Von: mk
Fassatal – Ein Wolf, der eine Mutter mit einem Kinderwagen verfolgt, sorgt im Fassatal für Diskussionen. Das Video ist vor ein paar Tagen in den sozialen Medien kursiert. „Wer die Verantwortung trägt, muss uns sagen, ob die Situation nach wie vor unter Kontrolle ist“, erklärt der Präsident der Talgemeinschaft, Giuseppe Detomas.
Obwohl die Sorgen in der Bevölkerung zunehmen, gibt es nach wie vor keine offizielle Stellungnahme der Landesverwaltung im Trentino. Vertreter von mehreren Gemeinden im Fassatal beharren deshalb auf einem Treffen. Die Bürgermeister in der Talgemeinschaft verlangen außerdem mehr Weiterbildung und ausgedehnte Informationskampagnen für die Bevölkerung.
Der Wolf, der auf dem Video bei Pozza di Fassa festgehalten wurde, hatte bereits zuvor für Schlagzeilen gesorgt. Das Tier wurde von Menschen angefüttert und hat seine natürliche Scheu verloren. Deshalb erwiesen sich auch verschiedene Maßnahmen zur Abschreckung als relativ wirkungslos.
Experten sind sich einig, dass so ein Wolf in der freien Natur keinen Platz mehr hat. Weil er seine Scheu vor dem Menschen verloren hat, plädieren sie dafür, das Tier zu entnehmen – entweder durch einen Abschuss und durch die Unterbringung in ein Gehege. Die Entscheidung trifft die Trientner Landesverwaltung.
Einen analogen Fall hat es vor zwei Jahren in den Abruzzen gegeben, wie Luigi Boitani, ordentlicher Zoologie-Professor an der Universität „La Sapienza“ in Rom erklärt. „Das Tier wurde in ein Gehege untergebracht, wo es die nächsten Jahre verbringen wird“, so Boitani.
Wie Detomas erklärt, nimmt unterdessen die Beunruhigung in der Bevölkerung zu. „Dieses Exemplar ist in einer Zone beobachtet worden, in der sich viele Familien und auch viele Kinder aufhalten“, so Detomas. Im Fassatal sorgt man sich nicht nur um die Sicherheit der Bürger, sondern fürchtet auch um Ruf auf touristischer Ebene. Sollte der Fall in den Medien höhere Wellen schlagen, könnten potentielle Urlauber davon abgeschreckt werden.
„Niemand will die Lage dramatisieren, doch wir brauchen Garantien dafür, dass diejenigen, die die Verantwortung tragen, die Situation nach wie vor unter Kontrolle haben“, fordert Detomas.
Das Fassatal ist die einzige Talgemeinschaft in der Autonomen Provinz Trient, die neben dem Italienischen mit der ladinischen Sprache eine zweite Amtssprache hat, und grenzt im Osten an die Provinz Belluno in der Region Venetien sowie im Norden und Westen an Südtirol, und zwar an die Bezirksgemeinschaften Salten-Schlern und Pustertal. Der Gemeindeverband hat seinen Verwaltungssitz in der Gemeinde San Giovanni di Fassa in der Fraktion Vigo di Fassa.