Von: mk
Terlan – Am Samstag, den 18. März fand in Terlan die 43. Bundesversammlung des Südtiroler Heimatbundes (SHB) statt. Obmann Roland Lang konnte viele Mitglieder und Funktionäre begrüßen. Nach der notwendigen Vergrößerung des Saales folgte die obligatorische Gedenkminute für die verstorbenen Mitglieder. Dann berichtete Lang über die Tätigkeit im letzten Jahr. Auf dem Programm standen der Tätigkeitsbericht des Obmannes, die Vorstellung des Buches „Von der Feuernacht zur Porzescharte“ durch Autor Dr. Speckner sowie ein politischer Bericht zur Lage des Landtagsabgeordneten der Süd-Tiroler Freiheit, Bernhard Zimmerhofer.
Obmann Roland Lang bedauerte die „nicht mehr vorhandene Volkstumspolitik der Südtiroler Volkspartei und ihre devote Romhaltung“. Die Toponomastik-Frage sei nur ein Paradebeispiel dafür. So würden angebliche politische Durchbrüche, die vom Koalitionspartner wieder versenkt werden, schnell als großer Erfolg gefeiert. Es sei kein Wunder, wenn der angeblichen Sammelpartei die Mitglieder davonlaufen, so Lang.
Zudem erzählte der Obmann über das Verbot, in Rom Plakate mit der Aussage „Il Sudtirolo non é Italia“ anzubringen. Man ging gegen diese Einschränkung vor Gericht. Das Verbot wurde mit einer einstweiligen Verfügung in Rom aufgebrochen, sodass die Plakate angebracht werden konnten. Die Entscheidung des Verwaltungsgerichts Latium folgt dann im April. Doch das sei nicht mehr so relevant, da die Aktion schon beendet und vielerorts für politische Diskussionen geführt habe – und hier habe sich abermals die nationalistische Gesinnung und die Verkennungen historischer Wirklichkeiten gezeigt, so Lang
In der Folge las Lang eine Grußbotschaft von Hermann Unterkircher, dem Obmann des Andreas-Hofer-Bundes Deutschland vor, der gerne gekommen wäre, jedoch am gleichen Tag mit seinem Verein in Garmisch-Partenkirchen eine Versammlung abzuhalten hatte. Trotzdem konnte man aus den kleinen Grußzeilen herauslesen, welche Verbundenheit zwischen den beiden Organisationen besteht.
Christoph Mitterhofer, Gemeinderat in Meran, berichtete von einer Plakataktion, die mit einer Arbeitsgruppe und dem SHB durchgeführt wurde. Diese weise die gegenwärtige Schönwetterpolitik der grünen Stadtregierung der Kurstadt schonungslos zurecht. Mit dem Spruch „700 Jahre Meran: 602 Jahre selbstbestimmt, 98 Jahre fremdbestimmt. Holen wir uns die Freiheit zurück“ wolle man nicht nur auf die glanzvolle Vergangenheit der Passerstadt erinnern, sondern auch zusammen in die Zukunft blicken. Um der Devise Gewicht zu verleihen, ersuchte Mitterhofer um die Beteiligung eines überparteilichen Demonstrationsmarsches, der an diesem Freitag um 20.00 Uhr von der Sparkassenstraße zum Theaterplatz stattfinden wird. Ziel sei es, der ideologisch geprägten Veranstaltung der halbherzigen 700-Jahr-Feier Merans einen Gegenpol zu geben und energisch ein Zeichen gegen die Geschichtsbeschönigung und Kuschelkurs der Stadtregierung Merans zu setzen, schloss Mitterhofer.
Obmann-Stellvertreter Meinrad Berger stellte kurz den Jahresausflug des SHB vor. Dabei berichtete er von einer Busreise nach Partenkirchen. Hermann Unterkircher mache eine Führung und neben Kultur und Heimatverbundenheit würde es auch etwas für das leibliche Wohl geben. Der Ausflug wird am Sonntag, den 11. Juni 2017 über die Bühne gehen. Berger hoffe im Namen des Südtiroler Heimatbundes auf eine zahlreiche Beteiligung.
Sepp Mitterhofer jun. las eine Aktualisierung und Überarbeitung der Vereinsstatuten vor, die von den Anwesenden im Raiffeisensaal einstimmig angenommen wurde.
Militärhistoriker Oberst Dr. Hubert Speckner referierte eindrucksvoll über vier, heute teilweise unbekannte Episoden der neuen Südtiroler Zeitgeschichte rund um die Zeit der Südtiroler Freiheitskämpfer der 1950-er und 1960-er Jahre. Mit lebhafter Stimme konnte der Geschichtswissenschaftler das Publikum auf seine Zeitreise mitnehmen und schaffte es glänzend, dieses durch gezielte Fragestellungen zu fordern. Außerdem wunderte sich der Referent aus Österreich über den teils immer noch rigoros gehandelten Umgang mit den Akten seitens Italiens. Die angedeuteten und aufgrund fehlender Zeit keinesfalls bis ins allerletzte Detail erklärten Begebenheiten sind im neuesten Werk Speckners „Von der ‚Feuernacht‘ zur ‚Porzescharte‘… Das ‚Südtirolproblem der 1960er Jahre in den österreichischen sicherheitsdienlichen Akten“ nachzulesen.
Der Landtagsabgeordnete Bernhard Zimmerhofer ging in seinem Kurzbericht zur politischen Lage in Südtirol ein und berichtete vom „italophilen Schmusekurs des Landeshauptmannes und der Südtiroler Volkspartei“, die sich allzu gern noch als Sammelpartei aller deutsch- und ladinischsprachigen Südtiroler sehe. So würden sich die Landesregierung und der Landeshauptmann um die zentralistische Verfassungsreform Italiens kümmern. Es sei als „Wahnsinn“ anzusehen, wenn eine sprachlich-kulturelle Minderheit für den Zentralismus stimme. Ziehe man Österreich, die Schweiz oder Deutschland als Vergleich heran, merke man gleich, dass föderale Staaten besser sind, so Zimmerhofer.
Des Weiteren kümmere sich die SVP nicht um das Einfordern gewisser Kompetenzen, sondern vielmehr um die horrend hohe Beteiligung an der Tilgung der italienischen Staatschulden.
Die Rom-Politik, und dabei muss man nur den letzten RAI-Auftritt von Cristian Kollmann vor Augen halten, besteche durch eine einzige Konstante: das Chaos. Zimmerhofer hält die politischen Vertreter Südtirols in Rom für „verzichtbar“, zumal sie sich durch einige Aussagen und das Festklammern an der Autonomie als einzige politische Lösung selbst disqualifizieren würden und sämtlichen Bezug zur politischen Realität verloren hätten. „So vergisst Senator Zeller durch die Unterstützung Europas der zwei Geschwindigkeiten, dass wir Südtiroler mit Italien in die zweite Reihe zu fallen drohen“, erklärt Zimmerhofer.
Der Abgeordnete verstand es der vorzüglich, immer wieder bei seinem Wunsch von einem gemeinsamen Europa auf die Schweiz hinzuweisen. Die Dezentralisierung und die direkte Demokratie seien sehr wichtig. Jede Krise biete Chancen. Wenn es nach dem Brexit wieder ein Schottlandreferendum gibt, müssten in Südtirol die Machtbefugnisse der SVP gestutzt werden und die Opposition zusammenarbeiten. Erst dann könne es in Richtung Unabhängigkeit gehen.
Mit einer Diskussion, der Übergabe einer Torte an den Obmann für seine geleistete Arbeit und dem Absingen der Tiroler Landeshymne endete die 43. Bundesversammlung des SHB.