Die verlorenen Leben der Jugendlichen im Wald der Drogen – VIDEO

„Wie Zombies in einem Meer aus Spritzen“

Montag, 19. November 2018 | 08:05 Uhr

Von: ka

Mailand/Rogoredo – „Wie Zombies in einem Meer aus Spritzen und Unrat“, so beschrieb Giulio Gallera, Assessor für Gesundheitswesen und Soziales der Region Lombardei, seine ersten Eindrücke im sogenannten „Drogenwäldchen“ von Rogoredo. Rogoredo entwickelte sich trotz mehrerer Aktionen der Polizei und der Carabinieri zu einem der größten Umschlagplätze für Heroin Italiens, wenn nicht gar Europas. Von den Bildern tief bewegt, wollen die Gemeinde Mailand, die Region Lombardei und das römische Innenministerium nun in einem gemeinsamen Kraftakt diesen Drogenmarkt und sozialen Brennpunkt aus der Welt schaffen.

Facebook/Giulio Gallera

Trotz mehrerer, groß angelegter Aktionen der Ordnungskräfte hörte das Kommen und Gehen der Pusher, so werden im Milieu die Drogenhändler genannt, und der Heroinabhängigen nie ganz auf. So blieb das Wäldchen von Rogoredo, ein Außenbezirk am südöstlichen Stadtrand von Mailand, das was es schon seit einigen Jahren gewesen war – einer der größten Drogenumschlagplätze Italiens, wenn nicht gar Europas.

Als Giulio Gallera, Assessor für Gesundheitswesen und Soziales der Region Lombardei, und Vertreter der Behörden und der Gemeinde am Freitag das weithin bekannte „Drogenwäldchen“ einem Lokalaugenschein unterzogen, bekamen sie Bilder des Grauens und menschlicher Abgründe zu sehen, die sie nie für möglich gehalten hätten. Einige Drogenabhängige fand die Delegation auf Karton und alten Kleidern liegend auf dem Waldboden schlafend vor. Andere hingegen waren auf der verzweifelten Suche nach der nächsten Dosis, während in der Haut einiger der Abhängigen noch immer die Nadel des letzten Schusses steckte.

Facebook/Giulio Gallera

„Neben einem gesundheitlichen auch ein erschreckender sozialer Notstand“, so der erste Eindruck von Giulio Gallera.

„Es ist wirklich erschreckend, am frühen Morgen junge Leute zu sehen, wie sie in einem Meer aus Spritzen und Unrat wie Zombies umherirren. Ich verbürge mich mit meinem Einsatz und dem des gesamten Gesundheitswesens, diese jungen Leben wieder in die Gesellschaft einzugliedern“, versprach der Assessor für Gesundheitswesen und Soziales der Region Lombardei nach dem Besuch des Drogenumschlagplatzes. Später veröffentlichte Giulio Gallera Bilder und Eindrücke des Lokalaugenscheins in Rogoredo auf seiner Twitter- und Facebook-Seite.

Aber nun kommt Bewegung in die Sache. Am vergangenen 30. Oktober hatte der Bürgermeister von Mailand, Beppe Sala, Innenminister Matteo Salvini darum gebeten, in Rogoredo einen ständigen Polizeistützpunkt einzurichten. Grund der Anfrage ist, dass alle bisher durchgeführten Kontrollen und Razzien der Ordnungskräfte keine Früchte getragen und die Drogenhändler und deren Kunden nur zeitweilig vertrieben hatten. Nach wenigen Tagen waren sowohl die Pusher als auch die Abhängigen wieder in den über einige Löcher in den Mauern zugänglichen Wald zurückgekehrt.

„Ich habe über Rogaredo mit dem Präfekten gesprochen. Ich weiß, dass er bereits nächste Woche den Bürgermeister von Mailand und den Präsidenten der Lombardei treffen wird. Als Mailänder und als Innenminister habe ich alle nötigen Mittel bereitgestellt, um den Schandfleck Rogoredo aus der Welt zu schaffen“, so Innenminister Matteo Salvini am Rande einer Versammlung der Unternehmervereinigung in Mailand.

Facebook/Giulio Gallera

Weltweit wird das Drogenproblem immer virulenter. In Italien ist besonders unter den jugendlichen Heroinabhängigen ein steter Anstieg zu verzeichnen. Nicht wenige Augen – auch aus Südtirol – werden in den nächsten Monaten nach Mailand blicken, um herauszufinden, ob dort das Drogenproblem gelöst werden kann.

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