Mathematiker hält Präsenzunterricht für Verbreitung des Virus verantwortlich – VIDEO

“Zusammenhang zwischen Aufnahmen auf Intensivstationen und der Schule”

Mittwoch, 03. März 2021 | 08:04 Uhr

Von: ka

Rom – Der angesehene Mathematiker Giovanni Sebastiani hat keinen Zweifel.

Der Forscher, der am Institut für angewandte Mathematik „Mauro Picone“ des nationalen Rates für Forschungen(Cnr) arbeitet, kommt nach der Auswertung einer ungeheuren Datenmenge zum Schluss, dass zwischen der Öffnung der Schulen für den Präsenzunterricht und den Aufnahmen auf den Intensivstationen ein direkter mathematischer Zusammenhang besteht. Laut Giovanni Sebastiani gilt es als erwiesen, dass der Präsenzunterricht wesentlich zur Verbreitung von SARS-CoV-2 beiträgt.

APA/HERBERT NEUBAUER

„Die Analyse der Kurven der Anzahl der stationär aufgenommenen Patienten auf den italienischen Intensivstationen deutet darauf hin, dass die Rückkehr zum Präsenzunterricht nach den Weihnachtsferien für den derzeitigen Anstieg der Verbreitung des Virus in Italien verantwortlich ist“, so der Befund des angesehenen Mathematikers Giovanni Sebastiani.

Giovanni Sebastiani gelangte zu diesem wissenschaftlich fundierten Befund, nachdem er die italienischen Regionen zuerst nach dem Datum ihrer Schulöffnung nach den Weihnachtsferien in vier verschiedene Gruppen unterteilt und anschließend die stationären Aufnahmen auf den Intensivstationen dieser Gruppen von Regionen untereinander verglichen hatte. Die Gruppe mit den frühesten Schulöffnungsdaten nach den Weihnachtsferien hatten Trentino-Südtirol (7. Januar) sowie Abruzzen, Toskana und das Aostatal (11. Januar) gebildet, die zweite Gruppe hatte aus Emilia Romagna, Latium, Molise und Piemont (Schulbeginn am 18. Januar) bestanden, die dritte aus Ligurien, Lombardei, Marken und Umbrien (25. Januar) und die vierte hatten Basilikata, Kalabrien, Kampanien, Friaul-Julisch Venetien, Apulien, Sardinien und Venetien (1. Februar) gebildet.

Reuters

Für jede dieser vier Gruppen von Regionen hatte der Wissenschaftler den jeweiligen Verlauf der Aufnahmen auf den Intensivstationen analysiert. Nach der Auswertung hatte Giovanni Sebastiani keinen Zweifel mehr.

„Der prozentuale Anstieg der stationären Aufnahmen fällt linear mit jeder Woche, mit der die Schulen später geöffnet worden sind. Für die vier Gruppen betragen die prozentualen Anstiege jeweils 15, zwölf, vier und für die Gruppe mit der spätesten Schulöffnung nur mehr ein Prozent“, so der Mathematiker.

ANSA/FILIPPO VENEZIA

Giovanni Sebastiani unterstreicht, dass dieses Resultat die Annahme, dass der Präsenzunterricht die Verbreitung des Virus fördert, bestätigt. Die Tatsache, dass der Medianwert des Alters der positiv Getesteten auf 44 Jahre gesunken ist, untermauert laut dem Mathematiker diese Hypothese. Dazu passt auch, dass Forschungen in anderen Ländern zu ähnlichen Ergebnissen kamen.

„Um die Ausbreitung der Epidemie zu unterbinden, ist es wichtig, unabhängig vom Schultyp und vom Alter der Schüler den Präsenzunterricht so bald als möglich zu beenden“, so der Forscher, der am Institut für angewandte Mathematik „Mauro Picone“ des nationalen Rates für Forschungen (Cnr) arbeitet.

ANSA/ MARCO BOSCATO

Giovanni Sebastiani ist der Meinung, dass zum Zweck der Eindämmung der Epidemie es notwendig ist, auf eine Kombination aus Corona-Einschränkungen, Distanzunterricht und auf eine Beschleunigung der Impfkampagne zurückzugreifen. Der angesehene Virologe und Leiter der Abteilung für Infektionskrankheiten des Krankenhauses „Sacco“ von Mailand, Professor Massimo Galli, wies anlässlich eines Fernsehinterviews an dieser Stelle darauf hin, dass bisher noch kein Impfstoff für Jugendliche unter 16 Jahre zugelassen ist, was laut Massimo Galli im Umkehrschluss bedeutet, dass „wir bezüglich der Impfkampagne an den Schulen ohne Waffen dastehen“.

Der wissenschaftlich fundierte Befund der Mathematiker und Epidemiologen sowie die von Professor Massimo Galli angesprochene Tatsache, dass es für Kinder und Jugendliche bis 15 Jahren derzeit keinen Impfschutz gibt, dürften zusammen mit anderen Faktoren die Regierung dazu bewogen haben, mit dem 6. März die Schulen in den „roten Zonen“ zu schließen.