Abbas bisher Randfigur im Krieg Israels gegen die Hamas

Abbas: Krieg in Gaza ist “mehr als ein Vernichtungskrieg”

Mittwoch, 27. Dezember 2023 | 18:23 Uhr

Von: APA/dpa

Der Gaza-Krieg ist nach Worten des palästinensischen Präsidenten Mahmoud Abbas “mehr als ein Vernichtungskrieg”. In einem Interview mit dem ägyptischen Fernsehsender ON am Dienstagabend sagte er: “Unser Volk hat noch nie einen solchen Krieg erlebt, nicht einmal bei der Nakba-Katastrophe von 1948.” Der Begriff Nakba (Katastrophe) bezieht sich auf die Flucht und Vertreibung von Palästinensern im ersten Nahost-Krieg 1948.

Gleichzeitig machte Abbas die USA und ihre Unterstützung für Israel für die Fortsetzung des Krieges verantwortlich: “Immer wenn die Welt, der (UNO-)Sicherheitsrat und die (UNO-)Generalversammlung den Krieg stoppen wollen, legen die USA ihr Veto ein und weigern sich, den Krieg zu beenden.” Wenn die US-Regierung wollte, könnte sie Israel dazu bewegen, den Krieg zu beenden. Alles, was derzeit passiere, passiere mit der Unterstützung der USA.

Abbas warnte weiterhin vor einer Ausweitung des Krieges auf das Westjordanland. “Die israelische Armee und Siedler greifen täglich die Städte im Westjordanland und Jerusalem an. Die Lage im Westjordanland kann jederzeit explodieren”, sagte er. Israel verfolgt seiner Meinung nach das Ziel, irgendwann alle Palästinenser aus Gaza und dem Westjordanland zu vertreiben.

Die Hamas hatte 2006 bei Parlamentswahlen gegen die gemäßigtere Fatah von Abbas gesiegt. Ein Jahr später übernahm die Hamas gewaltsam die alleinige Kontrolle des Gazastreifens. Israel hatte das Gebiet 2005 geräumt und mehr als 20 israelische Siedlungen dort evakuiert. Seit der Machtübernahme der Terrororganisation Hamas gab es de facto zwei getrennte Regierungen – eine in Gaza und eine in Ramallah. Seit Beginn des Bruderkriegs zwischen den beiden rivalisierenden Palästinenserorganisationen gab es auch keine Parlaments- oder Präsidentenwahlen mehr.

Unterdessen sind nach Angaben des von der Hamas kontrollierten Gesundheitsministeriums im Gazastreifen binnen 24 Stunden 195 Menschen bei israelischen Angriffen getötet worden. Ein Sprecher teilte am Mittwoch mit, 16 Familien seien betroffen. Er sprach von “Massakern”. 325 weitere Menschen seien verletzt worden.

Seit Beginn des Gaza-Kriegs am 7. Oktober seien 21.110 Menschen getötet worden. Mehr als 55.200 Palästinenser seien verletzt worden. Die Zahlen lassen sich nicht unabhängig überprüfen. Auslöser des neuen Nahost-Krieges waren die schlimmsten Massaker in der Geschichte Israels mit 1.200 Toten, das Terroristen der islamistischen Hamas sowie anderer Gruppen am 7. Oktober in Israel verübten.