Von: mk
Bozen – Das gemeinsame Erinnern an ein historisches Ereignis stand im Mittelpunkt der Gedenksitzung des Tiroler Landtages zum 100. Jahrestag der Teilung Tirols durch den Friedensvertrag von Saint Germain. Landeshauptmann Arno Kompatscher hat in seiner Gedenkrede an enttäuschte Hoffnungen und für die Bevölkerung schmerzhafte Entscheidungen erinnert. Gleichzeitig gelte es aber auch, das Augenmerk auf zukunftsweisende Zusammenarbeit und Grenzen-überwindende Kooperationen zu richten.
“Frucht fehlgeleiteter Ideologien”
Tiroler diesseits und jenseits des Brenners würden sich unter anderem durch ihr Traditionsbewusstsein auszeichnen und hätten im Laufe der Geschichte immer wieder bewiesen, dass sie auch in schwierigen Situationen Lösungen finden würden. “Die Brennergrenze ist eine Folge von Imperialismus und Nationalismus, die Frucht fehlgeleiteter Ideologien und wurde später zum Symbol für Leid und Unrecht vielen Südtirolern gegenüber”, erklärte Landeshauptmann Kompatscher. Die Geschichte habe jedoch gezeigt, dass man sich trotz so mancher Rückschläge, immer wieder auf gemeinsame Zukunftsperspektiven einigen konnte – nämlich jenen der Zusammenarbeit und des Kompromisses. “Für das vor 100 Jahren vom restlichen Tirol abgetrennte Südtirol ist und bleibt die Autonomie, im Rahmen einer fortschreitenden europäischen Einigung, die Zukunftsperspektive”, unterstrich Kompatscher.
“Friedliches Zusammenleben ist kostbarer Mehrwert”
Auch auf europäischer Ebene sei man nach den leidvollen Kriegsjahren konsequent den Weg der Kooperation gegangen – anfangs bei den wirtschaftlichen Kernbereichen Kohle und Stahl, über andere Wirtschaftsbereiche schließlich hin zu einer politischen Union. Auch im Bereich der grenzüberschreitenden, regionalen Zusammenarbeit sei gar einiges weitergegangen. “Die Europaregion Tirol-Südtirol-Trentino ist der geeignete Rahmen, um Trennendes zu überwinden und das Miteinander zu stärken. Denn eigentlich eint uns viel mehr, als uns trennt – auf Tiroler Ebene, aber auch auf europäischer”, sagte Landeshauptmann Kompatscher. Es sei darum wichtig, an historische Ereignisse wie den Abschluss des Friedensvertrages von Saint Germain zu erinnern, um damit gleichzeitig über die Zukunft nachzudenken und Perspektiven aufzuzeigen. Kompatschers Schlussappell lautete: “Unsere Zukunft, die Zukunft unserer Kinder und kommender Generationen, kann nur dann gelingen, wenn wir das Gemeinsame, das Miteinander in den Fokus stellen. Denn eines können wir heute, 100 Jahre nach Saint Germain sagen: Das friedliche Zusammenleben ist ein kostbares Gut, das wir täglich schätzen und pflegen müssen, um es als Mehrwert auch an unsere Kinder und Enkel weitergeben zu können.”