Makkas „Tagebuch“ offenbart grauenvollen Familienalltag – VIDEO

„Wer diese Zeilen findet, versteht, dass entweder ich oder er tot ist“

Donnerstag, 07. März 2024 | 07:50 Uhr

Von: ka

Nizza Monferrato – Als die Carabinieri nach der Festnahme der 18-jährigen Makka Sulaev die Wohnung durchsuchten, stellten sie mehrere Papierstücke sicher, die als eine Art „Tagebuch“ oder Vermächtnis der jungen Frau betrachtet werden können.

Die Zeilen offenbaren einen grauenvollen Familienalltag, der von ständiger physischer und psychischer Gewalt geprägt war. Makka Sulaev rechnete offenbar damit, dass es in ihrer Familie früher oder später zu einer Tragödie kommen könnte. „Mein Vater hasst Frauen, ich habe Angst, dass meine Brüder so werden wie er. Wer auch immer diese Zeilen findet, wird verstehen, dass entweder ich oder er tot sein wird“, so die erschütternden, zu Papier gebrachten Gedanken der jungen Frau.

Nachdem sie und ihre Mutter jahrelang von ihrem Vater geschlagen worden waren, wollte die 18-jährige Makka Sulaev nicht mehr länger zusehen, wie häusliche Gewalt ihr Leben und das ihrer Familie zerstört. Um ihre Mutter zu beschützen, griff Makka Sulaev auf dem Höhepunkt eines Streits zu einem Messer und stach mehrere Male auf ihren Vater, den 50-jährigen Akhyad Sulaev, ein.

Anschließend wartete sie neben seiner Leiche auf die Carabinieri. Als sie nach der Festnahme der 18-jährigen Makka die Wohnung der Familie durchsuchten, stellten die Carabinieri mehrere Papierstücke sicher, die als eine Art „Tagebuch“ oder Vermächtnis der jungen Frau betrachtet werden können. Die Zeilen offenbaren einen grauenvollen Familienalltag, der von ständiger physischer und psychischer Gewalt geprägt war.

Twitter/TG3

„Ich hoffe, dass Männer wie er in der Hölle schmoren. Ich habe mir nie vorgestellt, einen Menschen zu töten, aber bevor er mir den einzigen Grund für mein Leben – nämlich meine Mutter – wegnimmt, bringe ich ihn lieber um“, so zwei Sätze von Makka Sulaev, die viel über ihren grauenhaften Familienalltag aussagen. Beim „Tagebuch“ oder „Vermächtnis“ der jungen Frau handelt es sich um vier handbeschriebene Seiten, von denen zumindest zwei vom Tag der Ermordung ihres Vaters stammen.

„Ich hatte mich nie getraut, mich meinem Vater zu widersetzen und ihn anzugreifen, aber die Misshandlungen dauerten bereits seit Langem an. Sie waren Teil seiner Kultur und es war seine Art, wie er sich Beziehungen zu Frauen vorstellte. Um ihnen beizubringen, wie man eine Frau behandelt, nahm er manchmal meine Mutter und zerrte sie vor meinen beiden Brüdern. „Wenn deine Frau widerspricht oder sich danebenbenimmt, müsst ihr es so machen, wie Papa es macht“, sagte er ihnen, während er meine Mutter misshandelte. Mein Vater hasst Frauen, ich habe Angst, dass meine Brüder so werden wie er. Er lässt uns keine normalen Beziehungen leben. Er ekelt mich an und macht alles kaputt“, brachte die 18-Jährige das gewalttätige Verhalten ihres Vaters zu Papier.

Die Familie Sulaev war vor neun Jahren aus Tschetschenien in den Piemont gekommen. Neben dem Vater, der Mutter und der 18-jährigen Makka Sulaev bestand die Familie noch aus Makkas 14-jähriger Schwester und ihren beiden Brüdern im Alter von zwölf und elf Jahren. Akhyad Sulaev, dem es ersten Erkenntnissen zufolge nie richtig gelungen war, im Piemont Fuß zu fassen, wollte aber die von seiner Frau und seiner erwachsenen Tochter aufgebaute Unabhängigkeit nicht akzeptieren.

Obwohl ihm seine Frau nach vielen Arbeitswechseln einen Job als Tellerwäscher vermittelt hatte, kündigte er erneut. Er suchte das Restaurant auf, in dem Makkas Mutter als Tellerwäscherin arbeitet und forderte sie dazu auf, ihre Arbeit aufzugeben. Sie lehnte jedoch ab und schickte ihn nach einem Streit sogar fort. Nach einer Nachricht ihres Vaters an ihre Mutter – „Wie kannst du es wagen! Wenn ich nach Hause komme, bringe ich dich um!“ – dürfte die 18-Jährige große Angst bekommen haben, dass in ihrer Familie bald eine Tragödie geschehen könnte. „Dein Vater ist wütend“, schrieb die Frau ihrer ältesten Tochter und ihren anderen Kindern. „Ich halte es nicht mehr aus, ich werde ihn umbringen“, antwortete ihr Makka.

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Als er am Freitagabend gegen 18.00 Uhr nach Hause kam, schlug er zunächst seine Frau. Als Makka versuchte, sie zu verteidigen, begann er auch auf sie einzuprügeln. „Ich habe versucht, sie von ihm zu trennen und ihm zu sagen, dass er uns nicht länger so behandeln soll. Aber er ließ seine Wut nun an mir aus. Er jagte mich durch die Wohnung bis in mein Zimmer und verprügelte mich“, versucht Makka Sulaev das Erlebte in Worte zu fassen. Erst als Akhyad Sulaev erneut anfing, ihre Mutter zu schlagen, beschloss Makka zu handeln. Sie holte aus der Küchenschublade ein Messer und stieß ihm die Klinge zuerst in den Unterleib und dann in den Rücken. Der 50-Jährige fiel zu Boden und starb kurz darauf. Anschließend wartete sie neben seiner Leiche auf die Carabinieri.

Auf Anordnung des Untersuchungsrichters wurde die 18-Jährige in eine Wohngemeinschaft überstellt, wo sie unter Hausarrest steht. Das Schicksal von Makka, die nach langen qualvollen Jahren voller Misshandlungen ihren Vater getötet hat, um ihre Mutter zu schützen, erschüttert ganz Italien. Viele Italiener hoffen, dass die Oberschülerin, die gute Noten aufweist und in der Schulgemeinschaft gut integriert ist, bald wieder in ein normales Leben zurückfinden kann.