Von: mk
Bozen – Das Land schreibt allein heuer sechs Stellenwettbewerbe für die gefragtesten Berufskategorien aus. 20 Juristen, 20 Wirtschaftswissenschaftler und 20 Politikwissenschaftler werden gesucht. Doch der Haken an der Sache: Das Einstiegsgehalt liegt bei 1700 Euro netto. „Wir sind nicht immer konkurrenzfähig“, gibt Personallandesrätin Waltraud Deeg unumwunden laut einem Bericht des Tagblatts Dolomiten zu.
Allein im Jahr 2017 werden rund 50 Landesbeamte der sechsten Funktionsebene – mit Matura – in Pension gehen. „Leute mit enormem Wissen und Erfahrung. Und diese Leute müssen wir großteils mit Akademikern nachbesetzen“, erklärt Hanspeter Staffler, Generaldirektor der Landesverwaltung.
Die Auflagen und Bestimmungen werden immer komplizierter, weshalb die Neuankömmlinge entsprechend fit sollten. „Im vergangenen Jahr haben wir zwei Wettbewerbe für Juristen abgewickelt und insofern haben wir als Landesverwaltung den Markt bereits ausgedünnt“, sagt Staffler.
Doch 1.700 Euro netto als Einstiegsgehalt – 13 Mal – scheinen nicht wirklich berauschend für einen ambitionierten Akademiker zu sein.
„Das Geld ist nur ein Element. Ein sicherer Job und die Benefits wie Elternzeiten, Bildungsurlaube usw. sind auch viel wert. Aber selbstverständlich macht sich jeder seine Rechnung“, erklärt Staffler gegenüber den „Dolomiten“. Außerdem gibt er zu bedenken, dass Südtirols Nachwuchsakademiker heutzutage viel mobiler seien und sich schauen sich umschauen würden, was Nachbarländer wie Österreich, Deutschland oder die Schweiz zu bieten haben. Das sei ähnlich wie bei den Jungärzten.
Zudem werde das Metier Verwaltung immer komplizierter – sowohl im öffentlichen Bereich als auch in der Wirtschaft und bei den Unternehmen. Daher seien Juristen Staffler in der Privatwirtschaft genauso gefragt wie beim Land.
Damit es der öffentlichen Verwaltung nicht so „wie dem Sanitätsbetrieb mit den Ärzten“ geht, will das Land ein Projekt starten. Kommende Woche findet die Kick-Off-Veranstaltung zum Thema Landesverwaltung 2025 statt.
„Wir müssen den Versuch wagen, vorauszudenken, zumal die Knappheit an gutem Personal zunehmen wird und junge Leute sich den Arbeitgeber aussuchen, und nicht umgekehrt. Das heißt für uns als Landesverwaltung: Wie werden wir attraktiver? Wie holen und binden wir junge Nachwuchskräfte ans Land?“, stellt Staffler die Grundsatzfragen in den Raum.
Er rät dazu, schon jetzt die Weichen zu stellen, zumal die Reaktionszeiten des Landes – angefangen bei einer etwaigen neuen gesetzlichen Grundlage bis zu neuen, veränderten Kollektivverträgen – lange dauern.