Digos hebt Neonazi-Zelle aus: Zwölf Rechtsextremisten festgenommen – VIDEO

„Werwolf Division“ wollte Giorgia Meloni töten: „Sie ist eine Verräterin!“

Freitag, 06. Dezember 2024 | 08:10 Uhr

Von: ka

Bologna – In Italien hat die Polizei am Mittwoch einen mutmaßlich geplanten Anschlag auf Ministerpräsidentin Giorgia Meloni vereitelt. Zwölf Mitglieder der Neonazi-Gruppe „Division neue Morgenröte“ wurden bei insgesamt 25 Hausdurchsuchungen festgenommen. Die Gruppe, deren Mitglieder einen Umsturz der Demokratie und die Errichtung eines autoritären Regimes anstrebten, steht im Verdacht, Anschläge vorbereitet und Hass gegen religiöse und ethnische Minderheiten geschürt zu haben.

Wie Ermittlungen ergaben, hatte die Gruppe bereits den Amtssitz der Ministerpräsidentin observiert. Trotz ihrer Ambitionen standen die Vorbereitungen für einen bewaffneten Aufstand noch am Anfang. Bei den Hausdurchsuchungen wurde lediglich eine Pistole sichergestellt. Der Grund für das Attentat bestehe laut Ermittlungen darin, Meloni sei eine „Faschistin, die die Faschisten verraten hat“.

Die schreibenden und singenden Neonazis

Zu den führenden Köpfen der Gruppierung gehört der 44-jährige Salvatore Nicotra, ein ehemaliger Bankangestellter und Hobbyautor. Er soll für die Ausbildung der Mitglieder im Umgang mit Waffen verantwortlich gewesen sein und gilt als Drahtzieher hinter den Anschlags- und Umsturzplänen. Nicotra hatte zuvor in einer italienischen Talentshow gesungen und historische Romane geschrieben.

Ebenfalls in Haft befindet sich Giuseppe Fallisi, ein 76-jähriger ehemaliger Opernsänger. Einst hatte er anarchistische Sympathien bekundet und engagierte sich für die Palästina-Solidarität, bevor er diese für antisemitische Hetze nutzte. Innerhalb der Gruppe war er laut Ermittlungen eine zentrale Figur, die Hass gegen Juden und Migranten verbreitete.

Große Ziele der noch kleinen Gruppe

Neben dem geplanten Anschlag auf Meloni diskutierten die Verschwörer in einer Telegram-Gruppe auch über einen Angriff auf einen ungenannten Ökonomen des World Economic Forum sowie einen möglichen Sturm auf das italienische Parlament. „Waffen finden und Leute, die sie zu gebrauchen wissen“, lautete eine ihrer Parolen.

Nachdem sie im Laufe jahrelanger Ermittlungen alle umstürzlerischen Pläne der Neonazi-Zelle „Werwolf Division“ aufgedeckt und deren Mitglieder identifiziert hatten, schlugen die Beamten der auf Terror- und Extremismusbekämpfung spezialisierten Abteilung der Staatspolizei Digos zu und nahmen die zwölf Rechtsextremisten fest.

„Sie ist eine Verräterin, sie war eine Faschistin, bis sie die Macht übernahm. Ich werde ihr in den Kopf schießen!“, förderte die Auswertung eines von der Digos mitgeschnittenen Gespräche von dem 45-jährigen Salvatore Nicotra aus Bologna zutage. Gemeint war Ministerpräsidentin Meloni. Die Anschlagspläne der „Werwolf Division“, die Kontakte zu Dschihadisten und zu den Führern der Neofaschisten von Forza Nuova unterhielt, waren bereits weit gediehen, aber dank der Wachsamkeit konnten sie vereitelt werden. Die Verhaftung der Neonazis sorgt in Italien für großes Aufsehen.

Polizia di Stato

Die Ermittlungen begannen im Jahr 2019 in Neapel, als die Digos auf einen Telegram-Kanal stieß, auf dem sich vorwiegend Mitglieder verschiedener rechtsextremistischer Organisationen austauschten. „Bei der Auswertung des Datenverkehrs fanden wir einen weiteren Kanal, ‚Werwolf Division‘, der eindeutig nationalsozialistisch inspiriert war und in dem die Nutzer und Administratoren untereinander Nachrichten und Multimediadateien teilen konnten“, schreibt die Voruntersuchungsrichterin Nadia Buttelli in dem 474 Seiten starken Haftbefehl, der der Festnahme von zwölf Neonazis zugrunde liegt.

Den Beamten der auf Terror-Abteilung der Staatspolizei wurde bald bewusst, dass sie es nicht „nur“ mit einfachen Rechtsextremisten zu tun hatten, sondern mit einer verschworenen und extrem gewalttätigen Gruppe, die im Untergrund das Ziel des Umsturzes der demokratischen Ordnung verfolgte und einen Anschlag auf Meloni plante.

 

Der Grund für den tiefen Hass auf Meloni war, dass sie in den Augen der Neonazis die mit ihr verbundenen „Hoffnungen“ enttäuscht hatte. „Sie ist eine Verräterin. Bevor sie an die Macht kam, war sie eine Faschistin. Jetzt hingegen bestreitet sie, eine zu sein. Ich werde ihr in den Kopf schießen!“, ließ Salvatore Nicotra seinem Hass freien Lauf.

„Ich bilde euch aus, damit wir uns dem ‘Orden von Hagal’, also Forza Nuova und den anderen, anschließen können“, so Salvatore Nicotra. Beim „Orden von Hagal“ handelt es sich um eine neonazistische, suprematistische und den Holocaust leugnende Untergrundorganisation, die ähnlich wie die Neonazis der „Werwolf Division“ den Umsturz der demokratischen Ordnung plante. Da sie gerichtlich erwiesenermaßen mit dem „Orden von Hagal“ in Verbindung standen, verurteilte in Neapel ein Schwurgericht vier Personen zu mehrjährigen Gefängnisstrafen.

I poliziotti della #Digos hanno arrestato in diverse città d'Italia 12 persone appartenenti al gruppo suprematista Werwolf division.L'organizzazione neonazista era già in una fase operativa avanzata e in grado di realizzare attentati contro le Istituzioni.Clicca qui per leggere l'articolo:👇👇👇https://www.poliziadistato.it/articolo/3268675046c55b66a437305297#essercisempre

Posted by Polizia di Stato on Wednesday, December 4, 2024

Die Neonazi-Zelle „Werwolf Division“ wurde von drei Männern geführt. Während der „Kommandant“ Daniele Trevisani als der ideologische Anführer der Gruppe fungierte, war der bereits erwähnte „Ausbilder“ Salvatore Nicotra dafür zuständig, neue Mitglieder anzuwerben und sie militärisch auszubilden. Dem „Redakteur“ Andrea Ziosi hingegen oblag es, mit neonazistischen Zellen im In- und Ausland Kontakt zu halten.

Zudem sollen die Führungsmitglieder von „Werwolf Division“ über gute Verbindungen ins kriminelle Milieu verfügt und mit Mitgliedern des Organisierten Verbrechens Beziehungen gepflegt haben. Diese Kontakte dienten vor allem dazu, in den Besitz von Schusswaffen zu gelangen. Die Neonazi-Zelle richtete einen geheimen Schießstand ein, wo die Mitglieder den Umgang mit Pistolen üben konnten.

Die Pläne, Giorgia Meloni zu ermorden, waren bereits weit gediehen. Während ein Plan lautete, die italienische Ministerpräsidentin von drei „Werwolf Division“-Gruppen von drei Seiten aus gleichzeitig anzugreifen und zu töten, sah der Alternativplan vor, Giorgia Meloni vor dem Parlamentsgebäude von einem Hotelfenster aus von einem Scharfschützen erschießen zu lassen. Zu diesem Zweck suchten die Führungsmitglieder der „Werwolf Division“, die auch mit Dschihadisten in Kontakt standen, nach „einem Palästinenser, der dieses Kunststück vollbringen kann“. Um den Plan in die Tat umzusetzen, verfolgten die Neonazis alle Bewegungen der Ministerpräsidentin und versuchten, über Giorgia Melonis Tagesablauf so viel wie möglich in Erfahrung zu bringen. Zu diesem Zweck legten sie ein umfangreiches Dossier an.

Polizia di Stato

„Die Ermordung von Meloni ist eine gute Möglichkeit, Italien in einen Bürgerkrieg zu stürzen“, so die einhellige Meinung der italienischen Neonazis, die sie in den Gesprächen untereinander kundtaten. Ziel der verfassungsfeindlichen Organisation war es, mit Gleichgesinnten einen „neuen autoritären Staat“ zu errichten.

Dank der Wachsamkeit der Digos konnten die Pläne der Neonazis vereitelt werden. Nachdem sie im Laufe jahrelanger Ermittlungen alle umstürzlerischen Pläne der Neonazi-Zelle „Werwolf Division“ aufgedeckt und deren Mitglieder identifiziert hatte, schlugen die Beamten der auf Terror- und Extremismusbekämpfung spezialisierten Abteilung der Staatspolizei zu und nahmen zwölf Rechtsextremisten fest.

Instagram/Questura di Bologna

Im Rahmen der Festnahmen stellten die Polizeibeamten umfangreiches neonazistisches Propagandamaterial sowie Uniformen, Stichwaffen und andere Ausrüstungsgegenstände sicher. Die Beschuldigten werden sich vor Gericht wegen einer ganzen Reihe von Straftaten wie Bildung einer Vereinigung zu terroristischen Zwecken und zur Beseitigung der demokratischen Ordnung, Anschlag zur Beseitigung der demokratischen Ordnung und illegaler Waffenbesitz verantworten müssen. Zwei Verhafteten wird zudem zur Last gelegt, versucht zu haben, ihre noch minderjährigen Kinder in die Organisation einzugliedern und Jugendliche als Mitglieder der „Werwolf Division“ anzuwerben. Im Falle eines gerichtlichen Schuldspruchs dürften die „Werwölfe“ zu hohen Gefängnisstrafen verurteilt werden. Die Verhaftung der Neonazis sorgt in Italien für großes Aufsehen.

SS-Sympathisanten in Italien

Der neue Name der Gruppierung, die sich ursprünglich „Division Werwolf“ nannte, ist eine Anlehnung an die SS-Division Morgenröte der Nationalsozialisten. Ihre Basis hatten die mutmaßlichen Putschisten in Bologna, von wo aus sie Mitglieder im gesamten Land rekrutierten. Die hauptsächlich männlichen Mitglieder verehren nach Angaben große nationalsozialistische Persönlichkeiten wie Adolf Hitler und Heinrich Himmler.

ANSA/Polizia

Die Festnahmen sind ein bedeutender Erfolg im Kampf gegen rechtsextremen Terror in Italien. Die Ermittlungen der Polizei zeigen, welche Ausmaße die Radikalisierung in sozialen Netzwerken annehmen kann.

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