Von: mk
Meran – Seit einigen Tagen wurde auf einigen Verkehrsinseln in Meran das Logo 700xM installiert. Es erinnert an das Jubiläumsjahr 2017 und alle Veranstaltungen, die im Jahresverlauf stattfinden werden. In der Nacht von vorgestern haben Unbekannte dem Logo ein rotes Eurozeichen hinzugefügt, das wohl als Kritik gedacht war. Vizebürgermeister Andrea Rossi hat als Referent für Kultur in italienischer Sprache dazu Stellung genommen.
„Wahrscheinlich wollte jemand mit diesem kleinen Streich eine Kritik ausdrücken. Doch in Wirklichkeit hat er den Nagel auf den Kopf getroffen: Kultur schafft sozialen Zusammenhalt, stiftet Identität und schützt vor Barbarei; doch sie schafft auch ökonomischen Reichtum. Das lässt sich mit Zahlen belegen. Für Italien: Die Kultur generiert 6,3 Prozent des BIP (84,4 Milliarden Euro) und gibt 1,5 Millionen Menschen Arbeit. Für Europa: Der kulturelle Sektor generiert einen Umsatz von 700 Milliarden Euro, was 6,5 Prozent des BIP entspricht (und damit mehr als doppelt so viel, wie beispielsweise die Automobilindustrie). Der Kulturtourismus bringt jedes Jahr 13 Milliarden Euro nach Italien und wächst seit Jahren immer weiter.
Damit so etwas passiert, muss nicht selten die öffentliche Hand den ersten Schritt machen. Das ist schließlich ihre Aufgabe: Das Geld der Bürger zu verwalten und auszugeben – und ihnen in Form von Arbeit und von Dienstleistungen das zurückzugeben, was sie als Steuern entrichtet haben. Wenn eine Gemeinde kein Geld ausgibt, kommt sie ihrer Aufgabe nicht nach. Entscheidend ist, dass das Geld richtig eingesetzt wird. Es soll transparent erfolgen, Ressourcen optimieren und positive Entwicklungen für alle in Gang setzen.
Wie gesagt ist die Kultur ein Bereich, in dem die Steuergelder gut eingesetzt werden können. Auch die Gemeinde Meran hat sich dafür entschieden: mit einem langfristig angelegten Projekt, welches das 700-Jahr-Jubiläum der ersten Stadtordnung zum Anlass nimmt. Rund einhundert Vereine, Schulen und Einrichtungen sind Teil dieses Projekts, haben rund 150 Vorschläge eingereicht und wurden finanziell und logistisch bei der Umsetzung unterstützt. In zwei Jahren werden 100.000 Euro des normalen Kulturbudgets für außerordentliche Initiativen im Umfeld des Jubiläums ausgeschüttet. Dazu kommt ein Teil jener 500.000 Euro, mit denen die Gemeinde in dieser Zeit Investitionen in Kulturgüter umsetzen will. All das bietet Arbeit für Autorinnen und Musiker, Sänger und Künstlerinnen, Schaupieler und Regisseurinnen sowie viele andere: alles Einheimische. Der restliche und größere Teil der 500.000 Euro fließt in nachhaltige Projekte, etwa die Sanierung und Wiederherstellung historischer Gebäude oder die Produktion von Kulturgütern, die über 2017 hinaus Verwendung finden werden. Das hat und wir Arbeit schaffen für Tischler und Architektinnen, Maurerinnen und Maler, Elektriker und Grafikerinnen, Druckereien und zahlreiche andere Unternehmen: auch sie allesamt aus Meran und Umgebung.
Aber das ist noch nicht alles. Der Einsatz der öffentlichen Mittel hat noch mehr Geld generiert: Neben der öffentlichen Hand haben Banken (Sparkasse, Volksbank, Raiffeisen) und große Unternehmen (Alperia und Forst) einen Beitrag geleistet und so ihre Verbundenheit mit der Stadt Meran gezeigt. Auf 60.000 Euro beläuft sich ihr Beitrag insgesamt. Ähnliches gilt für die Kulturabteilungen des Landes und der Region. Durch die anfänglichen Investitionen der Gemeinde wurden so 150.000 Euro an zusätzlichen Geldmitteln verfügbar. Geld, das zur Gänze zurückfließt an die Bürgerinnen und Bürger: in Form von Arbeitsmöglichkeiten, von langfristigen Investitionen, von Veranstaltungen, an denen sie teilnehmen können.
All das erfolgt mit der größtmöglichen Transparenz: Die Ausschussentscheidungen, die Auftragsvergaben und die Verteilung von Beiträgen sind für alle einsehbar. Ebenso sichtbar sind auch der Enthusiasmus und die rege Beteiligung der zahlreichen Vereine, die im Zentrum des Projekts stehen; oder der Einsatz der Gemeindebediensteten, die seit mehr als einem Jahr hinter den Kulissen an der komplexen Organisation arbeiten.
Es kann sein, dass dem einen oder der anderen die Farbe des Logos nicht gefällt – das ist eine Geschmacksfrage. Aber unterm Strich bleibt eine Gemeinde, die ihrer Aufgabe gerecht wird: den Bürgerinnen und Bürgern ihre Steuergelder in Form von Arbeit und von Dienstleistungen zurückzugeben. Dieses Mal eben im Bereich der Kultur.“