Von: mk
Bozen – Vor genau fünf Jahren verkündete der damalige Gesundheitslandesrat Richard Theiner anlässlich der Vorstellung der Kampagne zum Abbau der Wartezeiten: „60 Tage: Länger soll ein Patient künftig nicht mehr auf eine nicht-dringliche medizinische Behandlung warten müssen“. Wie haben sich seither die Vormerkzeiten in den Krankenhäusern verändert? Dieser Frage sind die Abgeordneten der Süd-Tiroler Freiheit, Sven Knoll, Bernhard Zimmerhofer und Myriam Atz Tammerle in einer Landtagsanfrage nachgegangen. Die ernüchternden Daten liegen nun vor.
Eines kann laut dem Abgeordneten Sven Knoll schon vorweggenommen werden: Das Ziel der damaligen Landesregierung wurde eindeutig verfehlt. Von den 50 untersuchten Gesundheitsleistungen liegt in 36 Fällen die maximale Wartezeit über den 60 Tagen. Die Süd-Tiroler Freiheit fordert nun ein konkretes Maßnahmenpaket, um die Wartezeiten drastisch zu verkürzen. In einer weiteren Landtagsanfrage will die Bewegung nun detailliert die Gründe für die überlangen Wartezeiten in Erfahrung bringen.
Die Daten im Detail: Wie haben sich die Wartezeiten in den letzten drei Jahren im Vergleich zum Bezugsmonat Mai (2014 – 2016) verändert? Einige Beispiele:
Augenvisiten
Bei den Augenvisiten hat sich die durchschnittliche Wartezeit an den Krankenhäusern um 49 Tagen erhöht. Im Krankenhaus Sterzing wartet man nun bis zu 300 Tage auf einen Termin (ein Plus von 200 Tagen). Aber auch am Krankenhaus Bozen sind es immer noch 237 Tage (ein Plus von 89). Am kürzesten wartet man in Schlanders auf eine Augenvisite, aber immerhin noch 71 Tage, 11 Tage mehr als das von der Landesregierung gesetzte Ziel.
Rheumatologische Visiten
Auch auf eine Rheumatologische Visite muss man am Krankenhaus Bozen bis zu 251 Tage warten. Im Durchschnitt haben sich die Vormerkzeiten um 42 Tage verlängert. Am schnellsten geht es wiederum in Schlanders, wo eine entsprechende Visite innerhalb von 34 Tagen möglich ist.
Pädiatrische Visiten
Besonders bei den Pädiatrischen Visiten war in den letzten drei Jahren eine starke Zunahme der Wartezeiten zu verzeichnen. So muss man für eine gastroenterologische Visite 176 Tage, für eine hämatologische Visite 77 Tage und für eine auxologische/endokrinologische Visite 56 zusätzliche Tage auf einen Termin warten. Somit sind bei diesen gesundheitlichen Leistungen Wartezeiten zwischen 104 und 195 Tagen einzurechnen.
Hals-Nasen-Ohren Visiten
Auf eine Hals-Nasen-Ohren Visite wartet man im Vergleich zum Jahr 2014 heute im Schnitt um 39 Tage länger. Am längsten mit 166 Tagen im Krankenhaus Bozen, am kürzesten im Krankenhaus Schlanders, nämlich 26 Tage.
Urologische Visiten
Verlängert haben sich auch die Wartezeiten für urologische Visiten. Diese stiegen in den letzten 3 Jahren um 26 Tage an. Vor allem in Brixen sind die Wartezeiten auf 139 Tage angestiegen.
Koloskopie
155 Tage wartet man auf eine Koloskopie im Krankenhaus Meran. Schneller geht es mit nur 15 Tagen Wartezeit in Sterzing. Landesweit hat die Wartezeit um 29 Tage zugenommen.
Dermatologische Visiten
Im Landesdurchschnitt relativ unverändert geblieben sind die dermatologischen Visiten. Diese sind derzeit nicht unter 54 Tagen (Sprengel Meran) bzw. maximal erst nach 148 Tagen (Krankenhaus Bozen) zu haben.
Wo haben sich die Wartezeiten unter anderem verkürzt?
Orthopädische Visiten
Für orthopädische Visiten (z.B. Hüfte) wartet man im Vergleich zu vor drei Jahren um 54 Tagen weniger. Die Spannbreite einen Termin zu bekommen liegt zwischen 19 und 105 Tagen. Grundsätzlich muss aber festgestellt werden, dass die Wartezeiten der verschiedenen orthopädischen Visiten (Wirbelsäule, Fuß, Knie, Hand und Erwachsene) zwar rückläufig sind, aber in einigen Fällen immer noch bis zu 100 Tagen betragen können.
Pädiatrisch Visiten
Auch für die spezifischen pädiatrischen Visiten hat sich die Vormerkzeit um 49 Tage verkürzt. Derzeit wartet man noch 40 Tage auf einen Termin.
Die Bilanz der Süd-Tiroler Freiheit lautet: „Wer mobil ist und die Möglichkeit hat von einem Landesteil ins andere zu fahren, kann sich im Schnitt 80 Tage Wartezeit ersparen. Bei manchen Visiten sind es gar bis zu 200 Tage. Sich über die jeweiligen Wartezeiten kundig zu machen, zahlt sich in vielen Fällen aus und hilft Wartezeiten zu verkürzen. Das Ziel, so die Süd-Tiroler Freiheit, muss es aber sein, die bestehenden Leistungen weiterhin so nah wie möglich beim Bürger anzubieten und die Wartezeiten auf ein vernünftiges Maß zu reduzieren.“