Von: ka
Trezzano sul Naviglio – Die Bilanz eines Zusammenpralls zwischen einem Elektroroller und einem Motorrad ist erschütternd. Nach dem Tod des 39-jährigen Lenkers des Elektrorollers, der am Sonntagabend noch an der Unfallstelle gestorben war, erlag am Montagvormittag auch der 61-jährige Motorradfahrer im Krankenhaus seinen schweren Verletzungen. Der schreckliche Verkehrsunfall löste in der italienischen Öffentlichkeit eine heftige Debatte um die Sicherheit der Elektroroller aus.
Es war am Sonntagabend gegen 22.00 Uhr, als ein 39-jähriger Marokkaner, der eine reflektierende Jacke trug, auf seinem Elektroroller von Trezzano kommend auf der Staatsstraße in Richtung Abbiategrasso unterwegs war. Seine Freundin, die mit ihrem Auto auf der Staatsstraße liegen geblieben war, hatte ihn um Hilfe gerufen. Als er das Fahrzeug seiner Freundin sah – so eine erste Rekonstruktion der Carabinieri – wollte er, um sie zu erreichen, wenden und die Straße überqueren. In selben Moment wurde er von einem Motorrad, das in die Gegenrichtung nach Mailand fuhr, erfasst und rund 50 Meter mitgerissen. Der Motorradfahrer stürzte und blieb bewusstlos auf dem Asphalt liegen.
Dem Notarzt und den Rettungskräften bot sich ein Bild des Grauens. Für den 39-Jährigen kam jede Hilfe zu spät. Der Marokkaner war sofort nach dem Zusammenprall tot. Etwa 40 Meter von der Leiche des Lenkers des Elektrorollers entfernt lag neben dem Wrack seines Motorrads der Marke Triumph der schwer verletzte 61-Jährige. Dem Notarzt gelang es, den Motorradlenker wiederzubeleben. Er wurde erstversorgt und mit dem Hubschrauber nach Mailand geflogen. Allerdings erwiesen sich alle Bemühungen der Ärzte als vergeblich. Am Montagvormittag erlag der Motorradfahrer seinen schweren Verletzungen.
Die Carabinieri von Trezzano sul Naviglio und Mailand Corsico nahmen umgehend Ermittlungen zum Unfallhergang auf. Einer ersten Rekonstruktion zufolge hätte das Wendemanöver des Elektrorollerlenkers den Unfall verursacht. Da der Roller beim Unfall vollkommen zerstört worden war, ist derzeit noch unklar, ob das Vehikel Front- und Rücklichter besessen hatte. Auch die Geschwindigkeit des Motorrads ist noch Gegenstand von Untersuchungen.
Der schreckliche Unfall mit zwei Todesopfern sorgte weit über die Umgebung von Mailand hinaus für Entsetzen. Der Verkehrsunfall entfachte zudem erneut die nie ganz abgeklungene Debatte um die Sicherheit der Elektroroller.
„Eine schreckliche Bilanz“, so der für die Sicherheit, Einwanderung und die Lokalpolizei zuständige Regionalassessor der Region Lombardei, Riccardo De Corato, der den Familien der beiden Opfer sein Beileid ausdrückte. „Seit dem 1. Juni 2020 sind nach Unfällen mit Elektrorollern allein in der Stadt Mailand 965 Rettungseinsätze nötig gewesen. Ich bin der Meinung, dass die Änderungen der Straßenverkehrsordnung, die im November letzten Jahres in Kraft getreten sind, die Sicherheit in keiner Weise erhöht haben. Die Blinklichter, die doppelten Bremsen und die Reduzierung der Geschwindigkeit um fünf Kilometer pro Stunde haben nicht den gewünschten Erfolg gebracht“, fügt Riccardo De Corato hinzu.
„Letzte Woche hat der Regionalrat der Lombardei mehrheitlich einen Gesetzesentwurf zur Änderung der geltenden Gesetzgebung für Elektroroller angenommen, mit dem die Verkehrssicherheit verbessert werden soll. Hauptinhalte des Vorschlags sind die Einführung der Versicherungspflicht, einer obligatorischen Schulung für minderjährige Lenker und einer Helmpflicht, die auch für Erwachsene gelten soll“, erklärte der Regionalassessor.
„Für die Sicherheit aller ist es aber unerlässlich, dass die Regeln der Straßenverkehrsordnung auch von den Elektrorollerfahrern eingehalten werden. Für diese scheinen sie oft nicht zu gelten. Oftmals werden von ihnen Einbahnstraßen in die falsche Richtung und Gehsteige benützt. Auch die Geschwindigkeitsbegrenzungen werden oft nicht eingehalten. Um die Nutzung der Elektroroller besser zu regeln und die Sicherheit für alle – sowohl für die Elektrorollerfahrer als auch für die anderen Verkehrsteilnehmer – zu erhöhen, hoffe ich auf eine Überarbeitung der italienischen Straßenverkehrsordnung“, abschließend Riccardo De Corato.