Economist: Europa auf verzweifelter Suche nach „transatlantischer Vermittlerin“

Wird Giorgia Meloni Donald Trumps „Einflüsterin“?

Donnerstag, 12. Dezember 2024 | 07:11 Uhr

Von: ka

Rom/Brüssel/Washington – Für viele europäische Staatsmänner und für die übergroße Mehrheit der Eurokraten in Brüssel, die auf Kamala Harris gesetzt hatten, war der Wahlsieg Donald Trumps eine böse Überraschung. Seit feststeht, dass der US-Tycoon der nächste amerikanische Präsident sein wird, geht in Brüssel die Angst um. Neben der Furcht, dass Trump über die Köpfe der Europäer hinweg handelseins mit Putin werden und der Ukraine den Stecker ziehen könnte, treibt besonders Trumps Plan, europäische Waren mit hohen Zöllen zu belegen, den Europäern Schweißperlen auf die Stirn.

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Wie das angesehene britische Wirtschaftsblatt The Economist berichtet, suchen die Europäer nach Trumps Sieg verzweifelt nach einer „transatlantischen Vermittlerin“, die mit dem nächsten amerikanischen Präsidenten ein freundschaftliches Verhältnis pflegen und ihn milde stimmen kann. Die Briten des Economist sind sich sicher, dass diese „Einflüsterin“ nur die italienische Ministerpräsidentin Giorgia Meloni sein kann.

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Dem Economist zufolge bringe Giorgia Meloni alle Voraussetzungen mit, um zwischen Brüssel und dem neuen Bewohner des Weißen Hauses eine Mittlerrolle einzunehmen. Giorgia Meloni, so die Briten, sei konservativ und ideologisch rechts genug, um Donald Trump zu gefallen, aber nicht zu sehr, um das Vertrauen zu untergraben, das sie in der Europäischen Union genießt. Zum einen solle sie den US-Tycoon davon überzeugen, die Ukraine nicht im Stich zu lassen, und zum anderen ihn dazu überreden, von der Einführung hoher Zölle auf europäische Waren abzusehen.

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„Trumps zweite Amtszeit löst in Europa große Unruhe aus. Während Europas Verteidigung von der Nato abhängig ist und die Waffenlieferungen an die Ukraine vor allem am Tropf Amerikas hängen, ist es für die europäische Wirtschaft immens wichtig, Autos, Luxuswaren und andere typisch europäische Produkte in Übersee zu verkaufen“, schreibt The Economist. Trump, so die britische Zeitung weiter, „bringt Europa mit seinem Versprechen, den Krieg in der Ukraine innerhalb von 24 Stunden zu beenden, in Verlegenheit“. Auch seine während des US-Wahlkampfs geäußerten Drohungen, dass ein Austritt Amerikas aus der NATO im Bereich des Möglichen liege, trägt wenig dazu bei, die Europäer ruhig schlafen zu lassen.

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Für Giorgia Meloni spreche den Briten zufolge auch, dass die alte Garde der europäischen Staatsmänner, die sich traditionell um die europäische Seite der transatlantischen Beziehungen kümmerte – damit sind insbesondere die Staats- und Regierungschefs Frankreichs und Deutschlands gemeint – politisch schwächelt. Während Deutschlands Olaf Scholz bis zu den Neuwahlen im Februar nur mehr ein Bundeskanzler auf Abruf ist, steht der französische Präsident Emmanuel Macron nach dem Rücktritt seiner Regierung politisch vor einem Scherbenhaufen.

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„Donald Trump betrachtet den Block der EU-Vertreter mit Verachtung“, so die britische Wirtschaftszeitung. Zugleich, meint The Economist, seien Trumps „ideologische Freunde“ in der EU wie der ungarische Ministerpräsident Viktor Orbán oder der Slowake Robert Fico aber politisch zu schwach und bei den EU-Granden zu wenig angesehen, um als transatlantische Vermittler auftreten zu können.

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Giorgia Meloni hingegen, meint The Economist, schaffe es, auf beiden Hochzeiten zu tanzen. Die Frau, die politisch von weit rechts kommt und seit Jahren das Vertrauen von Steve Bannon, der neben Elon Musk als einer der einflussreichsten Männer in Trumps Umfeld gilt, genießt, besitzt auch in Europa großes Ansehen. Anders als andere in ihrem politischen Lager unterstützt sie die Ukraine nach Kräften. Weit davon entfernt, Streit mit Brüssel zu suchen, bemüht sie sich, als resolute aber konstruktive Partnerin aufzutreten. Daher bringt die italienische Ministerpräsidentin, die im Gegensatz der Mächtigen Deutschlands und Frankreichs fest im Sattel sitzt, alle Voraussetzungen mit, als Mittlerin zwischen der EU und den USA zu dienen.

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Eine erste persönliche Annäherung zwischen Meloni und Trump fand bereits am Sonntag, dem 8. Dezember, anlässlich der Wiedereröffnung der Kathedrale Notre-Dame statt. Beim Galadinner im Elysée-Palast gratulierte sie Trump zu seinem Wahlsieg am 5. November. Zum Dank erhielt sie eine Einladung zu seiner Amtseinführung im Weißen Haus am 20. Januar.

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Für Giorgia Meloni werden die nächsten Monate ein Drahtseilakt sein. Laut den Briten müsse sie ihre Nähe zu Trump nutzen, ohne die Europäer zu verprellen. „Sie hat viel zu verlieren, wenn sie gegen Brüssel in den Krieg zieht. Italien, das hohe Schulden besitzt und wirtschaftlich auf wackeligen Füßen steht, profitiert von EU-Fonds und den unausgesprochenen Garantien für seine Kredite“, erklärt Riccardo Alcaro vom Institut für internationale Angelegenheiten in Rom.

Unterdes kürte die internationale Zeitschrift Politico die italienische Ministerpräsidentin zur mächtigsten Person Europas des kommenden Jahres. Politico bezeichnete sie in ihrem Einfluss-Ranking als perfekte Vertreterin des internationalen Zeitgeistes, der „auf beiden Seiten des Atlantiks immer radikaler wird“.

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„Wen rufen Sie an, wenn Sie mit Europa sprechen wollen? Wenn Sie Elon Musk sind, der reichste Mann der Welt und der wichtigste Berater des designierten US-Präsidenten Donald Trump, ist die Nummer, die Sie anrufen müssen, jene von Giorgia Meloni“, so die Zeitschrift Politico, die als maßgebliche Stimme in der globalen politischen Landschaft gilt.

Ob Politico und The Economist recht behalten werden?

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