Triest: Von den Impfgegnerdemos geradezu ins Corona-Desaster – VIDEO

“Zwölf Menschen mit Lungenentzündung warten auf ein Bett”

Sonntag, 31. Oktober 2021 | 08:00 Uhr

Von: ka

Triest – In Triest ist das besorgniserregende Szenario, das ein angesehener Immunologe vor mehreren Tagen vorhergesehen hatte, leider eingetreten. Die Hafenstadt, die seit der Einführung der Pflicht des Grünen Passes für die gesamte Arbeitswelt am 15. Oktober noch immer fast täglich Schauplatz von Demonstrationen von Pass- und Impfgegnern ist, weist die bei Weitem höchste Corona-Wocheninzidenz Italiens auf.

ANSA/BENEDETTA MORO – archiv

Die Lage ist dermaßen angespannt, dass es in den Krankenhäusern bereits zu ersten Engpässen kommt. Die in den Covid-Abteilungen verfügbaren Plätze sind bereits mit Corona-Patienten, von denen der überwiegende Anteil ungeimpft sind, belegt. „Zwölf Menschen mit Lungenentzündung warten auf ein Bett“, so der Leiter der Notaufnahmen der Triester Krankenhäuser. „Das Risiko der ‚gelben Zone‘ steht vor der Tür“, meint der Präfekt von Triest. Südtirol, das ebenfalls eine hohe Wocheninzidenz aufweist, könnte beim Ausbleiben einer Kehrtwende dieselbe Maßnahme, die eine ganze Reihe strenger Einschränkungen mit sich brächte, blühen.

ANSA/ PAOLO GIOVANNINI

Zwei Wochen nach Beginn der Protestwelle, die tagelang ganz Italien in Atem hielt, schlagen die Mediziner der Hafenstadt Alarm. „Die Neuzugänge nehmen täglich zu. Während wir letzte Wochen keine Covid-19-Fälle hatten, haben wir es allein heute Morgen mit zehn Verdachtsfällen zu tun. Da wir keine verfügbaren Betten mehr haben, sitzen einige Patienten in der Notaufnahme fest. Derzeit warten zwölf Menschen mit Lungenentzündung auf ein Bett“, beschreibt der Primar der Notaufnahmen der Triester Krankenhäuser, Franco Cominotto, die schwierige Lage seines Dienstes.

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„Heute haben wir in der ganzen Region 73 Patienten, was seit dem 15. Mai nicht mehr der Fall war“, erklärte der Epidemiologe und Leiter des Covid-Expertenteams der Region Friaul-Julisch Venetien, Fabio Barbone. Die Hälfte der 16 Betten einer im Krankenhaus Maggiore von Triest neu eingerichteten Abteilung für die subintensive Betreuung von Covid-19-Patienten füllte sich innerhalb weniger Stunden.

Neun von zehn neu aufgenommenen Corona-Patienten sind ungeimpft. Unter ihnen befinden sich nicht wenige, die in den letzten beiden Wochen an Kundgebungen gegen den Grünen Pass teilnahmen. Triests „heißer Oktober“, der von protestierenden, dicht gedrängten Menschenmassen gekennzeichnet war, die gemeinsam lautstark Parolen gegen den Grünen Pass skandierten, begünstigte die Ausbreitung des Virus. Viele Demonstranten, die zum übergroßen Teil ungeimpft waren und von denen die wenigsten eine Mundnasenschutzmaske trugen, waren aus ganz Italien und teilweise sogar aus dem nahen Ausland eigens nach Triest gereist, um gegen den Grünen Pass zu protestieren. „Während der Proteste wurden die grundlegenden Corona-Hygiene- und -Sicherheitsmaßnahmen missachtet. Es kam zu Menschenansammlungen von zumeist ungeimpften Personen, von denen nur sehr wenige Mundnasenschutzmasken trugen. All diese Umstände trugen leider dazu bei, für das Virus ‚ideale‘ Bedingungen für seine Ausbreitung zu schaffen“, hatte vor wenigen Tagen der Immunologe Mauro Minelli diese Entwicklung vorhergesehen.

Heute weist die Provinz von Triest mit einer auf 100.000 Einwohner gerechneten wöchentlichen Inzidenz von 231 den bei weitem höchsten Wert Italiens auf. Hinzu kommt die geringe Impfbereitschaft der Triester. Kaum mehr als 70 Prozent der impfbaren Hafenstädter nahmen bisher an der Impfkampagne teil. Unter den zuständigen Behörden wird daher bereits darüber diskutiert, strenge Maßnahmen zu ergreifen. „Das Risiko der ‚gelben Zone‘ steht vor der Tür“, so der Präfekt von Triest, Valerio Valenti. Da die zahlreichen Kundgebungen für das Virus das Hauptverbreitungsvehikel darstellten, wird zudem darüber nachgedacht, Demonstrationen in Zukunft nur mehr unter Einhaltung strenger Auflagen zu genehmigen oder gar ganz zu verbieten. Der Bürgermeister der Stadt, Roberto Dipiazza, kündigte im Falle eines Fortdauerns der Proteste an, eine Verordnung zu erlassen, die im ganzen Stadtgebiet Menschenansammlungen untersagt. Dies käme faktisch einem Demonstrationsverbot gleich.

ANSA/GIUSEPPE LAMI

Südtirol, das ebenfalls ein bedenkliches Infektionsgeschehen aufweist, könnte beim Ausbleiben einer Kehrtwende ebenfalls die Errichtung einer „gelben Zone“, die eine ganze Reihe strenger Einschränkungen mit sich brächte, blühen. Um dieses Szenario abzuwenden, ist der Beitrag jedes Einzelnen gefragt.