mitbringt, zahlt für den Espresso anstatt dem herkömmlichen Preis nur mehr 70 Cent.

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Das Gebaren eines Restaurantinhabers einer Mutter, die ihre dreijährige Tochter von ihrem Nudelgericht kosten lassen wollte, für den zusätzlichen leeren Extrateller zwei Euro zu berechnen, sorgt im sommerlichen Italien selbst eine Woche nach dem Vorfall noch immer für Aufregung. Die römische Sterneköchin Cristina Bowerman geht mit solchen Praktiken hart ins Gericht. Die Unsitte gewisser italienischer Gastronomen, für solch kleine Services zusätzlich ein, zwei oder drei Euro zu verlangen, schade dem guten Ruf der italienischen Küche und Gastronomie. Statt dem guten Essen – so Cristina Bowerman – bleibe beim Gast der schlechte Eindruck der Abzocke hängen, was im Netz eine Flut von negativen Rezensionen auslöse. Auf der anderen Seite merken die Inhaber von Restaurants und Bars zu Recht an, dass sowohl ihre Energiekosten als auch die Ausgaben für den Lebensmitteleinkauf stark angestiegen seien. Auch die Familie Venturino, die in Millesimo im Hinterland von Savona die „Bottega del caffè“ führt, steckt in diesem Dilemma.

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In der Familie wurde lange darüber nachgedacht, wie man den Bargästen der „Bottega del caffè“ trotz der stark gestiegenen Fixkosten kundenfreundliche Preise bieten könnte. Daraus erwuchs die Idee, den Gästen, die sich dafür entscheiden, von zu Hause selbst die Tasse, den Teelöffel und den Zucker mitzubringen, den gewohnten Espresso für den Vorteilspreis von nur 70 Cent anzubieten.

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„Unsere Idee ist eine Provokation, aber wir wenden den Sonderpreis wirklich an. Die Initiative entstand, nachdem wir tagelang über das Lokal in Finale Ligure, das einer Mutter für einen leeren Teller zwei Euro berechnet hatte, nachgedacht hatten. In unseren Gesprächen war es um die steigenden Ausgaben für die Kaffeebohnen, um die hohen Strom- und Wasserrechnungen und nicht zuletzt um jene für die Gehälter der Mitarbeiter gegangen“, erzählt die Familie Venturino.

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Den Ausschlag gab ein Geistesblitz von Vater Elio. „Warum sagen wir unseren Kunden nicht, dass sie ihre eigene Tasse, den Löffel und den Zucker von zu Hause mitbringen sollen und wir ihnen dafür den Espresso für 70 Cent anbieten?“, so Elio gegenüber dem Turiner Tagblatt La Stampa.

In der Familie waren alle sofort hellauf begeistert. Seine Tochter Valentina setzte sich sofort an den Computer, um die dazu nötigen Werbeplakate zu entwerfen. Den Venturinos zufolge wird die Idee auch von den Kunden angenommen. „Ein Herr, der wie viele andere in diesen Sommertagen in unserer Bar vorbeikam, brachte in der Tasche seine Tasse mit in unser Lokal. Nach dem genossenen Espresso konnte er es selbst nicht glauben, aber es war kein Scherz. Er zog sein Smartphone und fotografierte sogar den Kassenbon“, freut sich Elio.

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Laut der Familie Venturino ist mit dieser originellen Idee sowohl der Bar als auch ihren Gästen geholfen. Während sich die Lokalinhaber neben denen für den Zucker auch die Kosten für den Strom und das Wasser der Spülmaschine sparen, dürfen sich die Kunden über einen in Europa fast unschlagbaren Espressopreis freuen.

Im Netz sorgt die Initiative der Inhaber der „Bottega del caffè“ für erhebliches Aufsehen. Viele Nutzer und Kommentatoren loben die Idee, im sorgengeplagten Italien Barkunden für einen Preis von nur 70 Cent einen Espresso anzubieten. Andere finden die Initiative zumindest lustig und meinen, dass diese Form, Kosten einzusparen, auch auf Restaurants ausgedehnt werden könnte. Wer den Teller, das Glas, das Besteck und auch den geriebenen Parmesankäse selbst mitbringe, – so ein Scherzkeks – könnte klassische Nudelgerichte zu einem sagenhaft niedrigen Preis genießen.