Von: luk
Bozen – Südtirol soll sich zu einer Modellregion für nachhaltige alpine Mobilität zu entwickeln. Dafür bündeln die Ressorts für Wirtschaft, Energie und Umwelt sowie Mobilität und Verkehrsnetz nun ihre Kräfte. Die ersten konkreten Schritte zur Umsetzung des umfangreichen Maßnahmenpakets für nachhaltige Mobilität unter dem Leitthema #smartunterwegs haben Landeshauptmann Arno Kompatscher, Umweltlanderat Richard Theiner, Mobilitätslanderat Florian Mussner, Green-Mobility-Koordinator Harald Reiter und Alperia-Generaldirektor Johann Wohlfarter am 2. März in Bozen präsentiert.
Die breite Palette an Maßnahmen reicht dabei von der Förderung des Radfahrens über den Ausbau der öffentlichen Verkehrsmittel bis hin zu jener der Elektromobilität. Ausgearbeitet hat den umfassenden Entwicklungsplan die eigens von der Landesregierung eingesetzte Arbeitsgruppe „Green Mobility“. „Verkehr vermeiden, verlagern und verbessern sind für diese Entwicklung die tragenden Säulen“, unterstrich Landeshauptmann Kompatscher. Der Klimawandel sei Realität und um die Umwelt für nachfolgende Generationen zu erhalten, brauche es Maßnahmen, so Kompatscher und griff das Thema „Verkehr verbessern“ auf. „Mit einer Ankaufsprämie von 4000 Euro auf standardisierten Listenpreis von e-Autos, also 2000 Euro vom Land und 2000 Euro von den Autohändlern, wollen wir eine zukunftsgerichtete Kaufentscheidung anregen“, betonte Kompatscher. Einzige Voraussetzungen für den Preisnachlass sind die Ansässigkeit des Käufers in Südtirol und Immatrikulierung des Fahrzeugs in Südtirol. Zusätzlich gibt es laut Landeshauptmann fünf Jahre Befreiung von der Autosteuer und danach eine Begünstigung von 22,5 Prozent. Im Weltjahr für den nachhaltigen Tourismus solle der Respekt für die Umwelt auch in die Tourismuswerbung einfließen, so Kompatscher.
Umweltlandesrat Theiner verwies in punkto „Verkehr vermeiden“ auf die Kohlenstoffdioxid-Emission, die 2008 pro Südtiroler bei 4,9 Tonnen lag und bis 2020 auf unter vier Tonnen und bis 2050 auf unter 1,5 Tonnen pro Jahr und Einwohner gesenkt werden soll. Während Elektrofahrzeuge einen Wirkungsgrad von 90 Prozent erreichen, schaffen Autos mit Verbrennungsmotor gerade einmal ein Drittel davon, denn zwei Drittel des eingesetzten Kraftstoffs verpuffe ungenutzt, betonte Theiner. – Auch bei der Raumentwicklung gilt das Prinzip der kurzen Weg, nämlich kompakte Siedlungen statt Zersiedelung der Landschaft; attraktive Ortskerne statt Attraktionspunkte auf der grünen Wiese, so der Umweltlanderat.
„Unser Konzept sieht ein nachhaltigen Miteinander aller Mobilitätsformen vor und will Mobilität und Lebensqualität vereinen, wozu jeder einen Beitrag leisten kann“, hob Mobilitätslandesrat Mussner zum Thema „Verkehr verlagern“ hervor. „Täglich nutzen 146.000 Personen, das sind über ein Viertel der Südtiroler Bevölkerung die Bahn als Rückgrat der öffentlichen Verkehrsmittel und das kapillare Busnetz, das bis in die Dörfer reicht – zudem steht Bozen bei der bei Radmobilität in Italien an erster Stelle“, sagte Mussner. Auch der Fuhrpark der öffentlichen Einrichtungen soll so weit möglich schrittweise auf emissionsfreie Fahrzeuge umgestellt werden -ein entsprechender Beschluss der Landesregierung mit dem Prinzip der Beweislastumkehr sei in Ausarbeitung, so der Landesrat. In Vorbereitung ist derzeit laut Mussner auch ein eigener Fördertopf über den Initiativen für nachhaltige Mobilität von privaten und öffentlichen Organisationen.
„Derzeit sind 275 e-Fahrzeuge immatrikuliert, zählt man die Fahrzeuge der Leasingbetriebe dazu, dann sind es über 600“, berichtete Green-Mobility-Koordinator Reiterer und wies auf den ressortübergreifenden Ansatz für eine lebenswerte Zukunft hin, der, verglichen mit anderen Ländern, besonders sei. E-Fahrzeuge gebe es in zwei technologischen Formen, und zwar als Elektrofahrzeuge mit Batterien und als Brennstoffzellenfahrzeuge mit Wasserstofftank und beide würden gefördert, so Reiterer. Wichtig sei auch die Förderung für Kleinmofas (30 Prozent, bis maximal 1000 Euro) und Lastenfahrräder (30 Prozent, bis maximal 1500 Euro), die es vorerst für Betriebe gebe, so Reiterer. Auch Ladestationen sollen in Kürze mit maximal 1000 Euro gefördert werden.
Die Energiegesellschaft Alperia unterstütze das Land beim Ausbau einer flächendeckenden Ladeinfrastruktur, damit sich die Fahrer von e-Fahrzeugen sicher bewegen könnten, kündigte Alperia-Generaldirektor Wohlfarter an. Zurzeit habe die Alperia 32 Ladestationen und zähle 1000 Ladevorgänge pro Monat. Auch die Hälfte ihrer eigenen 350 Fahrzeuge wolle die Alperia elektrisch einkaufen, so Wohlfarter. Für die e-Fahrzeug-Nutzer ist laut Wohlfarter ein umfangreiches Servicepaket geplant mit verschiedenen Angeboten für Ladestationen (home, business, destination und fast charging) sowie maßgeschneiderten Tarifsystemen und Auflademöglichkeiten ebenso wie Pannenhilfe, Schulung sowie einem Callcenter.
Neben der Föderung der E-Mobilität werden nun laufend weitere Maßnahmen aus dem Paket von #smartunterwegs umgesetzt, an dem Vertreter der Landesagentur für Umwelt, der Landesabteilungen Wirtschaft, Mobilität, Raumordnung, Umwelt und Energie, des Gemeindenverbands, des Südtiroler Energieverbands SEV, des Wasserstoffzentrums IIT, der Alperia, der Südtiroler Transportstrukturen AG und der Organisation Carsharing unter dem Vorsitz von Florian Zerzer ein Jahr lang gefeilt haben.