Von: mk
Bozen – 2019 hat Landesrätin Waltraud Deeg die Zuständigkeiten für die Bereiche Familie, Senioren, Soziales und Wohnbau übernommen – “es ist das schönste Ressort, das man haben kann”, hob Landesrätin Deeg bei der Bilanzpressekonferenz am heutigen Montag hervor.
“Soziale Nachhaltigkeit und soziale Gerechtigkeit ziehen sich durch mein Ressort, es geht darum, sich stark zu machen für jene, die keine starke Lobby hinter sich haben”, führte die Landesrätin aus. Jene, die leider auch oft dazugehören, seien die Seniorinnen und Senioren. “Seniorinnen und Senioren in Südtirol sind von unschätzbarem Wert und von großer Bedeutung für die Gesellschaft”, hob Christine Gostner von Stefenelli hervor, die sich seit vielen Jahren für Seniorenanliegen auf lokaler, aber auch auf europäischer Ebene einsetzt. Im internationalen Vergleich stehe Südtirol gut da, allerdings gebe es auch noch Maßnahmen, wie altersgerechte Arbeitsplätze für die Generation 60+, die Verbesserung der Absicherung der Pflegezeiten oder die Ermöglichung des Mehrgenerationenlebens, die es anzugehen gelte.
Betreuungs- und Pflegelandkarte zeigt Bedarf auf
Südtirol ist – ebenso wie andere europäische Länder und Regionen – mittendrin im demografischen Wandel. Dies heißt, dass auch bei uns die Bevölkerung zunehmend älter wird und stellt damit die bestehenden Systeme vor neue Herausforderungen, gilt es doch einen erhöhten Grad an pflegebedürftigen Menschen mit einer rückläufigen Verfügbarkeit von Fachpersonal in Einklang zu bringen. Um künftige Investitionen im Pflegebereich zielgerichtet steuern zu können, hat Landesrätin Deeg gemeinsam mit den Sozialdiensten der Bezirksgemeinschaften eine Betreuungs- und Pflegelandkarte erstellt. Eine zentrale Leistung im Bereich der Pflege ist das Pflegegeld: “Das Pflegegeld ist ein Best-Practice-Modell, weil es eine pflegeorientierte, haushaltsfinanzierte Maßnahme für die Menschen ist”, hob Landesrätin Deeg hervor. 2022 wurden 245,5 Millionen Euro dafür bereitgestellt. Damit wurden rund 11.500 pflegebedürftige Menschen in Südtirol unterstützt. Dreiviertel von ihnen leben in einem der 78 Südtiroler Seniorenwohnheime.
Die Coronapandemie bezeichnete Deeg, ebenso wie den laufenden Krieg und die Energiekrise, als eine der großen Herausforderungen dieser Legislatur. Während der Pandemie habe es zahlreiche herausfordernde Situationen in den Heimen gegeben, die Mitarbeitenden dort hätten teilweise Übermenschliches geleistet. In dieser Zeit sei jedoch auch die Vernetzung untereinander intensiviert worden, um gemeinsam diese Krise zu meistern.
Neben der Absicherung der Betreuung in Seniorenwohnheimen setzt das Land Südtirol zunehmend auf den Ausbau des betreuten und begleiteten Wohnens und der ambulanten (unterstützenden) Pflegedienste. Es gehe darum, ältere Menschen zu befähigen, möglichst lange selbstständig und autonom leben und wohnen zu können. Dafür wurden in der vergangenen Legislatur auch neue Modelle ermöglicht: So wird beispielsweise in Prad am Stilfserjoch derzeit das “Betreute Wohnen Plus” umgesetzt.
Südtirol hat erstmals ein Gesetz zur Förderung des aktiven Alterns
Wenngleich die Bevölkerung immer älter wird, bleiben Südtirols Seniorinnen und Senioren immer länger fit. Um diese Entwicklung positiv voranzutreiben, wurde im Herbst 2022 das Landesgesetz zum Aktiven Altern verabschiedet. Dies ist die erste rechtliche Basis, um Maßnahmen in diesem Bereich mit Landesmitteln fördern zu können. Seitdem befindet sich das Gesetz in Umsetzung, unter anderem indem der neue Landesseniorenbeirat im Juni eingesetzt wurde. Dieser soll sich künftig aktiv in die Südtiroler Seniorenpolitik einbringen und damit ein Sprachrohr für die ältere Generation sein. Eingesetzt werden soll zudem ein Seniorenanwalt oder eine Seniorenanwältin, der oder die sich besonders der Anliegen der älteren Menschen in Südtirol annimmt. “Seniorinnen und Senioren sind eine wertvolle Ressource für die gesamte Gesellschaft. Dies soll mit dem Landesgesetz zum Aktiven Altern anerkannt und gefördert werden”, unterstrich Seniorenlandesrätin Deeg. Sie baue darauf, dass sich die volle Wirkungskraft des Gesetzes in den nächsten Jahren weiter entfalte und dies der gesamten Gesellschaft zugutekomme.
Soziales Netz weiter stärken
Im Rahmen ihrer Bilanzpressekonferenz am heutigen Montag hat Landesrätin Waltraud Deeg auch gemeinsam mit dem Präsidenten des Dachverbandes Soziales und Gesundheit, Wolfgang Obwexer, auf die bewegenden und herausfordernden vergangenen fünf Jahre zurückgeblickt. “Dank der primären Zuständigkeit im Bereich Soziales haben wir in Vergangenheit ein starkes soziales Netz entwickelt. Dieses war besonders in der Pandemiezeit von Vorteil”, unterstrich Landesrätin Deeg. Sie sei überzeugt, dass es weiter gelte, in dieses Netz zu investieren.
“Vor allem braucht es mehr Wertschätzung für diesen Bereich und für die Menschen, die darin arbeiten”, hielt Deeg fest. Die Vernetzung zähle zur Kernaufgabe des Dachverbandes für Soziales und Gesundheit, erklärte Präsident Wolfgang Obwexer, der der Landesrätin für ihr stets offenes Ohr und für ihre Präsenz in den vergangenen Jahren dankte. Obwexer nannte die Absicherung der finanziellen Ressourcen ein wichtiges Ziel, denn “funktionierende soziale Dienste tragen zum Funktionieren der Gesellschaft wesentlich bei.”
Landessozialplan wird Ende Juli vorgestellt
Einer der Arbeitsschwerpunkte der vergangenen fünf Jahre im Bereich Sozialwesen war die Erarbeitung des neuen Landessozialplanes. Damit erhält Südtirol nach 14 Jahren wieder ein strategisches Planungsinstrument für den Sozialbereich, in dem wesentliche Entwicklungen und mögliche Maßnahmen festgehalten werden. Die Erarbeitung erfolgte in einem partizipativen Prozess unter Einbindung vieler Partner und Interessensvertretungen und unter wissenschaftlicher Begleitung durch Eurac Research. Nach fünf Themenworkshops, bei denen sich rund 350 sozial tätige Menschen eingebracht haben, und der Ausarbeitung und Genehmigung des Textes durch Sozialbeirat und Landesregierung wird der Landessozialplan 2030 Ende Juli der breiten Öffentlichkeit vorgestellt.
Herausforderung Coronapandemie und Preissteigerung
Als im Jänner 2020 die Arbeiten am neuen Landessozialplan aufgenommen wurden, ahnte keine und keiner der Beteiligten, welch große Herausforderung für das Sozialwesen nur wenige Wochen später gemeistert werden musste: Die Coronapandemie und ihre Auswirkungen haben das Südtiroler Sozialwesen – ebenso wie andere gesellschaftliche Bereiche – stark in Anspruch genommen. Doch, wie auch Soziallandesrätin Waltraud Deeg zufrieden feststellte, sei es möglichst schnell gelungen ressort- und ebenenübergreifend die Zusammenarbeit zu organisieren, um damit konkrete Hilfestellung zu leisten. Deeg dankte in diesem Zusammenhang allen, die sich hier eingebracht haben, vor allem aber nochmals den engagierten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern im Sozialbereich, allen voran jenen in den Seniorenwohnheimen und den Sozialdiensten.
Herausfordernd sei es auch gewesen, allen Menschen in Südtirol Unterstützung, auch finanzieller Art, zukommen zu lassen. Insgesamt 75,9 Millionen Euro sind seit Frühjahr 2020 in Form der Soforthilfe Covid-19, des Covid-19-Kindergelds und als Covid-19-Beitrag für Miete und Wohnungsnebenkosten vom Land ausbezahlt worden. Auch als es im Frühjahr 2022 durch die Energiekrise zu einem allgemeinen Preisanstieg kam, wurde das Land tätig und zahlte insgesamt 34,7 Millionen Euro im Rahmen des Entlastungspaketes an über 32.000 Familien und weitere 31.700 Einzelgesuchstellerinnen und -gesuchsteller aus.
Soziales Netz wird weiter gestärkt
Nicht unerwähnt lassen wollte Landesrätin Deeg die zahlreichen engagierten Menschen im Sozialbereich: Rund 7500 hauptamtliche Mitarbeitende und 10.000 Freiwillige bilden ein soziales Netz, auf das man nur stolz sein könne. Was von den rund 400 Vereinen und Organisationen sowie von den Dienstleistern im Sozialwesen für die Menschen in Südtirol leisten, sei unglaublich. Darum müssen wir weiter daran arbeiten, unser soziales Netz zu stärken und zu verdichten.
Die Landesrätin erinnerte zudem an wichtige gesetzliche Meilensteine, die in den vergangenen Jahren gesetzt wurden. Dazu zählt besonders das Gesetz zur Gewaltprävention, das im Dezember 2021 verabschiedet wurde und seitdem in Umsetzung ist. Damit werde einerseits der Schutz für Gewaltopfer gestärkt, andererseits könne man künftig auch stärker Maßnahmen zur Gewaltprävention ergreifen, fasste die Landesrätin zusammen. Von Bedeutung war auch die Verabschiedung der Durchführungsverordnung zum Inklusionsgesetz, mit denen selbstbestimmtes Wohnen für Menschen mit Behinderungen gefördert wird.