Rottweiler aus illegaler Hundezucht ausgebrochen? – VIDEO

Zu Tode gebissen: „Ich habe geschrien, um sie zu mir zu locken“

Dienstag, 13. Februar 2024 | 07:59 Uhr

Von: ka

Manziana – Nach dem tödlichen Angriff dreier Kampfhunde, die den 39-jährigen Paolo Pasqualini zu Tode bissen, steht die kleine Gemeinde Manziana am Bracciano-See unter Schock.

Traurig ist, dass der Rettungsversuch eines Hirten, der durch Zurufe einer Passantin auf die sich abspielende Tragödie aufmerksam geworden war, scheiterte. „Ich habe geschrien, um die Hunde zu mir zu locken, aber der junge Mann regte sich nicht mehr“, so Filippo Vecchiarelli gegenüber dem italienischen Onlinemedium Fanpage.it. Unterdes nahmen die Carabinieri Ermittlungen auf. Es steht der Verdacht im Raum, dass die drei Hunde der Rasse Rottweiler aus einer illegalen Hundezucht stammen und aus einem nur unzureichend abgesicherten Gehege ausgebrochen waren.

Filippo Vecchiarelli ist ein Hirte und Rinderzüchter aus Manziana, der seine Rinder im Wald von Macchia Grande weiden lässt. Das 600 Hektar große, lichte Wald- und Weidegelände, das von der Agraruniversität verwaltet wird, bietet nicht nur seinen Tieren ausreichend Platz und Futter, sondern ist auch bei Wanderern, Joggern und Radfahrern beliebt, die dort ihren sportlichen Hobbys frönen. Filippo Vecchiarelli befand sich im Wald, als drei frei umherstreifende Kampfhunde der Rasse Rottweiler den 39-jährigen Paolo Pasqualini anfielen und zu Tode bissen. Der Hirte riskierte sein Leben, um den jungen Mann zu retten, aber sein Versuch, die Hunde mit Schreien und Pfiffen vom Körper des 39-Jährigen weg und zu ihm zu locken, war leider kein Erfolg beschieden.

Facebook/Paolo Pasqualini

„Ich war ganz in der Nähe des Ortes, wo der tödliche Angriff geschah. Eine junge Frau rannte auf mich zu und berichtete mir, dass sie jemanden um Hilfe schreien gehört hätte. Als ich den Ort erreichte, war aber niemand mehr zu hören. Instinktiv holte ich die Heugabel, die ich für das Heu benutze, von der Ladefläche meines Pick-ups. Als ich um die Ecke bog, bot sich mir ein Bild des Grauens“, so Filippo Vecchiarelli gegenüber dem italienischen Onlinemedium Fanpage.it.

Der Hirte und Rinderzüchter aus Manziana, der letzte Nacht keinen Schlaf fand, muss das Erlebte selbst erst noch verarbeiten. „Der junge Mann und seine Familie tun mir so leid. Als ich ankam, regte er sich nicht mehr. Ich nehme an, er war schon tot. Die Hunde lagen auf ihm. So zu sterben, ist schrecklich“, erzählt Filippo Vecchiarelli.

ANSA/ US/ CARABINIERI

Obwohl der 39-Jährige regungslos auf dem Boden lag, unternahm Filippo Vecchiarelli dennoch einen Versuch, das Leben des jungen Mannes zu retten. Er dachte dabei nicht daran, dass auch er hätte durch tödliche Bisse sterben können. „Als ich diese schreckliche Szene vor meinen Augen sah, begann ich als Erstes zu schreien und zu pfeifen. Ich wollte die Aufmerksamkeit der Hunde auf mich lenken. Sie nahmen mich ins Visier und rannten auf mich zu. Ich konnte mich aber verteidigen. Zum Glück war mein Auto nicht weit entfernt. Ich stieg in den Wagen und schloss mich ein. Ich habe getan, was ich konnte, aber leider konnte ich den Tod des jungen Mannes nicht verhindern“, beschreibt Filippo Vecchiarelli jene dramatischen Momente, die er nie wieder vergessen wird.

Unterdes nahmen die Carabinieri Ermittlungen auf. Wie und warum die Hunde von ihrem Grundstück, das am Wald von Macchia Grande angrenzt, geflohen waren, und warum sie ausgerechnet Paolo Pasqualini, der im Wald spazieren gegangen war, um sein Ischias zu kurieren, laut einem Augenzeugen „wie von Sinnen“ angegriffen hatten, ist immer noch ein Rätsel.

Einer Mutmaßung zufolge hatten sich die Hunde nicht das erste Mal von ihrem Gelände entfernt. Insbesondere um den Zustand der Zäune und des Gatters zu kontrollieren, führten die Carabinieri auf dem betreffenden Gelände einen Lokalaugenschein durch. Es besteht der Verdacht, dass sich auf diesem Grundstück eine behördlich nicht genehmigte und damit illegale Rottweilerzucht befand. Der entsprechende Bericht der Carabinieri wurde der zuständigen Staatsanwaltschaft von Civitavecchia übermittelt.

Dem 43-jährigen Mann und seiner 40-jährigen Ex-Frau, denen das Grundstück, auf dem die Hunde gehalten wurden, gehört, könnten demnächst nicht „nur“ wegen unterlassener Aufsichtspflicht und Tod als Folge einer anderen Straftat, sondern auch wegen gemeinschaftlich verübten Totschlags angeklagt werden.

„Ich war nicht da, ich wohne in Viterbo. Die Hunde haben nie Ärger gemacht. Ich kann mir nicht erklären, wie das geschehen konnte“, so der 43-Jährige. Seine 40-jährige Ex-Frau hingegen, die selbst unter Schock stehen soll, zieht es vor, sich von der Öffentlichkeit fernzuhalten. „Sie sind nie weggerannt“, bestätigt ein Nachbar. „In unserer Gegend hat jeder einen Wachhund. Wichtig ist, dass man sie so hält, dass sie anderen keinen Ärger bereiten“, fügt der Mann hinzu.

Facebook/Priscilla Pasqualini

Die jüngere Schwester von Paolo Pasqualini, Priscilla Pasqualini, ist entsetzt. „Kurz bevor er von diesen Hunden getötet wurde, telefonierte ich ein letztes Mal mit ihm. Weil er ein Problem mit seinem Ischiasnerv hatte, hatte ihm der Arzt geraten, lange Spaziergänge zu unternehmen. So begann mein Bruder, jeden Morgen im Park zu wandern. Wir konnten nicht ahnen, dass es so enden würde“, lässt die jüngere Schwester des Opfers ihren Blick senken. „Ich verlange Gerechtigkeit für meinen Bruder“, fordert Priscilla Pasqualini.