Von: luk
Presson/Trentino – Es klingt wie eine Szene aus einem Alptraum, doch für eine Familie in der Val di Sole ist es bittere Realität: Ein Wolf hat kurz vor Mitternacht einen Hund direkt aus dem Garten seines Hauses entführt – nur das blutige Halsband blieb zurück.
Der tragische Vorfall ereignete sich am Mittwochabend in Presson, einem kleinen Ort in der Provinz Trient nahe Südtirol. Gegen 23.30 Uhr wurde der Zwergschnauzer „Pepe“ von einem Wolf angegriffen und in den angrenzenden Wald verschleppt.
„Leider ist das kein schlechter Scherz, sondern traurige Realität“, schreibt Hundebesitzer Andrea Guerrato auf Facebook. „Der Wolf hat Pepe in aller Ruhe gepackt und mitgenommen. Ich bin ihm schreiend hinterhergelaufen, doch es war zu spät – ich konnte nur noch seine verzweifelten Laute hören, bevor sie im Wald verstummten.“
Guerrato suchte noch stundenlang mit einer Taschenlampe nach seinem geliebten Vierbeiner, es war aber vergeblich. Erst am nächsten Morgen brachte ihm die Forstbehörde das rote Hundehalsband zurück. „Mit Blutspuren, die immer noch sichtbar sind“, erzählt er erschüttert.
Der Vorfall sorgt für Entsetzen. „Am Vorabend spielten zur gleichen Uhrzeit noch fünf Kinder im selben Garten“, berichtet Guerrato. „Allein der Gedanke daran jagt mir einen Schauer über den Rücken.“ Seine eigenen Kinder seien traurig und verstört und auch er selbst kämpfe mit dem Gefühl, seine Familie nicht mehr schützen zu können.
In seinem emotionalen Beitrag auf Social Media beklagt Guerrato zudem das wachsende Gefühl der Ohnmacht gegenüber der immer häufigeren Präsenz von Wildtieren in Wohngebieten. „Wenn schon der Tod eines jungen Mannes durch einen Bären nichts ausgelöst hat, dann wird auch Pepes Tod wohl keine Konsequenzen haben“, schreibt Guerrato mit Blick auf den tragischen Fall des 26-jährigen Andrea Papi, der 2023 bei einem Bärenangriff ums Leben kam.
„Ich suche keinen Streit, ich fordere nichts“, schließt Guerrato seinen Beitrag. „Aber ich frage mich: Ist das noch normal?“
Die Diskussion über das Zusammenleben von Mensch und Wildtier in den Alpen dürfte durch diesen Vorfall neuen Zündstoff erhalten.
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