Tag der Befreiung

25. April: Staatsfeiertag zwischen Freude und Kritik

Dienstag, 25. April 2023 | 12:18 Uhr

Von: luk

Bozen/Rom – In Italien steht heute alles still. Der 25. April ist nämlich der Tag der Befreiung von Nationalsozialismus und Faschismus – ein gesetzlicher Feiertag.

Die politischen Spitzenvertreter – allen voran Staatspräsident Sergio Mattarella – haben dazu aufgerufen, die Erinnerung an die Befreiung und die Gräueltaten durch Faschismus und Nationalsozialismus zu bewahren. Es sollte an die Opfer sowie an jene gedacht werden, die sich gegen die Terrorregime erhoben haben.

Ministerpräsidentin Giorgia Meloni, die eine rechtslastige Regierung anführt, ruft dazu auf, den 25. April als Tag der nationalen Einigkeit zu sehen. In Italien seien am 25. April die Werte von Demokratie und Freiheit geboren worden, auf die heute kein Bürger mehr verzichten möchte.

Kritisch äußert sich die Partisanenvereinigung ANPI. Sie fordert die Regierungschefin auf, deutlich auf Distanz zur Faschisten-Herrschaft in Italien zu gehen.

Auch Kritik von der STF

In Südtirol gibt es hingegen Kritik von der Bewegung Süd-Tiroler Freiheit. “Geschmackloser und nationalistischer könnte man es kaum ausdrücken; am heutigen italienischen Feiertag, an dem eigentlich der Befreiung von Faschismus und Nationalsozialismus gedacht werden sollte, fordert der lokale Vertreter der italienischen Regierungspartei Fratelli d’Italia von den Südtirolern, dass sie endlich die Einheit Italiens und somit die Zugehörigkeit Südtirols zu Italien akzeptieren sollen. Genau das war auch das Programm des faschistischen Regimes. Fratelli d’Italia zeigen damit ihr wahres Gesicht.”

“Die Vertreter von Fratelli d’Italia seien daran erinnert, dass das Recht auf Selbstbestimmung in Artikel 1 der UN-Menschenrechtspakte verankert ist, das auch von Italien unterzeichnet wurde.” Darin stehe wörtlich: „dass alle Völker das Recht auf Selbstbestimmung haben, gemäß diesem Recht entscheiden sie frei über ihren politischen Status“. Erst diese Woche hätten sich hochrangige UN-Vertreter zudem in einer gemeinsamen Resolution gegen die Unterdrückung von Unabhängigkeitsbewegungen ausgesprochen, so die Bewegung weiter.

“Südtirol braucht sich von Fratelli d’Italia somit nicht sagen zu lassen, dass man die Zugehörigkeit zu Italien zu akzeptieren habe. Italien hat sich Südtirol in einem Angriffskrieg ─ gegen den ausdrücklichen Willen der hier lebenden Bevölkerung ─ gewaltsam angeeignet. Niemand kann von den Südtirolern verlangen, dass man das akzeptiert oder gar gutheißt. Es ist das Recht der Südtiroler, sich nicht als Italiener zu fühlen und die Unabhängigkeit von Italien zu verlangen”, heißt es abschließend.

Bezirk: Bozen