Evakuierungen in westrussischen Regionen (Archivbild)

Ukraine: Kontrollieren tausend Quadratkilometer in Kursk

Montag, 12. August 2024 | 17:53 Uhr

Von: APA/dpa

Die Ukraine kontrolliert nach eigener Darstellung inzwischen etwa 1.000 Quadratkilometer der russischen Oblast Kursk. Präsident Wolodymyr Selenskyj veröffentlicht auf dem Kurznachrichtendienst Telegram ein Video eines entsprechenden Berichts von Armeechef Oleksandr Syrskyj. Er selbst habe für das Gebiet die Erstellung eines “humanitären Plans” in Auftrag gegeben, sagt Selenskyj. Eine Stellungnahme Russlands liegt zunächst nicht vor.

Russlands Präsident Wladimir Putin wies indes seine Streitkräfte an, den seit einer Woche dauernden Vormarsch der ukrainischen Armee im russischen Gebiet Kursk endlich zu stoppen. “Die Hauptaufgabe des Verteidigungsministeriums besteht nun darin, den Feind aus unseren Gebieten zu vertreiben und eine zuverlässige Grenzsicherung zu gewährleisten”, sagte Putin bei einer Krisensitzung in Moskau.

Der amtierende Gouverneur von Kursk, Alexej Smirnow, offenbarte bei der Sitzung eher unfreiwillig, wie tief Russland von dem überraschenden Einmarsch getroffen worden ist. In seinem Gebiet seien 120.000 Menschen aus den betroffenen oder gefährdeten Landkreisen evakuiert worden, sagte er. Weitere 60.000 Menschen hielten sich noch dort auf, wo zur Sicherheit geräumt werden müsse. “Die Lage in der Region ist schwierig.” Es habe zwölf Tote und 121 Verletzte, darunter 10 Kinder, gegeben; etwa 2.000 Menschen würden vermisst.

Smirnow sagte auch, dass 28 russische Ortschaften in ukrainischer Hand seien. Die ukrainischen Truppen seien auf 40 Kilometer Front zwölf Kilometer tief eingedrungen. Diese Angaben trugen ihm einen Rüffel des Kremlchefs ein: Der Gouverneur solle sich nicht zur militärischen Lage äußern, sondern nur zu sozialen Fragen, sagte Putin.

Die tatsächliche Lage in diesem Frontabschnitt blieb auch sieben Tage nach dem ukrainischen Eindringen unklar. Die Ukraine wehrt seit fast zweieinhalb Jahren eine russische Invasion ab und hat erstmals eine Offensivaktion ihrer Armee auf das Gebiet des Angreifers verlagert. Seit dem vergangenen Dienstag haben sich Berichten zufolge ukrainische Einheiten vielerorts festgesetzt. Zum Ziel der Operation schweigt die Führung in Kiew. Aber die Angriffe haben der ukrainischen Armee Bewegungsfreiheit verschafft und die russische Seite vor unerwartete Probleme gestellt. Von Bürgern in der betroffenen russischen Region gab es in den vergangenen Taie Führung in Kiew. Aber die Angriffe haben der ukrainischen Armee Bewegungsfreiheit verschafft und die russische Seite vor unerwartete Probleme gestellt. Von Bürgern in der betroffenen russischen Region gab es in den vergangenen Tagen viele Klagen, dass die Evakuierung schlecht organisiert sei. Tausende flüchteten aus ihren Heimatorten.

Die Ukraine wolle mit dem Vorstoß ihre künftige Verhandlungsposition stärken, sagte Putin. Er erteilte Verhandlungen aber eine Absage. “Über welche Art von Verhandlungen können wir überhaupt mit Leuten reden, die wahllos Zivilisten und zivile Infrastruktur angreifen oder versuchen, Atomkraftwerke zu gefährden?” Die russische Offensive im Osten und Süden der Ukraine werde ungehindert weitergehen, kündigte Putin an.

Er wies den Inlandsgeheimdienst FSB und die Nationalgarde an, ukrainische Späh- und Sabotagetrupps aufzuspüren und auszuschalten. Russland hat in den drei Grenzgebieten Brjansk, Kursk und Belgorod eine Anti-Terror-Operation ausgerufen. Das bedeutet, dass der FSB das Sagen hat. Aber es heißt auch, dass Geheimdienst, Armee und Nationalgarde sich abstimmen müssen. “Trotz des Heranführens zusätzlicher Armeeeinheiten ist es bisher nicht gelungen, die Frontlinie zu stabilisieren”, schrieb der russische Militärblog Rybar.

Bei der Krisensitzung sprach auch der Gouverneur des Gebietes Belgorod, Wjatscheslaw Gladkow, von einer schwierigen Lage für knapp 115.000 Menschen unmittelbar an der Grenze zur Ukraine. Daher sei mit der Evakuierung der Bewohner des Landkreises Krasnaja Jaruga begonnen worden. Etwa 11.000 Menschen verließen das Gebiet. Nach Angaben von Rybar versuchten dort ukrainische Kräfte, mit Soldaten und Panzern über den Grenzübergang Kolotilowka einzudringen. Dies sei abgewehrt worden.

Fernab des Kriegsgeschehens um die westrussische Region Kursk setzten russische Truppen ihre Angriffe rund um den Donbass im Osten der Ukraine fort. Einmal mehr versuchten die russischen Streitkräfte, die ukrainischen Stellungen rund um Torezk und Pokrowsk zu durchbrechen, wie der Generalstab in Kiew in seinem abendlichen Lagebericht mitteilte. Bei Torezk seien die russischen Bodentruppen auch von einem Dutzend Luftangriffe unterstützt worden.

Schwere Gefechte lieferten sich russische Angreifer und ukrainische Verteidiger rund um Pokrowsk. Insgesamt seien im Tagesverlauf rund 25 Vorstöße russischer Einheiten registriert worden, von denen ein Großteil abgeschlagen worden sei. “Die feindlichen Verluste werden noch geklärt”, hieß es dazu. Die Frontberichte konnten nicht unabhängig geprüft werden.

Nach einem Brand am russisch besetzten Atomkraftwerk Saporischschja in der Ukraine ist nach Kiewer Ministeriumsangaben keine erhöhte Strahlung gemessen worden. “Mit den uns zur Verfügung stehenden Mitteln, den Überwachungssystemen, wurden noch keine Emissionen oder Freisetzungen radioaktiver Stoffe festgestellt”, sagte die stellvertretende ukrainische Energieministerin Switlana Hryntschuk im Fernsehen. Das Feuer vom Sonntagabend habe wahrscheinlich einen Kühlturm und andere Anlagen beschädigt.

Hryntschuk warf der russischen Besatzung der größten Atomanlage Europas vor, den Brand ausgelöst zu haben. Ähnlich hatte sich zuvor der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj geäußert. Die von Russland eingesetzte Kraftwerksleitung und die Verwaltung für den besetzten Teil des Gebiets Saporischschja sprachen dagegen von einem ukrainischen Drohnenangriff. Allerdings stellte auch die russische Seite klar, dass es nur auf dem Kraftwerksgelände gebrannt habe an einem Kühlturm.

In dem AKW sind Beobachter der Internationalen Atomenergie-Behörde IAEA stationiert, die nach russischen Angaben am Tag danach den Schaden begutachten durften. Der Schaden am Kühlturm beeinträchtige die Sicherheit der sechs stillliegenden Reaktoren nicht, sagte auch der Generaldirektor der Behörde in Wien, Rafael Grossi. Er warnte aber: “Jede Art von Feuer auf dem Gelände oder in seiner Nähe bedeutet das Risiko, dass es sich auch auf sicherheitsrelevante Anlagen ausbreitet.”

Kommentare

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17 Kommentare auf "Ukraine: Kontrollieren tausend Quadratkilometer in Kursk"


Sortiert nach:   neuste | älteste | Relevanz
So ist das
7 h 48 Min

Der Krieg kehrt zum Verursacher zurück.
Es leidet wie immer nur die Zivilbevölkerung 😳

Speedy Gonzales
Speedy Gonzales
Superredner
4 h 21 Min

@ So ist das

Der Verursacher sitzt nicht in Moskau.

Doolin
Doolin
Kinig
3 h 4 Min

@Speedy Gonzales
…wie man dich hier kennt, meinst du sicher den 🏀 Trumpl…

🤪

Hustinettenbaer
2 h 52 Min

@Speedy Gonzales
Genau.
Peace ☮️-Putin hat viele Verbündete.
Beweis ?
Z. B. “Medwedew will Panzer nach Berlin schicken”.
Uff, endlich wieder Nachschub gegen die Ukraine.

(🤪🤣)

https://www.focus.de/politik/wir-werden-alles-tun-um-panzer-zum-platz-der-republik-zu-bringen-medwedew-droht-russische-panzer-nach-berlin-zu-schicken_id_260215805.html

N. G.
N. G.
Kinig
2 h 21 Min

@Doolin Ach, heute hat er den selben dähmlichen Post gebracht wie du seit Monaten! Der Lügner sitzt in Moskau und das Gute in der Ukraine. Stimmt ja abet muss man es jeden Tag wiederholen? Man weiß es! Mehr Aussage war von dir ja nie!

N. G.
N. G.
Kinig
2 h 20 Min

@Hustinettenbaer Du lenckst vom THEMA ab! Das hat er r zumindest hier und heute nicht gesagt!

Goennenihrwichtigtuer
Goennenihrwichtigtuer
Universalgelehrter
2 h 9 Min

Speedy kuane Sorge, des isch lei a PR Kampagne.. 😬 Fanboy

derRealist
derRealist
Grünschnabel
2 h 8 Min

@Speedy Gonzales Wo und wer Verursacher ist, das liegt im Auge des unterschiedlichen Betrachters, Grenzen sind nicht zu überschreiten, was davor und dahinter passiert ist Interpretationssache

Goennenihrwichtigtuer
Goennenihrwichtigtuer
Universalgelehrter
1 h 42 Min

derRealist iaz moch mor nit long a wissenschaft drauß, hot Putin in Ungriffsbefehl geben oder nit? Wer mor nit unfongen mit so an schwurbler über seine Phantasiegebilde zu philosophieren? 😁 Der Typ hot in unfong wos vo Biowaffenlabore in dor Ukraine als Grund gschwurbelt… 😬🤷‍♂️

Speedy Gonzales
Speedy Gonzales
Superredner
53 Min 31 Sek

@ N. G.

Wer dämlich mit h schreibt ist auch dämlich.

Doolin
Doolin
Kinig
10 h 56 Min

…die Aggressoren hauen ab…

Neumi
Neumi
Kinig
3 h 58 Min

Dein Wort in Gottes Ohr

N. G.
N. G.
Kinig
2 h 24 Min

@Neumi Doolin ist nicht klar, wue im letzten Bericht erklärt, dass sie an der schwächste Stelle durchgebrochen sind. Wie siehts denn beim Rest der Front aus. Das wird hier nicht erklärt aber Einige schöpfen Hoffnung. Warum auch immer!

der.schon.wieder
9 h 16 Min

Es ist interessant zu sehen wie schnell eine Armee vorwärts kommt, wenn unterwegs nicht alle Microwellen und Fernsehgeräte geklaut werden müssen.

Sosonadann
Sosonadann
Universalgelehrter
4 h 56 Min

Oder so

Astronaut
Astronaut
Grünschnabel
1 h 35 Min

Ob die Russen nun merken, daß dies keine Spezialoperation mehr ist? Ich befürchte, sie merken nix und ertragen weiterhin ihren Warlord und seine Gehilfen..

sophie
sophie
Kinig
1 h 11 Min

Iz kriaga worm unton Orsch, er vohondlt et mt Aggressoren und settige wosn Normale Bürger ungreifn.
Iaz frogime schun, isch der gonz groscho nou??
Wer isch vor foscht drei Johr in do Ukraine ingfoll, und hot Massngräbo gimocht und Kindo noch Russlond gitun.

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